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Kuhspielplatz und Heukarussell

Lassen sich Kühe von einem Heukarussell locken? Und wie gut nehmen sie einen Spielplatz mit Beschäftigungsmaterialien an? Diesen Fragen ging Karolin Fischer in ihrer Masterarbeit nach.

Lesezeit: 4 Minuten

Beim diesjährigen Meister & Macher-Wettbewerb haben elf Preisträgerinnen und Preisträger eine Auszeichnung für ihre Abschlussarbeiten erhalten. Wir stellen Ihnen die Köpfe hinter den Arbeiten vor.

Eine Pilotstudie zu Beschäftigungsmaterial für Milchkühe war für Karolin Fischer genau das richtige Thema für ihre Masterarbeit. „Ich konnte ein innovatives Thema aus dem Bereich Tierwohl und Haltungstechnik bearbeiten“, ­erklärt die frühere Agrarstudentin der Universität Hohenheim.

Hinzu kam, dass die Studie im Praxisbetrieb der Familie Hämmerle in Bad Wurzach stattfand, deren Stall über die Euro­päische Innovationspartnerschaft (EIP) ­gefördert worden war. Der 6-reihige Laufstall mit zwei Melkrobotern bietet 128 laktierenden Kühen Platz.

In ihrer Arbeit wollte Karolin Fischer klären, wie gut Milchkühe verschiedene Beschäftigungsmaterialien akzeptieren und ob sich die Tiere durch deren zielgerichteten Einsatz lenken lassen. Dazu führte sie an zwei Plätzen im Stall Untersuchungen durch.

Platz mit vier „Spielzeugen“

Zum einen hatten Hämmerles auf dem innenliegenden Laufhof einen Kuhspielplatz mit vier Beschäftigungsmaterialien angelegt. An einer Schiene hängen eine Heutonne, ein Gummilappen, ein Knabberholz und ein Knabberholz mit Bürsten. Mit Kameras erfasste die Studentin drei Tage lang die Kontakte der Kühe zu den Materialien und wertete sie aus. Dabei unterschied sie zwischen Beschäftigung und reinem Aufenthalt.

Am Anfang gingen die Kühe verstärkt auf den Spielplatz. Dabei überwog die Beschäftigung gegenüber dem Aufenthalt ohne Beschäftigung. Am attraktivsten war für die Kühe anfangs die Heutonne. Allerdings war diese bereits nach einer halben Stunde leergefressen. Eine ständige Befüllung wäre arbeitswirtschaftlich jedoch auf Dauer nicht umsetzbar.

Abgesehen davon suchten die Kühe die Bürste am häufigsten auf. Diese ging jedoch nach einem Jahr im Einsatz kaputt. Das Interesse am Gummilappen und am Knabberholz blieb verhältnismäßig gering. Was die Aufenthalte der Kühe auf dem Spielplatz betrifft, trat relativ schnell ein Gewöhnungseffekt ein. Die Besuche dort ließen rasch nach. ­Karolin Fischer führt das auch auf das große Platzangebot im Stall zurück. „Möglicherweise würde ein Kuhspielplatz unter weniger optimalen Haltungsbedingungen stärker nachfragt“, vermutet die Absolventin der Agrarwissenschaften.

Karussell vor dem Roboter

Die zweite Untersuchungsstelle war der Wartebereich vor dem Melkroboter. Dort hat Familie Hämmerle ein von Professorin Barbara Benz entwickeltes Heukarussell mit zwei Heutonnen installiert, das sich zeitgesteuert automatisch anhebt und absenkt. Die Heutonnen hängen an den Enden einer Metallstange. Diese ist mittig aufgehängt und kann sich um diese Aufhängung drehen. Die Tonnen haben am unteren Ende der Wand und im Boden Löcher mit 8 cm Durchmesser, aus denen die Kühe das Heu zupfen können.

Um zu klären, ob man die Kühe mit dem Heukarussell zu den Melkrobotern locken kann, wurde das Karussell zunächst vier Tage lang in regelmäßigen Abständen abgesenkt und angehoben und zweimal täglich neu mit Heu befüllt. Dann blieb es vier Tage lang komplett angehoben. Karolin Fischer verglich, wie viele Kühe sich im Warte­bereich aufhielten und wie viele sich mit dem Karussell beschäftigten.

Steckbrief

1. Platz in der Kategorie Tierhaltung

Karolin Fischer, Weilheim (Baden-Württemberg)

Alter: 27 Jahre

Abschluss: Master der Agrarwissenschaften

Betrieb: kein eigener Betrieb

Ansatz: Karolin Fischer führte im ­Rahmen ihrer Masterarbeit eine Studie im neuen Stall eines Milchviehbetriebes durch. Sie klärte dabei, wie gut Milch­kühe verschiedene Beschäftigungs­materialien akzeptieren und inwieweit sie sich durch deren gezielten Einsatz ­lenken lassen.

Weniger Treibekühe

Bei Einsatz des Heukarussells war die Zahl der anwesenden Kühe im Wartebereich höher. Zum Teil beschäftigten sich bis zu sieben Kühe mit den Tonnen. Wurden sie mit Grassilage befüllt, was viel aufwendiger ist als mit Heu, waren diese noch schneller leergefressen. Wurde Stroh in die Tonnen gegeben, zeigten die Kühe hingegen wenig Interesse am Karussell.

Obwohl sich bei Befüllung mit Heu mehr Kühe im Vorwartebereich auf­hielten, blieb die Zahl der Melkungen gleich. Die Zahl der Treibekühe wurde im Versuch nicht erfasst. Im weiteren Einsatz stellte Milchviehhalter Hubert Hämmerle aber einen Effekt fest: „Durch das Heukarussell müssen wir weniger Kühe nachtreiben.“ Seine Frau Barbara befüllt die Tonnen jeden Abend mit Heu und lässt diese nachts mehrmals zeitgesteuert absenken. „Das führt dazu, dass in der Nacht mehr Kühe ­gemolken werden und wir am nächsten Morgen fünf bis sechs Treibekühe ­weniger haben“, freut sich der Landwirt.

Diese Erfahrung könnte auch Melkroboterbetrieben mit Weidegang helfen, meint Karolin Fischer. „Möglicherweise können diese Betriebe ihre Kühe mit einem Karussell besser zum Wartebereich vor den Melkroboter locken und so die Anzahl der Melkungen erhöhen.“

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