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topplus CO2-Bilanzierung

Treibhausgas-Experten fordern verbindlichen Standard

Landwirten, die ihren CO2-Fußabdruck erfassen wollen, stehen diverse Rechner zur Auswahl. Experten setzen sich nun für einen bundesweit verpflichtenden Standard ein. So soll die Vergleichbarkeit erhöht werden.

Lesezeit: 4 Minuten

Für die bessere Vergleichbarkeit zwischen den Betrieben will das bundesweite Experten-Netzwerk Treibhausgasbilanzierung und Klimaschutz in der Landwirtschaft (THeKLa) einen Standard für die Berechnung des CO2-Fußabdrucks ins Leben rufen. Auch die leichtere wirtschaftliche Bewertung von Klimaschutzmaßnahmen ist ein Ziel. Das verdeutlichten die Beteiligten auf ihrer 3. Jahrestagung.

Aktuell gibt es eine Vielzahl von Rechnern, die keine vergleichbaren Ergebnisse liefern. Wir haben darüber mit THeKLa-Koordinator Harald Becker vom TFZ in Straubing gesprochen.

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Warum gibt es so viele einzelne Ansätze?

Becker: Bislang ist die Bilanzierung freiwillig. Unterschiedliche Behörden, Institute und Universitäten haben im Laufe der Zeit ihre eigenen Methoden und Tools erarbeitet.

Wie kann daraus ein Standard entwickelt werden?

Becker: Es gibt bereits eine gute Grundlage: Der Berechnungsstandard für einzelbetriebliche Klimabilanzen, kurz BEK. Er wurde 2017 veröffentlicht und gut auf das nationale Treibhausgas-Inventar abgestimmt. Das Inventar ist die Aufzeichnung von Emissionen, die ein Sektor, eine Region oder ein ganzes Land in einem bestimmten Zeitraum freisetzt. Am BEK beteiligt sind die Landwirtschaftskammern der Länder Hessen, NRW, Niedersachsen, das Thünen-Institut, das KTBL und Universitäten.

Warum ist der BEK besonders gut geeignet?

Becker: Der große Vorteil des BEK ist, dass er zwischen den Institutionen gut abgestimmt ist. Die Datenbank nutzt die selben Werte und Formeln, wie das THG-Inventar, das das Thünen-Institut jedes Jahr bereitstellt. Somit gibt es hier eine große Überschneidung. Der BEK wird auch immer entsprechend aktualisiert. Momentan ist die 3. Auflage in der Mache. Für Deutschland sollte der BEK eigentlich den „kleinsten gemeinsamen Nenner“ für eine THG-Bilanz darstellen.

Warum brauchen wir einen bundesweiten, verpflichtenden Standard?

Becker: Landwirte können aktuell ihre Treibhausgas-Emissionen auf unterschiedliche Art und Weise erfassen: für einzelne Produkte wie z. B. pro Liter Milch, für ganze Betriebszweige oder für ihren kompletten Betrieb. Die Bilanzierung bietet die Möglichkeit Stellschrauben für mehr Klimaeffizienz zu erkennen und so mehr CO2 einzusparen. Deshalb ist es wichtig, möglichst aussagekräftige und vergleichbare Daten zu haben. Ein bundesweiter Standard soll das ermöglichen.

Wie läuft die Zusammenarbeit mit den Landwirten aktuell?

Becker: Alle sehen das Problem, das ist gut. Bisher lief die Bilanzierung in drei Ansätzen: Zum einen über die Teilnahme der Betriebe an Projekten, innerhalb derer die Akteure einen Treibhausgas-Rechner nutzen oder sogar entwickelt haben. Zum anderen gehen viele Initiativen im freien Markt von den Verarbeitern aus. In der Milchwirtschaft z. B. haben sich sechs Molkereien in der Aktion "Klimaplattform-Milch" zusammengetan, um einen einfachen einheitlichen Rechner vorzugeben. Nach der Datenauswertung wird der Landwirt bezahlt, wobei die Vergütung noch nicht an das Ergebnis gekoppelt ist. Zukünftig soll das aber kommen. Im Pflanzenbau ist es noch einmal anders. Hier gibt es unterschiedliche Strömungen: Zum einen geht die Bilanzierung oft vom einzelnen Erzeuger aus, insbesondere im Bereich Humusaufbau. Fachlich unterstützen kann z. B. die Beratung der Landwirtschaftskammern, die dafür mehr und mehr feste Stellen schaffen. Zum anderen sind auch hier erste Verarbeiter und Landhändler, wie z. B. die BayWa aktiv beratend dabei.

Wer ist nun in der Verantwortung, eine Vereinheitlichung zu schaffen?

Becker: Wir vom THeKLa bieten die Kommunikationsplattform, die die Akteure vernetzt. Die Instanzen, die eine Vereinheitlichung vorantreiben können, sind ganz klar die Fach- und Bundeseinrichtungen, wie das Thünen-Institut und das BMEL.

Wo steht die ganze Bewegung der THG-Bilanzierung?

Becker: Viele Projekte sind befristet. Wir sind aktuell noch dabei, ein Problembewusstsein und ein Systemverständnis zu schaffen und leider weit davon entfernt, dass sich die breite Masse beteiligt. Es gibt unter Landwirten auch die Befürchtung, dass die Bilanzzahlen genutzt werden könnten, um Betriebe abzuwerten. Hier sollte man einerseits offensiv argumentieren und zeigen, was Landwirte bereits alles klimaschonend produzieren. Andererseits sollte man betriebsintern Treibhausgase immer mit anderen wichtigen Werten verknüpfen, zum Beispiel Stickstoff, Energieeinsatz und natürlich auch der Ökonomie. Am Ende kann die THG-Bilanzierung für die Erzeuger, die Verarbeiter und das Klima positive Effekte haben. Voraussetzung ist, dass die Länder ihre Landwirte gut beraten, für den Aufwand entlohnen und die Umsetzung von klimafreundlichen Maßnahmen langfristig betreuen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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