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Trigema-Inhaber Grupp sieht in persönlich haftenden Chefs die Zukunft

Ende 2023 gibt Wolfgang Grupp die Firma Trigema an seine Kinder ab. Auf den DLG-Unternehmertagen hatte er wertvolle Ratschläge für Landwirte mitgebracht. Ist der Standort Deutschland zu retten?

Lesezeit: 6 Minuten

"Als Bauern können Sie sich glücklich schätzen in ihrer Branche, dass Sie da sind und nicht in der Textilbranche". So leitete der Inhaber des Textilherstellers Trigema seinen Vortrag zum Unternehmertum am Standort Deutschland ein. Auf den DLG-Unternehmertagen in Magdeburg war er am Mittwoch der erste Gast.

Seit Langem ist Grupp nicht nur dafür bekannt, die politischen und wirtschaftlichen Verfehlungen der vergangenen Jahre offen anzusprechen, er ist auch ein bekennender Verteidiger der „alten“ Unternehmertugenden und des Standorts Deutschland. „Der Standort ist gut, wir alle haben die Pflicht zuerst die Aufgaben im Heimatland zu erfüllen und nicht das Glück in der Ferne zu suchen“, stellte der Manager aus dem Zollernalbkreis klar.

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Der 82-jährige Unternehmer Wolfgang Grupp hat 1967 in Köln Betriebswirtschaft gelernt und ist 1969 in die Firma seines Vaters in Burladingen eingestiegen. 1972 übernahm er die Textilfabrik in schwierigen Zeiten und strukturierte sie um. Der Umsatz stieg von 8,4 Mio. auf 124,2 Mio. €. Heute ist Trigema Deutschlands einziger Textilhersteller. In den vergangenen 20 Jahren hat das Unternehmen gegen den Trend weitere 400 Mitarbeiter eingestellt und beschäftigt nun 1200 Menschen. Die Wertschöpfung gibt Grupp mit 78 % bei 100 % Eigenkapitalquote an. Das Unternehmen hat keine Kredite. Ende 2023 will er Trigema an seine Kinder „verschenken“ und sich zur Ruhe setzen. Das Unternehmen soll dann zur KG umfirmieren.

Wir brauchen Verantwortung und Haftung

Probleme lägen nicht am schlechten Standort, sondern an Fehlern der Unternehmer. Heute würden viel zu schnell und viel zu oft Insolvenzen angemeldet, dann oft noch in Eigenregie. „Wenn das in einem Rechtsstaat möglich ist, dann kann das nichts mehr werden.“

Grupp betont, dass er nach wie vor seine Firma als eigetragener Kaufmann leitet, nicht als GmbH, wo keiner mehr Verantwortung übernehme. „Ich stehe für alle Entscheidungen gerade und hafte mit meinem Privatvermögen.“ Das sollte selbstverständlich sein. Er fragt, wie es sein könne, dass Steuerzahler die Fehler von Managern ausbügeln müssten, die sich kurz vorher noch eine Millionenyacht kaufen können.

Grupp fordert eine Rückkehr zu Verantwortung und Haftung in der Wirtschaftswelt. Die ganzen Großen der deutschen Geschichte seien alle selbsthaftende Unternehmer gewesen. Er schlägt daher die persönliche Haftung vor und wünscht sich im Gegenzug eine begünstigte Besteuerung, wie etwa 50 % Einkommenssteuerrabatt. Dann könnten die Inhaber auch wieder investieren und die Unternehmen würden viel sicherer.

Landwirte sollen ihre Waren als die besseren vermarkten

Gegen Globalisierung ist der umtriebige Inhaber dagegen nicht, das habe seinem Unternehmen eine riesen Chance ermöglicht. Aber: „Man muss das produzieren, was die Welt will. Nicht klagen, wenn Massenprodukte im Hochlohnland nicht produzierbar sind, sondern die Sachen anbieten, die wir herstellen können und die die anderen nicht haben. Das sind Unternehmerentscheidungen.“

Später wurde Grupp darauf angesprochen, wie das auf die Landwirtschaft übertragbar sei. Ohne da tiefere Kenntnisse zu haben bestätigte er das Grundprinzip. Die Landwirte müssten ihre Waren als die besseren vermarkten oder Produkte anbieten, die besonders sind und herausstechen. Er sehe ein, dass das heutige Produzieren von austauschbarer Massenware, die weltweit gehandelt wird, ein Problem darstellt. Aber da sei jeder selbst gefragt, seine Ideen umzusetzen und selbst was zu schaffen.

Wer nur für Mindestlohn Arbeit abliefert, leistet zu wenig

Eine interessante Sichtweise hat Grupp zum Thema Mindestlohn. Eine Diskussion darüber sei eigentlich indiskutabel, ein höherer Lohn doch selbstverständlich. Er verlangt nach eigener Aussage von seinen Mitarbeitern, dass sie 17 oder 18 € Lohn aus der Maschine herausholen. Die Maschine bringe die Leistung und der Mitarbeiter verdiene sich dann auch das Geld. Wer nur Mindestlohn schafft, taugt nicht.

Dazu sagt er Sätze wie: „Die Produkte müssen den Standort Deutschland repräsentieren“. Als tragende Säule sieht der 82-Jährige die Familienbetriebe, sie seien Deutschlands Mittelschicht. Diese müssten viel mehr unterstützt werden, statt immer neue Investoren reinzuholen.

Es müsse wieder selbstverständlich sein, dass die Kinder mit Stolz auf den Beruf des Vaters schauen und in seine Fußstapfen treten wollen. Das müsse eine Selbstverständlichkeit sein. Auch Mitarbeiter müssten stolz auf ihre Firma sein.

„Unternehmer müssen konstant Probleme lösen“

Er sei nun 54 Jahre in der Branche. „Erfolg ist keine Kunst, Neckermann und Quelle waren auch mal erfolgreich. Erfolgreich zu bestehen, ist die Kunst“, verdeutlichte er.

Als Unternehmer müsse man konstant Probleme lösen und nicht klagen. Jedes Problem sei einmal klein gewesen, bevor es groß wurde. Als Rat, wenn ihm so jemand kommt, gab er mit: „Sagen Sie dem, er ist eine Flasche, wenn er das nicht rechtzeitig gelöst hat.“

Auch gegenseitiges Füreinander einstehen müsse doch normal sein. Im Übrigen tue uns allen Egoismus gut. „Ich tue alles, was der Firma gut tut. Ohne die Mitmenschen wäre ich aber nichts. Ich bin zwar Alleinentscheider, aber die Mitarbeiter müssen es umsetzen. So höre er auf das Team. Wenn da jemand eine neue Maschine will, dann bekommt er sie, er muss dann aber auch haften und sehen, dass sie die Wünsche erfüllt.

„Kunden sind die größten Versager“

Nach diesen allgemeinen Ansichten schilderte Grupp konkret, wie er Trigema damals in den Handel gebracht hatte. Eigentlich war man nur Produzent, die Kaufhäuser und Versandhändler übten dann jedoch großen Druck aus. Reihenweise gingen die Unternehmen pleite. „Die SB-Belieferung war eine Todsünde der Textilbranche, weil die Abnehmer den vereinbarten Preis nicht eingehalten haben“, sagt er. Und die Kunden seien die größten Versager, dass sie da mitmachten.

Nach einer erfolgreichen Zusammenarbeit mit Aldi wollte der Discounter dann auf Eigenmarken wechseln – produziert von Trigema. Da machte der Patriarch nicht mit und verzichtete auf die 36 Mio. € Umsatz. Als Ersatz schuf er schon vor 25 Jahren den Onlineshop sowie mehrere Testgeschäfte. Letztere verkaufen die Ware zum halben Preis. „Geld verdienen wir in der Produktion, nicht Handel“, so seine Devise. Die Geschäfte müssen gar kein Geld verdienen.

Das Konzept ging auf: Heute machen der Onlineshop und die regulären Stores je 40 % des Umsatzes. „Zu 80 % bin ich beim Verkauf autark“, so Grupp. Von Glück – wie seine lästernden Wettbewerber oft sagten – will er dabei nichts hören. Glück habe man nicht, sondern man müsse gute Entscheidungen treffen.

Zum Abschluss hob Grupp hervor, dass sein Unternehmen keine Schulden oder Kredite habe. „Der Unternehmer muss stets alles voll überblicken können“ lautet seine Absage an das "Immer mehr und Immer größer". Eine Sorge macht auch ihm abschließend der Fachkräftemangel. „Wir brauchen nicht so viele Studierte, sondern wieder mehr Handwerker und Fachkräfte.“

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