Dieser Beitrag erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.
Die sogenannten Balkonkraftwerke sind kleine Solaranlagen, die darauf ausgelegt sind, den eigenen Stromverbrauch teilweise zu decken. Überschüssig erzeugter Strom wird ins Netz eingeleitet. Der Produzent erhält dafür aber keine Vergütung nach dem Erneuerbaren Energien Gesetz (EEG).
„Nach fünf bis zehn Jahren hat sich ein Balkonkraftwerk mit 800 kWp amortisiert“, kalkuliert Manfred Einerhand. Seiner Rechnung legt er rund 1000 € für Material und Installation, eine Stromerzeugung von 510 kW sowie eine Eigenverbrauchsquote von rund 78 % zugrunde. Am vergangenen Donnerstag informierte der qualifizierte Berater und Solarteur im Rahmen der Veranstaltung „Balkon-Solar und private PV-Anlagen“ auf Haus Düsse und beantwortete unter anderem die folgenden Fragen.
Wie montiere ich ein Balkonkraftwerk?
Der Name „Balkonkraftwerk“ ist irreführend. Denn die kleinen Anlagen können nahezu überall meist selbst montiert werden. Lediglich auf Dächern empfiehlt es sich, einen Fachmann hinzuzuziehen. Für die senkrechte Montage an Hauswänden kommen leicht montierbare Führungsschienen zum Einsatz. Um auch auf Carports oder Garagendächern den passenden Aufstellwinkel zu realisieren, bieten sich Unterkonstruktionen aus Metall an. Mit ihnen lässt sich der Winkel häufig individuell anpassen. Eine darunterliegende Bautenschutzmatte verhindert Undichtigkeiten im Dach. Die Montageuntersätze werden anschließend mit Ballast windfest fixiert. Um die Belastung des Balkongeländers gering zu halten, könne es manchmal auch ratsam sein, die Module senkrecht, ohne Winkelkonstruktion zu befestigen. Wichtig ist laut Einerhand eins: „Jeder Nutzer muss seine Anlage ordnungsgemäß montieren.“
Wo ist der perfekte Aufstellort für eine Balkon PV-Anlage?
Einerhand gab keine pauschal gültige Aussage über den optimalen Aufstellungsort. Die Wirksamkeit einer solch „steckerfertigen Erzeugungsanlage“ hänge vielmehr vom Nutzerverhalten ab. Eine nach Süden ausgerichtete Anlage erziele mittags und nachmittags gute Leistung. Doch gerade dann sei der Stromverbrauch in vielen Haushalten am geringsten. Das Standardlastprofil in Deutschland zeige vielmehr, dass morgens und abends der meiste Strom benötigt werde. „Demnach kann auch eine nach Nordwest ausgerichtete Anlage sinnvoll sein“, gibt Einerhand zu bedenken. Der Aufstellungsort bestimmt laut dem Experten auch den Aufstellwinkel der Module. Diesbezüglich verweist er auf den Solarkataster NRW, der im Internet frei zugänglich ist.
Brauche ich einen Speicher?
Die wenigen am Markt verfügbaren Speichermodelle kosten mindestens 1000 €, rechnet Solarexperte Einerhand vor. Noch sei die Technik zu teuer, um einen Nutzen davon zu haben. Er empfiehlt, noch ein paar Jahre mit der Anschaffung eines Speichers zu warten. Dann werde die Technik besser steuerbar sein. Aktuell könnten die Speicher lediglich feststellen, dass kein Strom aus den PV-Modulen fließe und würden dann den vorher gespeicherten Strom ins Netz abgeben – ungeachtet dessen, ob derzeit auch ein entsprechend hoher Verbrauch vorhanden sei. Einen Speicher nachzurüsten, sei problemlos möglich.
Wie viele Balkonanlagen darf ich betreiben?
Je Verbrauchstelle, sprich je Zähler, ist ein Balkonkraftwerk zulässig. Gesetzlich erlaubt sind bei Balkonkraftwerken aktuell 600 W Leistung. Ab 2024 gelten 800 W je Zähler als Grenze. Zwar könnten die sogenannten Mikro-Wechselrichter, die den Strom einer kleinen Anlage einspeisen, bis zu 2000 W wandeln, sie sind jedoch entsprechend gedrosselt. Würde mehr Strom ins Hausnetz eingeleitet, bestünde die Gefahr eines Kabelbrands. Einerhand rät daher dringend davon ab, die Leistung des gedrosselten Wechselrichters eigenständig zu erhöhen. Die installierte Leistung der Solarmodule darf aber durchaus über der später eingeleiteten Leistung liegen.
Sollte ich meine PV-Anlage putzen?
Bei einer privaten PV-Anlage mit normaler Verschmutzung ist das Säubern unnötig. Das gilt laut Einerhand nicht für Anlagen auf landwirtschaftlichen Betrieben oder wenn „schadhafte“ Bäume wie Linden in der Nähe stehen. In solchen Fällen stellt er häufiger gravierende Verschmutzungen fest. Private Kleinanlagen sollten nur gereinigt werden, wenn sich Moos und Flechten am Rahmen bilden und drohen, darunter zu „wandern“. „Bei Modulen, die mit 20 bis 35° oder gar senkrecht montiert sind, funktioniert die Selbstreinigung aber meist gut“, fasst Einerhand zusammen.