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Biogas Infotage: Innovative Biogasbranche zeigt sich erneut flexibel

Über 1000 Besucher informierten sich bei den mehr als 130 Ausstellern auf den zwei „Biogas Infotagen“ in Ulm über technische und rechtliche Trends sowie neue Geschäftsfelder für die Biogasbranche.

Lesezeit: 5 Minuten

Flexibilität ist in der Biogasbranche seit Jahren gefragt. Gemeint ist nicht nur die bedarfsgerechte Stromproduktion, sondern auch das Einstellen auf die immer wieder neuen Hürden und Rahmenbedingungen. „Es herrscht nach wie vor eine große Verunsicherung bei den Betreibern, weil die Politik weder klare Rahmenbedingungen noch Planungssicherheit bietet“, wiederholt Alexander Lehr, Biogas-Fachberater beim Verein renergie Allgäu, was er schon im Jahr zuvor bemängelt hatte.

Die Lage hat sich seither eher noch verschlechtert: Mit den komplexen Regelungen zur Nachhaltigkeitszertifizierung und den langen Debatten rund um die Übergewinnabschöpfungen hatte die Regierung zuletzt für noch mehr Probleme gesorgt. „Anstatt die bestehenden Möglichkeiten der Branche zu nutzen, wurden und werden immer neue bürokratische Hürden aufgebaut“, erzählt Alexander Lehr aus seiner Beratungspraxis.

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Neue technische Lösungen

Trotz oder gerade wegen der ständigen Rückschläge durch die Politik bleibt die Branche innovativ. Das zeigte sich auf den Biogas Infotagen in Ulm, der größten Biogasmesse in Süddeutschland. Bei der vom Verein „renergie Allgäu“ organisierten Veranstaltung mit über 130 Ausstellern und mehr als 1.000 Besuchern gab es viele Lösungen zu aktuellen Herausforderungen.

Dazu zählt z.B. der Umstieg von Energiepflanzen als Rohstoff auf Reststoffe wie Mist, Stroh oder Gras. Für meist sehr faserhaltigen Substanzen lassen sich nicht ohne weiteres in Biogasanlagen vergären, die für einfache Substrate wie Mais konzipiert sind.

Hierzu gibt es technische und biochemische Lösungen:

  • Das „Wiederkäuprinzip“ findet immer mehr Verbreitung. Dabei wird der Fermenterinhalt in Separatoren in eine feste und eine flüssige Phase getrennt. Während die Flüssigphase ins Gärrestlager gepumpt wird, fördern Pumpen die feste Phase mit bislang unvergorenen Substanzen wieder in den Fermenter. Früher haben Landwirte die Feststoffe per Frontlader in den Feststoffdosierer befördert. Das hat aber zu Emissionen geführt. Darum gibt es jetzt geschlossene Systeme, bei denen die Feststoffe gleich per Rohrleitung in den Fermenter gepumpt werden.
  • Eine Weiterentwicklung davon ist die Kombination mit einer Ultraschallanlage: Dabei wird die Festphase auf dem Weg zurück in den Fermenter noch zusätzlich beschallt, um den Aufschluss zu verbessern. In Ulm stellten gaben dazu zwei Hersteller von Separatoren die Zusammenarbeit mit je einem Hersteller von Ultraschallanlagen bekannt.
  • Auch gibt es immer mehr Dosiersysteme mit Zerkleinerungswerkzeugen auch für kleinere Anlagen.
  • Neue stromsparende, langsam drehende Rührwerke zum Nachrüsten sollen die Rührfähigkeit von Fermenterinhalten mit hohem TS-Gehalt verbessern.
  • Pelletier- und Brikettieranlagen machen Substrate mit geringer Dichte wie Stroh transportfähig und verbessern die Gäreigenschaften.
  • Die Vielfalt von Zusatzstoffen wie Schwimmdeckenzerstörern, Fließverbesserern bzw. auf verschiedene Substrate angepasste Enzyme nimmt ebenfalls zu. Sie sollen helfen, bei den alternativen Substraten Schwimmdecken oder hohe Stromaufnahmen der Rührwerke zu verhindern.

Kampf den Stickoxiden

Seit Anfang des Jahres gilt ein neuer Grenzwert für Stickoxide im Abgas von Biogas-BHKW. Noch sind längst nicht alle betroffenen Anlagen mit 1 MW Feuerungswärmeleistung umgerüstet. Daher bieten verschiedene Dienstleister und Komponentenhersteller weiterhin Lösungen an mit nachrüstbaren SCR-Kats. Ein Biogas-BHKW-Spezialist zeigte zudem erstmals eine innermotorische Lösung auch zum Nachrüsten, um ohne SCR-Kat und Wirkungsgradverlust die Stickoxide abzusenken.

Neue Lösungen für Biomethan

Wegen der fehlenden politischen Rückendeckung ist das Interesse von vielen Biogaserzeugern an einer Umrüstung auf die Biomethanproduktion ungebrochen. Darauf stellen sich immer mehr Firmen ein, wie in Ulm festzustellen war: Das Angebot an Anlagen zur Biomethan- und CO₂-Verflüssigung nimmt genauso zu wie die Vielzahl von speziellen Produkten wie Anlagen zur sauerstofffreien Entschwefelung oder Verdichteröl für die Verflüssigungsanlagen.

„Andere Betreiber setzen zum Beispiel auf Wasserstoff oder Abfallverwertung“, weiß Fachberater Konrad Gruber. In all diese Richtungen wird bereits geforscht und experimentiert. Die Universität Hohenheim hat in Ulm in dem von ihr geleiteten Wissenschaftsforum eine ganze Reihe solcher Projekte vorgestellt. Die Themenpalette reichte vom „Kraftstoff Biomethan“ über die energetische Nutzung von Abfällen wie Landschaftspflegematerial bis hin zu technischen Optimierungen in der Prozesstechnik oder den Zusammenschluss mehrerer kleiner Anlagen zur gemeinsamen Gaseinspeisung.

Mehr Wärmeverkauf

Die gestiegenen Rohstoffpreise, höhere Stromkosten und die wachsende Inflation sorgen dafür, dass Anlagenbetreiber neben der reinen EEG-Vergütung weitere Erlöse benötigen. Dafür sorgen nicht Erlöse am Strommarkt, wenn die Anlagen flexibilisiert sind, sondern auch höhere Einnahmen beim Wärmeverkauf.

Damit die Betreiber mehr Wärme verkaufen können, bieten Hersteller Abgaswärmetauscher an. Einige haben inzwischen das Prädikat „kondensatfest“, sollten also nicht von Säuren angegriffen werden, die sich im Kondenswasser bilden können.

„Vor allem Wärmenetze werden von Bürgern verstärkt nachgefragt“, weiß auch der renergie-Vorsitzende Thomas Hartmann, der als Energieberater viele solcher Projekte plant und begleitet. Unterstützung gibt es auch durch die neue Bundesförderung für effiziente Wärmenetze (BEW).

Fragen an die Politik

Biogasanlagen könnten viel mehr zur Lösung einiger aktueller Probleme beitragen. Dazu gehört u.a. das Angebot von mehr Biomethan als Ersatz für russisches Erdgas. Oder eine stärkere Vergärung von Gülle als Klimaschutzelement. Regional erzeugt, flexibel verfügbar, nachhaltig produziert – „warum wird diese Technik in der aktuellen Energielage nicht viel mehr genutzt und gefördert?“, wünscht sich Geschäftsführer Florian Weh deutlich mehr Rückenwind und Unterstützung durch die Politik.

Diese Frage war Diskussionsthema auf vielen Ständen während der Biogasmesse. Schließlich bewegt sie Anlagenbetreiber genauso wie die Firmen, die sich immer wieder neu auf veränderte Rahmenbedingungen einstellen müssen.

Die "Biogas Infotage 2024" finden vom 31.01.-01.02. 2024 statt. Weitere Infos: renergie-allgaeu.de

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