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Energiewende

DIW: 100 Prozent Erneuerbare Energien machbar und realistisch

Ein Forscherteam zeigt mit computergestützten Berechnungen, dass eine vollständige dezentrale Energiewende nicht nur die Versorgungssicherheit, sondern auch die Netzstabilität garantiert.

Lesezeit: 3 Minuten

Lässt sich die Energieversorgung einer dicht besiedelten Industrienation wie Deutschland vollständig aus erneuerbaren Quellen sicherstellen? Können Photovoltaik-Anlagen und Windräder Energie aus Erdöl, Erdgas und Kohle komplett ersetzen, ohne dass es zu Versorgungsproblemen kommt? Die Antwortet liefert eine Studie des unabhängigen Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) und der Technischen Universität Berlin. Sie kommt zu dem Schluss: 100 Prozent erneuerbare Energien sind machbar und realistisch. Dabei raten die Forscher dringend zu einem grundsätzlichen Umdenken: Weg von der zentralen Energie-Versorgung durch wenige Großkonzerne, hin zu einem bürgernahen dezentralen Energiesystem, das aus (jeweils kleinen und mittelgroßen) Windkraftanlagen an Land und Photovoltaik-Anlagen auf Dächern und Freiflächen gespeist wird.

Berücksichtigung des höheren Stromverbrauchs

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Ein Forscherteam um Professor Christian von Hirschhausen und Professorin Claudia Kemfert hat mit umfassenden computergestützten Berechnungen gezeigt, dass damit nicht nur die Versorgungssicherheit - und zwar in jedem der 38 deutschen Regierungsbezirke - sondern auch die Netzstabilität garantiert ist. Sie berücksichtigten dabei den Energiebedarf der Industrie ebenso wie den erhöhten Strombedarf, der sich ergibt, wenn nahezu alle Menschen auf Elektrofahrzeuge umsteigen und wenn Heizwärme im Winter nur noch aus Strom-betriebenen Wärmepumpen erzeugt wird. Auch geografische Besonderheiten kalkulierten die Forscher ein: etwa die Zahl der Sonnenstunden oder die Windstärke in den unterschiedlichen Regionen.

Ein dezentraler Ausbau mit der Erzeugung von Energie dort, wo sie verbraucht wird, hätte entscheidende Vorteile. Nicht nur, weil damit eine weitgehende Unabhängigkeit der einzelnen Regionen von in- und ausländischen Stromimporten gewährleistet würde. Bürger würden auch von niedrigeren Strompreisen und/oder der Beteiligung an entsprechenden Anlagen profitieren. Das Risiko für zentrale Netzengpässe und Stromausfälle - insbesondere auch durch zunehmend zu erwartende Hacker-Angriffe - sinke drastisch, so die Studienautoren.

Nachteile der zentralen Versorgung

Im Gegensatz dazu hat die bislang politisch geförderte zentrale Stromversorgung erhebliche Nachteile. Nicht nur, weil Bürger über den Strompreis die Profite der Strom-Konzerne und Netzbetreiber bezahlen müssen. Der aggressiv vorangetriebene und von der Gesellschaft finanzierte Ausbau langer Stromtrassen mit schweren Schäden in der Natur wäre komplett vermeidbar. Auch was den erforderlichen Ausbau von Stromspeichern betrifft, die nicht nur für die Versorgungssicherheit wichtig sind, sondern auch, um Schwankungen im Stromnetz zu vermeiden, schneidet das dezentrale Konzept laut Studie deutlich besser ab. Hier würden sich die Stromspeicher gleichmäßig über Deutschland verteilen, statt sich in Norddeutschland zu ballen - was nicht nur wirtschaftlicher wäre, sondern auch die Transportwege deutlich verringern würde.

Deutschland brauche nicht nur eine rasche Energiewende mit dem Fokus auf erneuerbaren Energien, so das Fazit der Forscher. Sondern auch eine Abkehr von der Politik der zentralen Energieversorgung - hin zu einer bürgernahen dezentralen Stromversorgung.

Die Studie können Sie hier herunterladen.

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