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Fachverband Biogas: Biogas ist günstiger als Gaskraftwerke

Rund 250 Aussteller und über 500 Tagungsteilnehmer diskutierten vom 11. bis 14. Dezember auf der Biogas Convention & Trade Fair in Nürnberg über die Zukunft der Branche.

Lesezeit: 5 Minuten

„Was sind das für Zeiten?“, fragte Horst Seide, Präsident des Fachverbandes Biogas e.V. während der Pressekonferenz im Rahmen der Biogas Convention & Trade Fair in Nürnberg. Die Branche sende deutlich das Signal, dass sie einen wichtigen Beitrag zur Energiewende leisten könne, doch die Bundesregierung lehne dies ab.

„Wenn sich die politischen Rahmenbedingungen nicht bald ändern, werden viele Betreiber, die demnächst nach 20 Jahren aus dem EEG fallen, ihre gut funktionierenden Anlagen stilllegen und keine neuen dazukommen“, warnte Seide.

Wie konkret diese Gefahr sei, hätten in der vergangenen Woche die Ergebnisse der neuesten Biomasseausschreibung gezeigt: Nur 270 der 892 Gebote haben einen Zuschlag bekommen. Das heißt im Umkehrschluss, dass über 600 Betreiber keine Anschlussregelung für ihre Anlagen haben. Und dass, obwohl die Nachfrage nach klimafreundlicher, heimischer und preiswerter Energie aus Biogas steigt – sowohl im Stromsektor als auch bei der Wärme und der Mobilität. „Statt Perspektiven zu schaffen, werden uns immer neue Steine in den Weg gelegt“, beklagte Seide.

Flexible Stromproduktion und Wärme

Dabei könnten Biogasanlagen viele wichtige Aufgaben übernehmen. Darauf machte auch Fachverband-Vizepräsident Christoph Spurk aufmerksam. Dazu gehören unter anderem die Bereitstellung von flexibler Stromleistung zum Ausgleich der volatilen erneuerbaren Energien Wind und Sonne sowie die Produktion von Biomethan für den Kraftstoffmarkt. „Zusätzlich steigt im Zuge der anstehenden kommunalen Wärmeplanung und des Gebäudeenergiegesetzes die Nachfrage nach Biogaswärme“, sagte er.

„Wir können mit unseren Anlagen einen wesentlichen Teil der von der Bundesregierung in der Kraftwerksstrategie vorgesehenen gesicherten Leistung liefern – und zwar schneller und zu günstigeren Preisen als die geplanten Gaskraftwerke“, ergänzte Seide. Diese würden zwar H2-ready geplant, würden aber zunächst vermutlich über Jahre mit fossilem LNG betrieben.

Die Bedeutung von Biogas für den Strommarkt hob auch Dr. Simone Peter, Präsidentin des Bundesverbandes Erneuerbare Energie (BEE) hervor: „Das speicherbare Biogas ist für die sichere Energieversorgung auf Basis heimischer Erneuerbarer Energien als Flexibilitätsoption unerlässlich.“ Das habe der BEE schon vor zwei Jahren in seiner Strommarktdesign-Studie gezeigt und damit eine neue moderne Rolle für die Bioenergie gefordert.

Statt teure Wasserstoff-ready-Großgaskraftwerke mit ungewisser Zukunft und Wirtschaftlichkeit zu errichten, könnten Biogasanlagen schon heute systemdienliche Leistung oder Wärme bereitstellen. Je nachdem, was benötigt werde.

„Noch ist Deutschland Technologieführer.“

Besonders unverständlich ist für Verbandspräsidenten Seide zudem die Diskrepanz zwischen dem europäischen und dem deutschen Weg. Während die Europäische Union mit ihrem RePowerEU-Plan eine Verdoppelung der Biogasproduktion bis 2030 anstrebt – von heute 18 auf 35 Mrd. Kubikmeter – stagniert hierzulande der Ausbau. Aktuell ist Deutschland mit knapp 50 % zwar noch der größte Biogas-Produzent innerhalb der EU. Doch der Anteil sinkt kontinuierlich, da in vielen anderen EU-Ländern ein reger Anlagenzubau stattfindet. „Noch ist Deutschland Technologieführer“, ergänzte Spurk. Doch die Gefahr bestehe, dass sich das ändert. „Denn für diese Rolle brauchen wir einen funktionierenden Heimatmarkt“, betonte er.

Theoretisch sei die Bedeutung von Biogas vielen Politikern bekannt. Das haben nicht zuletzt die vom Fachverband initiierten Biogas-Gipfel auf Länderebene in Rheinland-Pfalz und Nordrhein-Westfalen gezeigt. „Leider fehlen den guten Worten oft konkrete Taten“, sagte Spurk weiter. Er fordert einen bundesweiten Biogas-Gipfel auf Initiative des Wirtschaftsministeriums. „So wie Herr Habeck erfreulicherweise die Wind- und Solarbranche zu einem Gipfeltreffen nach Berlin geladen hat, hoffen wir ebenfalls auf eine Einladung“, sagte er.

Bis dahin wünscht sich die Branche folgendes: ein klares Bekenntnis für Biogas aus Berlin, eine kluge und nachhaltige Planung der anstehenden Biomasse-Strategie und den Abbau der Bürokratie in der Biogasbranche.

Biogasgipfel auch in NRW gefordert

In das gleiche Horn wie der Fachverband Biogas bläst auch der Landesverband Erneuerbare Energien (LEE) NRW. In einer Pressemitteilung beklagt der LEE ebenfalls, dass die Bundesregierung die Rolle die Biogas beim Ausbau der erneuerbaren Energien insbesondere im Hinblick auf die Versorgungssicherheit spielen könnte, vernachlässigt. „Statt Perspektiven zu schaffen, wird Biogas abgedrängt“, klagt Dr. Thomas Giese, stellvertretender Vorsitzender des LEE und drängt wie schon seit Monaten auf einen Biogas-Gipfel auf NRW-Landesebene, zu dem die Landesregierung neben Betreiber von Biogasanlagen auch den Deutschen Bauernverband sowie die Landwirtschaftskammer einladen sollte.

Auf der Tagesordnung sollte unter anderem eine verpflichtende Einführung einer Bioabfalltonne in allen Städten und Gemeinden stehen, mit der biogenen Restestoffe eingesammelt und für die Umwandlung zu Biogas genutzt werden. „Es ist der reine Irrsinn, dass dieser wichtige Rohstoff in vielen Kommunen nach wie vor ungenutzt bleibt und teilweise mit hohem Energieaufwand in Müllerverbrennungsanlagen verbrannt wird“, sagt Verbandsvize Griese.

„Wenn wir unsere vorhandenen heimischen Energierohstoffe endlich besser nutzen, können wir beispielsweise die teuren LNG-Importe reduzieren.“ Des Weiteren verspricht sich der LEE von dem Treffen, dass endlich eine Reihe von widersprüchlichen Regelungen und Verordnungen für die Biogasnutzung vereinheitlicht und die Genehmigung neuer Biogasanlagen erleichtert werde.

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