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IPCC-Bericht: „Menschengemachter Klimawandel ist Tatsache“

Im ersten Teil seines neuen Berichts präsentiert der Weltklimarat neue naturwissenschaftliche Fakten zum Klimawandel. Die Verbände haben eine lange Liste an Forderungen für die nächste Bundesregierung.

Lesezeit: 7 Minuten

234 Klimawissenschaftler aus 65 Ländern haben in den letzten drei Jahren über 14.000 wissenschaftliche Arbeiten zum Klimawandel ausgewertet und die Ergebnisse in mehreren Stufen durch Fachleute und Regierungen begutachten lassen. Herausgekommen ist der 6. Sachstandsbericht der Arbeitsgruppe I des Intergovernmental Panel on Climate Change (IPCC), im Deutschen als Weltklimarat bezeichnet. „Wir haben im Vergleich zum letzten Bericht aus dem Jahr 2013 eine bessere Datengrundlage, neuere Klimamodelle sowie modernere Methoden zur Analyse“, erklärte Prof. Veronika Eyring vom Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. und der Universität Bremen gestern bei der Vorstellung des Berichts. Damit hätten die Wissenschaftler jetzt ein genaueres Bild vom Klimawandel und könnten ihn besser verstehen und vorhersagen. Zentrales Ergebnis: Die jüngsten Klimaveränderungen sind weit verbreitet, verstärken sich und sind seit Jahrtausenden beispiellos. „Die Klimaveränderung ist eindeutig auf die Aktivitäten des Menschen zurückzuführen, das ist jetzt eine Tatsache. Viele neue Beweise dafür geben uns Sicherheit“, sagte sie.

Die Autoren haben festgestellt, dass die globalen Oberflächentemperatur bereits auf 1,1 Grad über das Niveau des vorindustriellen Zeitraums angestiegen ist. Neben dem Temperaturanstieg nehmen extreme Klimaereignisse wie Hitzewellen, Dürren, Starkregen zu, werden häufiger und intensiver. „Mit jeder weiteren Erwärmung nehmen die Geschwindigkeit des Klimawandels und die Veränderungen, die wir erleben werden, zu“, warnt sie.

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Darum muss die Weltgemeinschaft die CO2-Emissionen noch in diesem Jahrzehnt herunterfahren und bis Mitte der 2050er Jahre netto kein Kohlendioxid mehr ausstoßen, fordert Mitautor Prof. Jochem Marotzke vom Max-Planck-Institut für Meteorologie. „Nur dann haben wir eine Chance, die Temperaturerhöhung nach den Pariser Klimazielen auf 1,5 Grad zu begrenzen.“

Stimmen der Bundesregierung

  • Bundesumweltministerin Svenja Schulze: „Wir alle haben es jetzt in der Hand, die 2020er Jahre zu einem Klimaschutzjahrzehnt zu machen und die Erderwärmung möglichst auf 1,5 Grad zu begrenzen. Noch ist es nicht zu spät dafür. Wie wir den Treibhausgasausstoß senken können, wissen wir: mit einer raschen Abkehr von Kohle, Öl und Gas, mit dem Ausbau der Sonnen- und Windkraft und der Produktion von grünem Wasserstoff als klimafreundlichem Energieträger. Das Pariser Abkommen gibt uns den Weg vor, der UN-Klimagipfel in Glasgow in drei Monaten ist der entscheidende Moment, in dem die Weltgemeinschaft liefern muss.“
  • Bundesforschungsministerin Anja Karliczek: „Dank verbesserter Beobachtungen, Messungen und Klimamodelle gibt es heute nicht mehr den geringsten Zweifel daran, dass wir Menschen es sind, die das Klima weltweit verändern. Damit stehen wir natürlich und sehr klar in der Verantwortung, auch gemeinsam etwas zu ändern. Wir werden deshalb nochmals spürbarer in Wissenschaft und Forschung investieren, um dem Klimawandel mit aller Kraft entgegenzutreten. Deutschland soll das Zentrum für die Entwicklung von klimafreundlichen Technologien werden. Hierzu zählen neben dem Grünen Wasserstoff für eine klimaneutrale Industrie auch Methoden zur CO₂-Entnahme aus der Atmosphäre. Wichtig ist, dass wir die Menschen in unserem Land auf dem Weg zu einer nachhaltigen und CO₂-freien Gesellschaft und Wirtschaft durch Dialoge und Forschung und Entwicklung abholen und mitnehmen.“

Auch Kritik am IPCC

  • Hans-Josef Fell, Präsident der Energy Watch Group: „Seit Jahrzehnten hat der Weltklimarat (IPCC) zwar immer gewarnt, dass die Erderwärmung katastrophale Auswirkungen haben wird. Doch wie schnell die Krise voranschreitet und wie dramatisch die Lage ist und noch werden wird, hat der IPCC bislang nicht in aller Konsequenz prognostiziert. Auch musste er sich erneut korrigieren. So zeigt der IPCC auf: 1,5 °C Erwärmung kommen zehn Jahre früher als er noch vor drei Jahren in 2018 prognostizierte. Mit seiner jahrzehntelangen Botschaft, die Welt könne noch weiter CO₂ emittieren, hat auch er die heutigen schon längst vernichtende Dimensionen erreichenden Katastrophen (Hitzewellen, Dürren, Waldbrände, Hochwasser, Stürme, Hunger) mit zu verantworten.“

  • Andreas Kuhlmann, Vorsitzender der Geschäftsführung der Deutschen Energieagentur: „Der vergangene Bericht aus dem Jahr 2013 galt vielen noch als ein Blick auf eine ferne Zukunft. Der jetzt veröffentlichte Bericht des Weltklimarats dagegen erscheint angesichts der aktuellen Flut, Feuer und Dürre-Katastrophen wie eine Beweisführung zu den aktuellen Katastrophen des Klimawandels. Er wird daher sicherlich deutlich mehr Aufmerksamkeit erfahren, als der vergangene Bericht.“

Was die Landwirtschaft tun kann

  • Bernhard Krüsken, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbandes: „Mit dem fortschreitenden Klimawandel sind auch in Deutschland und Europa häufigere Extremwetterereignisse vorprogrammiert. Eine konsequente Klimapolitik und ambitionierte Maßnahmen zum Klimaschutz sind also auch erforderlich, um Ernten zu sichern. Es besteht die Herausforderung, die Ernährungssicherung mit dem 1,5 Grad-Ziel in Einklang zu bringen. Aus Sicht der Landwirtschaft müssen neben den bereits eingeleiteten Maßnahmen zum Klimaschutz auch in gleicher Weise geeignete Anpassungsmaßnahmen an den Klimawandel ergriffen werden. Dazu gehören ein zusätzliches Risikomanagement-Instrumentarium, die Förderung klimaeffizienter Anbauverfahren, ein Ausbau der Bewässerungs-Infrastruktur und die Anwendung neuer Methoden in der Pflanzenzüchtung. Klimaschutz und Klimaanpassung müssen Hand in Hand gehen.“
  • Elisabeth Fresen, Bundesvorsitzende der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft und Mutterkuhhalterin in Niedersachen: „Es liegt an uns allen, unser Bestes zur Reduktion der Emissionen zu geben. Das gilt auch für uns Bäuerinnen und Bauern. Für eine klimagerechte Landwirtschaft brauchen wir aber die richtigen politischen Rahmenbedingungen. Diese müssen faire Preise garantieren, eine flächengebundene Tierhaltung fördern und Umweltleistungen wie Weidehaltung und humusuafbauenden Ackerbau honorieren. Dürren, Starkregen, Flutkatastrophen und Brände bedrohen uns und unsere Ernten bereits jetzt massiv. Der Bericht betont die Wichtigkeit der natürlichen Senken, wie z.B. der landwirtschaftlichen Böden. Diese können große Mengen an Kohlenstoff speichern und so aktiv einen Beitrag zum Klimaschutz leisten. Voraussetzung ist, dass wir die Senken schonend und nachhaltig bewirtschaften, denn auch sie leiden unter dem Klimawandel. Letztlich können wir uns nicht auf den Senken ausruhen, sondern müssen das Problem endlich konsequent an der Wurzel packen: Wir müssen jetzt die Emissionen in allen Bereichen massiv reduzieren.“

Forderungen zur Umsetzung

  • Sascha Müller-Kraenner, Bundesgeschäftsführer der Deutschen Umwelthilfe (DUH): „Die aktuellen Katastrophen, seien es Fluten in Deutschland oder Brände in ganz Südeuropa, zeigen uns, dass die Auswirkungen uns nicht irgendwann treffen, sondern auch in Europa bereits hier und heute. Aber wir haben es selbst in der Hand, wie viel schlimmer es noch wird. Deshalb muss jetzt gehandelt werden – nicht nur mit verschärften Zielen, sondern mit ganz konkreten Taten. Und 'jetzt' heißt nicht nächstes Jahr oder später, sondern noch vor der Bundestagswahl im September.“
  • Dr. Katharina Reuter, Geschäftsführerin des Bundesverbandes Nachhaltige Wirtschaft: „Die immer genaueren Messwerte und Modelle der Klimawissenschaft legen offen, dass sich das Klima schneller ändert als noch vor wenigen Jahren erwartet. Der Mensch treibt die Katastrophe vor allem mit dem Verbrennen von Kohle und Gas sowie der industriellen Landwirtschaft an. Laut IPCC ist es noch nicht zu spät. Aber wir brauchen massive Anreize, damit auch die Wirtschaft Klimaschutz auf allen Ebenen umsetzen kann. Der CO₂-Preis muss deutlich steigen. Damit es nicht zu einem Ausweichen CO₂-intensiver Industrien kommt, brauchen wir einen konsequenten Klimazoll für alle Importe“, erklärt Reuter.
  • Dr. Simone Peter, Präsidentin Bundesverband Erneuerbare Energie: „Der Ausbau erneuerbarer Technologien leistet den entscheidenden Beitrag zur Eindämmung der Folgen des Klimawandels. Zugleich ist er Treiber regionaler Wertschöpfung: Allein im Jahr 2020 hat die Nutzung erneuerbarer Energien den Ausstoß von rund 227 Mio. t Treibhausgasen vermieden, insgesamt wurden rund 300.000 Arbeitsplätze geschaffen. Mit schnelleren Genehmigungsverfahren, einem neuen Strommarkt, der Flexibilität ins Zentrum stellt, und dem Abbau von Hürden im EEG könnten diese Erfolge deutlich ausgeweitet werden. Um die beschlossene Treibhausgasreduktion von mindestens 65 % im Jahr 2030 zu erreichen, brauchen wir einen Anteil der erneuerbaren Energien am gesamten Bruttoendenergieverbrauch von mindestens 44 % und am Bruttostrombedarf von mindestens 77 %.“

Weitere Informationen zum Bericht, eine Zusammenfassung in deutscher Sprache und Links zum IPCC finden Sie auf den Seiten des Bundesumweltministeriums. Das Deutsche Klimakonsortium, dem auch Autoren des IPCC angehören, hat auf seiner Internetseite eine Einordnung des Berichts veröffentlicht und eklärt darin den menschlichen Einfluss auf das Klimasystem, mögliche zukünftige Entwicklungen des Klimas und die Bedeutung für Gesellschaft und Politik.

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