Klimaschutz und der Ausbau der erneuerbaren Energien sind Themen, die angesichts des Ukrainekriegs noch einmal an Bedeutung gewonnen haben. „Die Klimakrise betrifft auch die Landwirtschaft, bei uns und in der Ukraine. Darum müssen wir jetzt Lösungen suchen, um dem Problem zu begegnen und klug erneuerbare Energien zu erzeugen“, sagte Dr. Franziska Tanneberger, Leiterin des Greifswald Moor Centrums, bei der Eröffnung der Konferenz „Moorschutz ist Klimaschutz“, die am 28. März in Präsenz in Berlin sowie online stattfand.
Anlass für die Konferenz war der Abschluss des Projekts „MoKli“, das für Moor- und Klimaschutz steht und indem die Verantwortlichen nach praxistauglichen Lösungen mit Landnutzern gesucht haben. Daran beteiligt waren mit der Michael Succow Stiftung und der Universität Greifswald zwei der Partner im Greifswald Moor Centrum sowie der Deutsche Verband für Landschaftspflege (DVL).
„Wir müssen jetzt aus dem Modellcharakter herauskommen und die Erfahrungen aus dem Projekt großflächig mit den Landwirten umsetzen“, erklärte DVL-Geschäftsführer Dr. Jürgen Metzner. Gerade die Landwirtschaft brauche dafür auch Zeit, um sich für neue Wege zu qualifizieren.
Mehr Klimaschutz als im Wald
Wie Moore zum Klimaschutz beitragen, beschrieb Prof. Hans Joosten vom Greifswald Moor Centrum. Dabei ist die Bedeutung als Kohlenstoffsenke eher gering, unterstrich der Moorexperte. Denn Moore fangen weltweit nur die Menge Kohlenstoff ein, die 1 % der Emissionen von fossilen Brennstoffen entspricht. „Vielmehr sind Moore Kohlenstofflager. Nirgendwo findet man mehr Kohlenstoff pro m² als im Moorboden“, sagte er.
Entwässert man ein Moor, wird der Torf zersetzt und CO₂ abgegeben. Weltweit liegt die EU laut Joosten hinter Indonesien bei den Emissionen aus Moorböden an zweiter Stelle. Innerhalb der EU kommen die meisten Moor-Emissionen aus Deutschland. Neben den CO₂-Emissionen sorgen laut Joosten auch Nitratemissionen ins Grundwasser für Schäden, die sich durch die Oxidation von Torf ergeben.
Die Emissionen seien in einigen Bundesländern mindestens doppelt so hoch wie die CO₂-Menge, die in Wäldern gespeichert wird – auch wenn Wälder viel mehr Fläche in Anspruch nehmen. In Niedersachsen, dem Spitzenreiter der Emissionen, sind das jährlich 15 Mio. t, während der Wald in dem nördlichen Bundesland nur 5 Mio. t CO₂ festlegt.
50.000 ha pro Jahr gefragt
Auch für die Landwirtschaft fällt das ins Gewicht: 7 % der landwirtschaftlichen Fläche sind entwässerte Moorböden, die aber 37 % der Emissionen in der Landwirtschaft verursachen.
Um das Pariser Klimaschutzabkommen mit dem Ziel von Netto-Null CO₂-Emissionen bis 2050 einzuhalten, müssten in Deutschland jährlich 50.000 ha Moore wiedervernässt werden. Bei der Umsetzung der Wiedervernässung ist eine „Moorgemeinschaft“ wichtig, weil in jeder Region vielen Flächenbesitzer davon betroffen wären, erklärte Liselotte Unseld vom DVL. Susanne Abel vom GMC ergänzte: „Die heutigen Rahmenbedingungen in Deutschland sind auf die Entwässerung ausgelegt, es ist nicht einfach, das zu ändern.“
Weitere Informationen zum MoKli-Projekt finden Sie hier.
Die Experten vom Greifswald Moor Centrum finden Sie unter: www.greifswaldmoor.de