Grobe Fehler bei der Baumpflanzung sind noch nach Jahrzehnten sichtbar. Arbeitet der Waldbesitzer achtlos, setzt er seine Investition in den Sand.
Martin Rogge, Wald und Holz NRW, ist Fachmann für forstliches Vermehrungsgut und beschäftigt sich schon seit mehr als 20 Jahren mit Saatgut und Forstpflanzen. Kleine Pflanzen, zum Beispiel einjährige Containerpflanzen oder 30 bis 50 cm hohe Laub- und Nadelbäume, vereinfachen das Pflanzverfahren und versprechen seiner Erfahrung nach den größten Kulturerfolg. Demzufolge nennt der Förster die Faustregel: „Das Sortiment ist so klein wie möglich und so groß wie nötig zu wählen.“
Rogges Begründung:
- Das Spross-Wurzel-Verhältnis ist bei kleineren Sortimenten tendenziell besser.
- Sie sind deutlich preiswerter als größere Pflanzen und mitunter schneller verfügbar.
- Der kleinere Wurzelkörper erlaubt eine größere Anzahl an Pflanzverfahren.
- Kleine Pflanzen passen sich insbesondere bei skelettreichen Böden einfacher dem Standort an.
- Wurzelschnitte sind unnötig, sodass von vornherein Schnittfehler ausgeschlossen sind, außerdem gibt es keine Eingangspforte für pilzliche Erreger, die zum Beispiel Rotfäule verursachen.
Sitzt, passt und hat Luft
Bei der Pflanzung zählt für Rogge die Sorgfalt. Eine Entlohnung im Akkord hält der Förster nicht für zielführend, da es auf einen korrekten Wurzelsitz der Sämlinge und den damit verbundenen Anwuchserfolg ankommt.
„Vor allem die Douglasie ist eine Mimose“, sagt er. Falsch gepflanzt kippt sie sehr schnell um oder vertrocknet. Das Leitbild des Försters: „Die Wurzeln müssen ungehindert in alle Richtungen wachsen können.“ Zu enge Pflanzspalten führen zum Beispiel zu platten, zweidimensionalen Wurzelkörpern – ähnlich einer Fliegenklatsche, erklärt Rogge. Seiner Meinung nach ist das ein Grund, warum Pflanzen nach dem Anwachsen umfallen und die Kultur misslingt.
Aus diesem Grund scheiden für ihn viele Pflanzverfahren von vornherein aus, da sie die Wurzeln einklemmen oder die Pflanze nicht tief genug einsetzen. „Die höchsten Anwuchserfolge versprechen der Neheimer Pflanzspaten oder der Bohrer“, sagt Rogge. Je nach Bodentyp und Skelettanteil erreichen diese Verfahren die besten Ergebnisse, selbst bei bis zu 80 cm großem Pflanzgut.
Beim Pflanzen selbst ist für den Förster ein optimiertes Arbeitsverfahren wichtig. Als häufigen Fehler beschreibt der Experte, dass der Waldbauer die Pflanzen zu stark antritt, sodass die Wurzeln stauchen. Das geschieht, weil der Waldarbeiter die Ferse nutzt, statt die jungen Bäume mit der Fußspitze anzudrücken.
Darüber hinaus benötigt die Pflanze einen feinkrümeligen Boden, damit ihr Wurzelwerk am besten wächst.
Auf schweren Böden hilft es, den Pflanzspaten mehrfach um das eigentliche Pflanzloch herum in den Boden zu stechen. Da für den Anwuchserfolg der Kontakt mit dem Mineralboden entscheidend ist, sollte der Waldbauer keine Streu oder Humus in das Pflanzloch kratzen. Gleiches gilt für Steine oder Kies, da sie die Wurzeln verletzen.
Plastiksack statt Körbchen
Ein gern gemachter Fehler, wie Rogge sagt, ist die Lagerung des Pflanzgutes an trockenen, durchlüfteten Orten. Hinzu kommt der Transport der jungen Bäumchen im Kartoffelkorb. Hierbei trocknen die Feinwurzeln stark aus und der Anwuchs ist wiederum gefährdet.
Rogges Tipp: „Das Pflanzgut nie mit unbedeckter Wurzel über die Pflanzfläche transportieren.“ Das Abdecken mit einem feuchten Jutesack oder besser noch die Verwendung eines stabilen Foliensacks schützt die Pflanze vor dem Vertrocknen.
Pflanzfehler vermeiden
Die Folgen nachlässig gepflanzter Bäume reichen von starken Wurzelschäden, schlechter Baumstatik bis hin zum Ausfall der Kultur. Martin Rogge, Fachmann für forstliches Pflanzgut am Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberger Wald, zählt übliche Pflanzfehler auf:
- Zu kleines Pflanzloch klemmt die Wurzeln ein.
- Umgebogene oder abgeschnürte Wurzeln schwächen die Wuchskraft und Stabilität des Baumes.
- Das Pflanzloch ist für die Pflanzen nicht tief genug, sodass die Wurzeln abknicken. Die Folge ist ein sogenannter Entenfuß.
- Die Pflanze hat unter der Wurzel zu viel Luft, der „Keller“ führt zum Vertrocknen der Pflanze.
- Die Pfahlwurzel wurde beim Wurzelschnitt eingekürzt, wodurch das Wachstum in die Tiefe stoppt.
- Bei der Nutzung des Bohrers auf lehmigen und tonigen Böden verschmieren die Wände des Pflanzlochs, wodurch ein „Topf“ entsteht. Die Feinwurzeln können den Topf nicht durchdringen, weshalb sie umkippen oder absterben.
Starke Wurzeln
„Das Wurzelsystem hat die Aufgabe, Wasser aufzunehmen und den Baum im Boden zu verankern“, sagt Martin Rogge. Dabei sind vor allem die Feinwurzeln entscheidend, da sie für die Wasseraufnahme zuständig sind.
Zerstörte oder vor dem Pflanzen stark eingekürzte Feinwurzeln verhindern eine ausreichende Wasseraufnahme des junges Baumes. Rogge sieht dies als Hauptgrund für den Misserfolg von Kulturen und Frosttrocknis. Die Grobwurzel hat die Aufgabe des „Ankers“, erklärt der Förster.