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Agrarhandel zwischen Ukraine und EU: „Tempo und Mengen müssen passen“

Die Ukraine hat kein Interesse daran, den europäischen Agrarmarkt aufzurollen, sagt Viacheslav Chuk, Direktor eines der größten Agrarunternehmen der Ukraine. Er wirbt für Zusammenarbeit auf Augenhöhe.

Lesezeit: 4 Minuten

Müssen die deutschen Landwirte Sorge haben, dass die Ukraine unsere Agrarmärkte mit ihren Waren flutet? Wenn es nach Viacheslav Chuk geht, dann nicht.

Chuk ist kaufmännischer Direktor von Astarta-Kiew, einer Agrar-Holding, die in der Mitte und im Westen der Ukraine enorme 220.000 ha bewirtschaftet. Das Unternehmen steht auf vielen Beinen: Mit einer Jahresproduktion von rund 500.000 t ist Astarta der größte Zuckererzeuger des Landes und mit 100.000 t Milch auch die Nummer 1 in der Milchwirtschaft. Hinzu kommen Verarbeitungsanlagen für Raps und Sojabohnen sowie eine stark wachsende Biogaserzeugung.

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„Lasst die Türen offen“

Beim 6. Deutsch-Ukrainischen Business-Forum ging es heute in Berlin auch um eine stärkere agrarwirtschaftliche Einbindung der Ukraine in die Europäische Union. Chuk hatte dazu einen Appell aus ukrainischer Perspektive an die EU mitgebracht: „Lasst die Türen offen!“ Gemeint ist damit nicht die totale Preisgabe des europäischen Marktes an hochkompetitive ukrainische Produzenten und Händler. Vielmehr plädiert Chuk für eine engere Zusammenarbeit zum beiderseitigen Vorteil.

Ein Beispiel dafür sieht er im Zuckermarkt: Die EU importiere jährlich rund 2 Mio. t Zucker vom Weltmarkt. Dabei habe sie die Wahl zwischen brasilianischem Rohr- und ukrainischem Rübenzucker. Die Ukraine liege direkt vor der europäischen Haustür, produziere heute schon nachhaltig und rode keine Wälder für den Rübenanbau, argumentiert Chuk. Es spreche daher auch aus Sicht der EU viel dafür, den eigenen Zucker-Importbedarf in der Ukraine statt Brasilien zu decken.

Transportrouten bilateral ausgestalten

In Bezug auf Getreide und Ölsaaten gibt Chuk zu bedenken, dass vor dem russischen Angriff rund 95 % der ukrainischen Ausfuhren über das Schwarze Meer gingen – auch in die EU und ohne die europäischen Märkte durcheinanderzubringen. Die zwischenzeitlichen Probleme und wirtschaftlichen Verwerfungen auf den osteuropäischen Märkten waren nach seiner Einschätzung vor allem ein Ergebnis der kurzfristigen Umsteuerung großer Warenströme und entsprechenden Staus in bestimmten Regionen.

Künftig müsse es daher darum gehen, auch diese neuen Transportrouten so zu gestalten, dass Tempo und Mengen „passen“, sagt der Astarta-Direktor. Sein Unternehmen liefert aktuell im Monat drei bis vier Güterzüge mit Raps nach Deutschland. Dabei sei man nicht an einem aggressiven Auftritt interessiert, betont Chuk. Vielmehr wolle die Ukraine Partner statt Wettbewerber sein.

EU-Beitritt würde für „Zivilisierte Welt mit Regeln“ sorgen

Und wie soll es nach einem möglichen EU-Beitritt der Ukraine weitergehen? Andriy Vadaturskyy sieht da mehr Vor- als Nachteile. Nicht wegen der Gelder der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP), so der Generaldirektor des südukrainischen Getreidehandelsunternehmens Nibulon. Die wären zwar auch vorteilhaft, vor allem für die kleineren Agrarunternehmen. Wesentlich wichtiger wäre aus Vadaturskyys Sicht jedoch der gemeinsame Markt mit seinen für alle geltenden Rahmenbedingungen: „Das wäre eine zivilisierte Welt mit Regeln und daher besser für alle“, so der Unternehmer

Er ist sicher, dass sich die Europäische Union und die Ukraine in einer Gemeinschaft gut ergänzen könnten. Das Land im Osten Europas habe die besten natürlichen Voraussetzungen für den Ackerbau, westeuropäische Unternehmen könnten dazu die beste und effektivste Landtechnik beisteuern. Seine Botschaft ist: Die unternehmerischen Chancen in der Ukraine sind mindestens so gut wie vor dem Krieg. Die Politik muss nur den richtigen Kurs setzen – mit Rahmenbedingungen, die unternehmerisches Handeln möglich machen.

Hier hakt es laut Vadaturskyy gerade an Kreditlinien und Versicherungen für ukrainische Unternehmen, aber auch an Hilfe bei der Minenräumung, die Unternehmen gerade im Süden des Landes vor enorme Herausforderungen stellt. Nach Angaben des Nibulon -Generaldirektors sind rund 25.000 ha der Agrarflächen seines Unternehmens vermint. An ein Ende der Aufräumarbeiten ist nur deshalb zu denken, weil der Konzern finanziell und logistisch von der Deutschen Investitions- und Entwicklungsgesellschaft (DEG) bei der Räumung unterstützt wird.

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