Weltweit steigt der Fleischverbrauch weiter. Das zeigen die neuesten Zahlen des USDA. Davon wird auch Deutschland profitieren, erklärt Heribert Breker, LWK Nordrhein-Westfalen.
Allen Kritikern zum Trotz steigt der globale Fleischkonsum weiter. Das zeigt die neueste Vorschau des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums (USDA). 2017 verbraucht die Weltbevölkerung demnach 1,8 % mehr Rindfleisch und jeweils 0,8 % mehr Schweine- bzw. Geflügelfleisch als im Vorjahr. Das ist zwar kein Boom, aber ein guter Nährboden für stabile Preise – auch bei uns.
Billiges Rindfleisch ist passé
Die führenden Produktions- und Exportgebiete notieren aktuell zwischen umgerechnet 4,50 €/kg in den USA und bis zu 2,75 €/kg in Brasilien. Die EU liegt mit rund 3,70 €/kg nur im Mittelfeld.
Bemerkenswert ist die Entwicklung in den USA, dem größten Rindfleischproduzenten der Welt. Obwohl die US-Amerikaner im laufenden Jahr wieder richtig Gas geben und voraussichtlich etwa 5 % mehr Rindfleisch erzeugen, sind die Preise bisher fest. Die Farmer produzieren ca. 12 Mio. t in erster Linie für die heimische Bevölkerung.
Ohne Nettoexporte kommen die Brasilianer hingegen nicht aus. Der zweitgrößte Rindfleischproduzent der Welt muss ein Fünftel der Ware bzw. 1,8 Mio. t exportieren. Den Gammelfleischskandal, der im März aufflog, hat die brasilianische Fleischindustrie erstaunlich schnell überwunden. Ein Imageschaden dürfte jedoch bleiben.
In der EU soll die Rindfleischerzeugung mit 7,87 Mio. t um 0,5 % zunehmen. Hintergrund ist, dass durch höhere Kuhbestände einfach mehr Kälber zur Welt kommen. Im laufenden Jahr werden sich deshalb Im- und Export bis auf 20 000 t annähern. Trotzdem dürften die Europäer auch dauerhaft Nettoimporteure bleiben, denn in den kommenden Jahren sollen die Bestände wieder sinken. Die 355 000 t Rindfleisch, die 2017 in den Drittlandexport gehen sollen, sind trotzdem wichtig, um unseren Markt zu stabilisieren. Interessant, aber unkalkulierbar ist dabei vor allem der Lebendexport in die Türkei. Das gilt auch für andere Länder im Nahen Osten.
Unterstützung für die EU-Preise gibt es aber auch von der anderen Seite der Erde. Die Australier mussten dürrebedingt ihre Herden und Exporte um rund ein Viertel reduzieren. Auch 2017 läuft das Geschäft noch nicht wieder richtig rund. Seit 2013/14 sind die Preise von 2,20 €/kg auf europäisches Niveau von 3,65 €/kg gestiegen. Das stützt auch die Preise am Weltmarkt.
Dort kaufen auch die Chinesen immer mehr Rindfleisch. Denn trotz steigender Eigenerzeugung hat Peking die Einfuhren seit 2014 mehr als verdoppelt – auf 950 000 t pro Jahr. China fehlt die Fläche, um die eigene Produktion so auszubauen, dass der steigende Verbrauch bedient werden kann.
China treibt Schweinepreis
Wenn es um den Schweinemarkt geht, schauen Experten ohnehin zunächst nach China. Dort soll die Erzeugung das dritte Jahr in Folge schrumpfen. Nach minus 3,4 % im Vorjahr sollen es 2017 minus 0,5 % sein. Peking drängt die Schweinehaltung aus den Ballungszentren, um die Umwelt zu entlasten. Nun sind auch noch die Erzeugerpreise von rund 3,50 €/kg SG im Jahr 2016 auf unter 2,80 € gerutscht. Unter Experten gilt diese Marke als Schmerzgrenze, unter der sich die Schweinehaltung in China nicht mehr rechnet.
Das USDA schätzt den chinesischen Schweinefleischimport für 2017 auf 2,3 Mio. t. Das ist eine Steigerung von 5 % im Vergleich zum Vorjahr. Der größte Teil der Lieferungen dürfte wie in den Vorjahren den Absender „EU“ tragen. Die Europäer haben Vorteile:
- Verzicht auf Wachstumsförderer bzw. Hormone,
- ausreichende Liefermengen nach dem Wegfall des Russlandexports und
- niedriger Eurokurs.
Auf anderen Exportmärkten könnte es allerdings etwas ungemütlicher werden. In den USA wird 4,6 % mehr Schweinefleisch erwartet. Da die US-Preise deutlich unter den EU-Preisen liegen, sind die Amerikaner am Weltmarkt preislich im Vorteil. Vor allem die Ausfuhr nach Mexiko boomt. Im asiatischen Raum tun sie sich hingegen schwer, weil China „Hormon-Schweinefleisch“ ablehnt. Ractopamin wird zwar nicht bei allen US-Schweinen eingesetzt. Aber die Vermischungsgefahr ist groß, und in den chinesischen Einfuhrhäfen wird kontrolliert.
In Brasilien steigt die Schweineproduktion ebenfalls – und zwar um 3 %. Der Gammelfleischskandal hat auch die Schweinebranche getroffen. Die brasilianische Regierung versucht, den Imageschaden zu begrenzen. Auffällige Schlachtbetriebe wurden geschlossen und Kontrollen verschärft. Eine Exportdelle war aber nicht zu verhindern, auch wenn das Geschäft nun wieder besser läuft.
Und was macht Russland? Es baut die Eigenerzeugung systematisch aus – allerdings mit erheblicher staatlicher Unterstützung. Die Russen produzieren heute 25 % mehr als noch 2013. Für das Jahr 2020 peilen die russischen Fleischkonzerne den Nettoexport an.
Vogelgrippe ändert Markt
Die globale Geflügelfleischerzeugung wächst 2017 nur moderat um knapp 1 %. Dahinter verbergen sich aber gravierende Verschiebungen, die vor allem von China ausgehen. Dort brechen Produktion und Verbrauch von Hähnchenfleisch regelrecht ein. Hintergrund ist die Furcht vor der Vogelgrippe, die offiziell 160 Todesfälle gefordert hat. China verbraucht 2017 rund 15 % weniger Hähnchenfleisch als noch zwei Jahr zuvor. Weil die Chinesen ausländischer Ware mehr trauen, steigen interessanterweise gleichzeitig die Importe.
Gut für den Weltmarkt, wo zuletzt vor allem Brasilien profitierte. Die Südamerikaner gelten als Vogelgrippe-frei und produzieren im laufenden Jahr 4 % mehr Hähnchenfleisch. Die Exporte steigen sogar um 10 %. Mitbewerber am Weltmarkt tun sich da etwas schwerer:
- Die Nummer 1 beim Hähnchen, die USA, erhöhen die Produktion um 2 % auf 18,6 Mio. t und den Export um 4 %.
- In der EU steigt das Schlachtaufkommen um 1 % auf 11,45 Mio. t, während die Ausfuhren sogar leicht zurückgehen. Das Problem: Einige Importländer haben wegen der Vogelgrippe-Fälle in der EU Liefersperren verhängt.
- Russland ist mittlerweile fast Selbstversorger. Auf dem Weltmarkt taucht es bisher aber noch nicht auf.