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Beringmeier: „Özdemir muss endlich liefern“

Ende Juni ist Deutscher Bauerntag in Münster. Darauf freut sich WLV-Präsident Hubertus Beringmeier – und hat klare Erwartungen an den Bundeslandwirtschaftsminister.

Lesezeit: 5 Minuten

Am 28. und 29. Juni finden im nordrhein-westfälischen Münster der Deutsche Bauerntag 2023 statt. Patrick Liste vom Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben hat dazu mit WLV-Präsident Hubertus Beringmeier gesprochen:

Herr Beringmeier, am 28. und 29. Juni findet der Deutsche Bauerntag in Münster statt. Wie groß ist die Vorfreude?

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Beringmeier: Sehr groß. Zudem ist es für uns ­eine Ehre. Denn als Landesbauernverband hat man nur alle 20 Jahre die Gelegenheit, den jährlichen Bauerntag gemeinsam mit dem ­Deutschen Bauernverband auszurichten. Uns als Westfälisch-Lippischer Landwirtschaftsverband bietet das eine tolle Gelegenheit, eigene Schwerpunkte zu setzen. Aber auch, unsere Arbeit sichtbar zu machen.

Das diesjährige Motto lautet „Perspektiven schaffen – Zukunft bauen“. Viele Landwirte zweifeln gerade genau daran. Wie wollen Sie die Überschrift mit konkreten ­Inhalten füllen?

Beringmeier: Blicken wir dazu kurz zurück: In den vergangenen drei Jahren sind viele Dinge passiert, die niemand für möglich gehalten hatte. Dabei gab es aber auch durchaus positive Aspekte für die Landwirtschaft: Mit kurzzeitigen 60 Cent/kg Milch und 6 €/kg Rindfleisch hatten sowie mit aktuell um die 2,40 €/kg Schweinefleisch haben wir Rekordpreise. Die Menschen reden wieder über Ernährungssicherheit und stabile Lieferketten. Der Lebensmittelhandel und Verbraucher wollen deutsche Produkte. Und auch politisch hat sich etwas bewegt, beispielsweise lösen sich die Bremsen beim Baurecht.

Also ist schon alles bestens?

Beringmeier: Das will ich damit nicht sagen, sondern aufzeigen, dass es schon immer und auch zuletzt Wandel in der Landwirtschaft gab und dieser Wandel die Situation oft verbessert hat. In der Vergangenheit hat Technik die körperliche Belastung deutlich reduziert. Aktuell ermöglichen automatische und digitale Helfer einen deutlich gezielteren Einsatz von Pflanzenschutzmitteln und Dünger oder erleichtern die Doku­mentation. Und wenn sich künftig die Ernährungsgewohnheiten der Menschen stärker ändern, produzieren wir Landwirte trotzdem weiter Nahrungsmittel. Klar ist aber: Am Ende müssen Landwirte Geld verdienen. Dafür braucht es vor allem verlässliche und rea­listische Rahmenbedingungen.

Diese setzt die Politik. Traditionell ist auch der Bundes­agrarminister beim Bauerntag dabei. Was erwarten Sie von Cem Özdemir?

Beringmeier: Zwei Dinge: Dass er nicht nur ein Grußwort hält, sondern sich auch der Diskussion mit Landwirten stellt. Und dass er endlich liefert und etwas für uns macht.

Bei seinem ersten Auftritt im vergangenen Jahr hat der DBV-Vorstand ihn quasi mit Samthandschuhen angefasst, viele Landwirte fordern dagegen klare Kante. Wird es die jetzt geben?

Beringmeier: Absolut. Denn wir sind seine wohlwollenden Worte leid. Mit Sätzen wie „Ich will, dass es den Tieren gut geht und die Bauern gleichzeitig Geld verdienen“ bekommt er Applaus in der Bevölkerung, aber nicht von uns Landwirten. Mit dem Borchert-Plan oder dem Papier der Zukunftskommission Landwirtschaft liegen fertige Konzepte auf dem Tisch. Aber leider setzt er davon nur Teile um, so bleibt es Stückwerk. Daher sind wir von seiner bisherigen Amtszeit enttäuscht.

Welche konkreten Forderungen stellen Sie?

Beringmeier: Ich möchte es auf vier Punkte konzentrieren: Erstens den Umbau der Nutztierhaltung vollumfänglich angehen, und nicht wie jetzt scheibchenweise. Gerade die Finanzierung ist ungeklärt. Zweitens brauchen wir praktikable und sinnvolle Regeln beim Pflanzenschutz. Wir sind für die Reduktion, aber flächendeckende Totalverbote sind Unfug. Drittens ­benötigen wir dringend ein Wolfsmanagement, damit Weidetierhalter nicht reihenweise aufgeben. Die aktuelle Wolfspolitik ist Wunschdenken einiger Städter. Und viertens erwarten wir von ihm ein klares „Nein“ im EU-Agrarrat zur Industrie-Emissionsrichtlinie. Der aktuelle Stand der Richtlinie muss bleiben.

Das sind auch Themen, die aus Brüssel kommen. Hätten Sie nicht besser zusätzlich einen EU-Politiker eingeladen?

Beringmeier: Könnte man überlegen. Allerdings haben wir auch die Erwartung, dass sich Herr Özdemir in Brüssel für unsere Interessen einsetzt.

Im vergangenen Jahr ist auf dem Bauerntag in Lübeck der offizielle Startschuss für den bundesweiten Zukunfts-­Bauer-Prozess gefallen. Was ist seitdem passiert?

Beringmeier: Alle Landesbauernverbände haben sich damit befasst, einige mehr, andere weniger. Es freut mich aber sehr, dass die Initiative aus Westfalen-Lippe gekommen ist. Zukunfts-Bauer ist kein Rezept für schnelles Geld, sondern es geht insbesondere um ein neues Selbstverständnis für uns Bauern. Das ist ein langer Prozess, der sich über Jahre ziehen wird.

Was erwarten Sie dann in Münster?

Beringmeier: Zum Beispiel, dass wir gelungene Beispiele für Zukunfts-Bauer sehen. Denn diese gibt es reichlich: Betriebe, die sich mit erneuerbaren Energien ein weiteres Standbein aufbauen, die Baumaßnahmen für eine Stadt ausgleichen und damit Einnahmen generieren oder die tolle Öffentlichkeitsarbeit für die Branche betreiben. Reden sollten wir aber auch darüber, welche ­personellen und finanziellen Ressourcen wir künftig bereitstellen möchten.

In Münster steht auch die Nachbesetzung des ausscheidenden DBV-Vizepräsidenten Walter Heidel an. Sein Nachfolger soll Günther Felß­ner werden, der ihm auch als bayerischer Bauernpräsident gefolgt ist. Hatten Sie keine Ambitionen?

Beringmeier: Dazu gab es im Vorfeld Gespräche. Ich unterstütze die Kandidatur von Günther Felß­ner. Richtig ist aber, dass damit die Veredlung im DBV-Vorstand nicht mehr vertreten ist. Daher habe ich die Zusage, dass mich der Vorstand als Veredlungspräsident des Deutschen Bauernverbandes bei allen Fragen rund um die Veredlung einbezieht. Damit kann ich sehr gut leben.

500 Delegierte und 300 Gäste

Der Deutsche Bauerntag findet am 28. und 29. Juni in der Halle Münsterland statt, der traditionelle Begegnungsabend „Bauern treffen Bauern“ auf Gut Havichhorst.

Die Mitgliederversammlung ist das höchste Organ des Deutschen Bauernverbandes (DBV). Etwa 500 Delegierte aus den Landesbauernverbänden nehmen teil, 30 stammen vom Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverband. Zusätzlich werden rund 300 Gäste erwartet. Da­runter unter anderem Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir und Nordrhein-Westfalens Ministerpräsident Hendrik Wüst.

DBV-Präsident Joachim Rukwied kündigt im Vorwort zum Bauerntag an: „Veränderung war und ist ein ständiger Begleiter der Landwirtschaft. Wir wollen diesen Prozess als Zukunftsbauern aktiv mitgestalten und unsere Branche mit Innovation, Effizienz und Unternehmergeist weiterentwickeln.“

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