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Künast: Die Farm to Fork-Strategie ist kein Selbstzweck

Die Grünen-Politikerin hält eine Extensivierung der deutschen Landwirtschaft für vertretbar. Geringere Erträge könnten durch weniger Verschwendung – wie etwa für Futter – kompensiert werden.

Lesezeit: 4 Minuten

Morgen gibt top agrar den Startschuss zum neuen Talk-Format „Politik trifft Praxis“, bei dem Landwirtinnen und Landwirte mit Fachpolitikern auf Tuchfühlung gehen und Klartext reden können.

Mit dabei sind diese Bundestagspolitiker:

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  • Dr. Franziska Kersten (SPD)
  • Renate Künast (Bündnis 90/Die Grünen)
  • Carina Konrad (FDP)
  • Albert Stegemann (CDU)
  • Artur Auernhammer (CSU)

Auch Sie können sich an der kostenfreien Fachdiskussion live beteiligen. Eine kurzfristige Anmeldung zu „Politik trifft Praxis“ ist hier noch möglich.

Im Vorfeld der Veranstaltung haben wir mit der agrarpolitischen Sprecherin der grünen Bundestagsfraktion und ehemaligen Bundeslandwirtschaftsministerin, Renate Künast, gesprochen und sie zu Farm-to-Fork, dem Erhalt einer produktiven Landwirtschaft und neuen Züchtungstechnologien befragt. Auch Sie können Frau Künast oder den anderen politischen Teilnehmern von „Politik trifft Praxis“ Ihre Fragen stellen. Oder Sie senden Ihr Anliegen einfach im Vorfeld an fragen@topagrar.com.

Frau Künast, Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir hat sich klar hinter die pauschalen Reduktionsziele der EU-Kommission gestellt. Halten Sie die Halbierung des chemischen Pflanzenschutzes und der Düngung bis 2030 für machbar?

Renate Künast: Die Farm to Fork Strategie ist ja kein Selbstzweck, die gesteckten Ziele dienen dem Schutz unser aller Gesundheit, der Umwelt und auch der Artenvielfalt.

Der Ökolandbau zeigt seit Jahrzehnten, dass es anders geht.

Der Ökolandbau zeigt seit Jahrzehnten, dass es anders geht. Schon heute kombinieren viele konventionelle Betriebe agrarökologische Methoden mit den konventionellen. Die Ausbildung von Junglandwirt*innen geht oftmals schon in diese Richtung.

Damit verbunden wäre ein deutlicher Rückgang bei den Felderträgen. Ist das in Zeiten globaler Lebensmittelknappheiten überhaupt vertretbar?

Renate Künast: Die größte Verschwendung an Felderträgen haben wir durch Verluste bei der Umwandlung pflanzlicher in tierische Kalorien sowie bei der Lebensmittelverschwendung.

Die größte Verschwendung an Felderträgen haben wir durch Verluste bei der Umwandlung pflanzlicher in tierische Kalorien.

In Deutschland allein werden mehr als 10 Mio. t Lebensmittel verschwendet. Mit der Ernährungsstrategie adressiert eine Bundesregierung das Thema der Verschwendung erstmals allumfassend. Zudem macht uns doch die zunehmende Wasserknappheit Sorgen. Die Frage lautet also wie besseres Wassermanagement geht, wie halten wir es. Da ist Chemie keine ausreichende Antwort über die Jahre.

Wirtschaftsdünger gilt der Ampel als der „bessere“ Dünger. Gleichzeitig wird eine Halbierung der Nutztierbestände angestrebt. Wie verträgt sich das?

Renate Künast: Die Überschüsse in den sog. Veredelungsgebieten werden deutlich geringer ausfallen, Düngetourismus ebenfalls. Wir wollen die Tierhaltung wieder an der Fläche orientieren, eine Tierhaltung ohne Flächenbindung ist nicht nachhaltig.

Innovative Technologien wie Cripr/Cas versprechen Ressourcenschutz ohne Kompromisse beim Ertrag. Warum tut sich die Politik so schwer, die Genschere zuzulassen?

Renate Künast: Die Frage der Zulassung ist doch eine Scheindebatte. Weder ist die Forschung noch die Anwendung verboten. Gerne streite ich aber darüber, welches Agrarsystem nachhaltiger ist und auf Dauer gute Ernten ermöglicht.

Ich bin der Überzeugung, dass mit der gentechnischen Veränderung von Pflanzen (und übrigens auch Tieren) nicht nur Fragen der Risikobewertung zu beantworten sind, sondern ebenfalls müssen wir uns fragen, wer davon profitieren wird. Die großen Konzerne sind doch längst dabei, jede noch so kleine Veränderung und ebenso jeden Schritt dahin, patentieren zu lassen.

Ich erwarte, dass sich diejenigen, die sich intensiv für den Einsatz der Gentechnik einsetzen, zuerst einmal die Patentfrage klären und beweisen können, dass die Technik wirklich den Landwirt*innen und nicht den Konzernen helfen wird.

Soll die deutsche bzw. europäische Landwirtschaft auch in Zukunft als wichtiger Exporteur am Weltmarkt auftreten oder ist dem Natur- und Klimaschutz mehr gedient, wenn wir in Europa weiter extensivieren?

Renate Künast: Es ist ein Irrglaube zu denken, der Hunger der Welt würde durch die deutsche Landwirtschaft bekämpft.

Es ist ein Irrglaube zu denken, der Hunger der Welt würde durch die deutsche Landwirtschaft bekämpft.

Die Entwicklungsorganisationen, etwa Brot für die Welt oder Oxfam, fordern stattdessen, Ernährungssouveränität zu stärken. Das Recht auf Nahrung gebietet es ebenfalls, dass sich Menschen selbst ernähren sollen. Kurzfristige Krisenintervention wird immer nötig sein, durch die Klimakrise auch immer öfter, aber Ziel muss es sein, regionale Kreisläufe zu stärken. Manche Exportstrategie funktioniert übrigens auch schon heute nicht mehr. Mit Blick auf China muss man ja sagen, das wird sich nicht mehr verändern.

Wie lassen sich der geplante massive Ausbau von Windkraft und Photovoltaik mit einer anhaltend produktiven Landwirtschaft verbinden?

Renate Künast: Gut geplant sind weder Windkraft noch Photovoltaik große Flächenfresser, klug gemacht kann Agro-PV etwa Obstbäume und Gemüse vor Hagel schützen. Vielmehr bieten beide dezentralen Stromerzeugungstechniken vielen Landwirt*innen ein weiteres Standbein – besonders in Norddeutschland seit Jahrzehnten gut erprobt.

Vielen Dank für das Gespräch!

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