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topplus Ernährungsstrategie

SPD will weniger Fleisch und mehr Gemüse auf dem Teller

Die Bundesregierung will Fehlernährung und Ernährungsarmut in der Bevölkerung mit einer Ernährungsstrategie begegnen, die im kommenden Jahr vorliegen soll. Die SPD hat schon jetzt etliche Ideen.

Lesezeit: 4 Minuten

Falsche und ungesunde Ernährung bringt nach Einschätzung der Ampelparteien wachsende soziale und gesundheitliche Probleme mit sich. Eine umfassende Ernährungsstrategie soll hier ab dem kommenden Jahr Lösungen liefern. Die SPD drängt aber schon jetzt auf Veränderungen der Verzehrsgewohnheiten deutscher Verbraucher.

Bei einer Dialogveranstaltung zum Thema stellte die SPD-Bundestagspolitikerin Rita Hagl-Kehl gestern in Berlin fest, dass inzwischen jedes fünfte Kind in Deutschland armutsgefährdet sei. Damit verbunden sei oft eine ungesunde Ernährungsweise, aus der später Erkrankungen resultierten.

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Hagl-Kehl bekräftigte daher den Plan ihrer Partei, die Werbung für ungesunde Kinderprodukte zu verbieten, sich für einen niedrigeren Fleischverzehr in Deutschland einzusetzen und dafür eine mehr pflanzenbasierte Ernährungsweise zu fördern. Die SPD-Politikerin denkt nicht, dass dies zu Lasten der deutschen Landwirtschaft gehen würde. Der Ausbau der heimischen Obst- und Gemüseerzeugung oder des Leguminosenanbaus biete vielmehr neue Chancen für regionale Wertschöpfung, so Hagl-Kehl.

Das Geld reicht oft nicht

Für Anne Markwardt vom Verbraucherzentrale Bundesverband (vzbv) muss eine neue Ernährungsstrategie aber auch mit einer deutlichen Aufstockung der finanziellen Unterstützung ärmerer Haushalte einhergehen. Die kürzlich erfolgte Einführung des Bürgergeldes reicht nach ihrer Auffassung jedenfalls nicht aus, damit sich solche Familien nachhaltig gesund ernähren können. Die Verbraucherschützerin schlägt außerdem eine Mehrwertsteuerabsenkung auf null für Obst und Gemüse vor, „damit es leichter wird, sich gesund zu ernähren. Auch der politische Geschäftsführer der Deutschen Adipositas Gesellschaft, Oliver Huizinga, setzt auf fiskalpolitische Signale: Er wünscht sich vor allem eine „Softdrinksteuer“. Die habe beispielsweise in Großbritannien dafür gesorgt, dass der Zuckergehalt in solchen Getränken um 35 % gesunken sei.

„Zucker ist total billig und gesunde Ernährung ist teurer“, so ebenfalls die Einschätzung des Göttinger Agrarökonomen Prof. Achim Spiller. Er merkte deshalb an, dass eine Steuerung des Verbraucherverhaltens über finanzpolitische Instrumente immer sozial ausgewogen gestaltet werden müsse. Grundsätzlich ist der Komplex Ernährungsarmut/Fehlernährung nach Einschätzung des Agrarwissenschaftlers vergleichsweise wenig erforscht – die letzte große Verzehrsstudie stamme beispielsweise aus dem Jahr 2006. Spiller plädierte deshalb für eine Ausweitung der Datenerhebung und eine Beschleunigung der wissenschaftlichen Auswertung, um der Politik die richtigen Hinweise für sinnvolle Instrumente an die Hand geben zu können.

Kinderlebensmittel unnötig

Der Präsident des Berufsverbandes der Kinder- und Jugendärzte, Dr. Thomas Fischbach, erklärte, dass es aus Sicht der Kinderärzte keine „Kinderlebensmittel“ brauche. Gemeint sind damit Produkte, die in Aufmachung und Zubereitung speziell auf Kinder zugeschnitten sind. Er kritisierte in diesem Zusammenhang das „Wording“ von Teilen der Lebensmittelindustrie. Diese suggeriere, als wären das ganz besondere Lebensmittel, die für die Gesunderhaltung der Kinder von Bedeutung wären. „Das ist Irreführung und Täuschung und muss verboten werden“, so Fischbach.

Der Lebensmittelverband kann diese Argumentation nicht nachvollziehen. Auf Anfrage von top agrar wies der Verband darauf hin, dass der Begriff „Kinderlebensmittel“ gesetzlich nicht definiert sei und auch von der Lebensmittelwirtschaft selbst gar nicht verwendet werde. Richtig sei, dass es Lebensmittel gebe, die sich in ihrer Aufmachung an Kinder richten; grundsätzlich vertrete die Branche jedoch selbst die Meinung, dass Kinder im Rahmen einer ausgewogenen Ernährung alles essen können, was auch Erwachsene auf dem Teller haben.

Bereits in der Vorwoche hatte der Lebensmittelverband – übrigens zusammen mit dem Berufsverband der Kinderärzte – davor gewarnt, das Thema Kindergesundheit allein auf Fehlernährung herunter zu brechen; dies sei weder zielführend noch weitsichtig. Aspekte wie seelische Gesundheit, das soziale Umfeld, der sozioökonomische Status und Bewegung seien ebenfalls entscheidend.

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