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„Politik trifft Praxis“

Stegemann vermisst bei Glyphosat-Debatte Wissenschaftlichkeit und gesunden Menschenverstand

Der Agrarsprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion hält pauschale Reduktionsvorgaben und Pflanzenschutzverbote für realitätsfern. Im Gespräch mit top agrar verteidigt er den chemischen Pflanzenschutz.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Landwirtschaft soll hohe Erträge ernten und gleichzeitig die Artenvielfalt fördern – das fordert die Gesellschaft. Doch wie geht das zusammen? Was erwarten Praktiker und Politiker voneinander? Wo fehlt es an Verständnis, wo an Fachtiefe? Und welche Lösungsansätze halten beiden Blickrichtungen stand?

Am 9. November wollen wir dieses Thema im Rahmen der top agrar-Veranstaltungsreihe "Politik trifft Praxis" mit Ihnen und vier Bundestagsabgeordneten diskutieren, darunter der agrarpolitische Sprecher der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Albert Stegemann. Im Vorfeld haben wir mit ihm über seine Meinung zum Pflanzen- und Artenschutz gesprochen. Auch Sie können Albert Stegemann und den weiteren Teilnehmern per E-Mail Ihre Fragen stellen (Fragen@topagrar.com) oder direkt selbst teilnehmen. Hier geht es zur Anmeldung: "Politik trifft Praxis".

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Herr Stegemann, ob die Verordnung zur nachhaltigen Nutzung von Pflanzenschutzmitteln (SUR) oder die anderen Ziele im Rahmen von Green Dealoder Farm to Fork: Der Einsatz von chemischen Pflanzenschutzmitteln und Dünger soll aus EU-Sicht deutlich runter. Sie sind selbst Landwirt. Ist das aus Sicht eines Praktikers machbar und wünschenswert?

Stegemann: Mit Blick auf viele EU-Mitgliedsstaaten ist eine Reduzierung bei Pflanzenschutzmittel oder Dünger machbar. Aber der Ansatz, pauschal und in jedem Mitgliedsstaat, den Einsatz von Pflanzenschutzmittel zu halbieren, ist realitätsfern und abzulehnen.

Auch die Pauschalverbote für Agrarchemie in Sensiblen Gebieten sind noch nicht vom Tisch. Wieviel von Ihrer Heimatregion – der Grafschaft Bentheim oder dem Emsland – wären davon betroffen und wäre Ackerbau dann dort noch wirtschaftlich umzusetzen?

Stegemann: Meine Heimatregion ist vielfältig betroffen. Wir haben ein enges Netz insbesondere von FFH-Gebieten, Naturschutzgebieten, Vogelschutzgebieten und Landschaftsschutzgebieten. Gerade für die Ems- und Vechteauen gibt es vor Ort sehr kooperative Lösungen, die nun in Gefahr geraten. Allein die knapp 20 Naturschutzgebiete in der Grafschaft Bentheim haben eine Größe von rund 4.000 ha, von denen rund ein Drittel landwirtschaftlich bewirtschaftet wird, überwiegend als Grünland.

Auch bei Glyphosat wird erbittert um die erneute Zulassung gestritten. Braucht es den Wirkstoff überhaupt noch oder haben wir nicht längst bessere mechanische oder digitale Alternativen? Was wird ohne ein solches Totalherbizid in Deutschland passieren?

Stegemann: Der Streit um die Zulassung ist ein Spiegelbild der Ampel-Politik.

Der Streit um die Zulassung ist ein Spiegelbild der Ampel-Politik.

Wissenschaftlichkeit und gesunder Menschenverstand werden beiseite gewischt. Stattdessen soll das Grüne Klientel bedient werden zu Lasten der eigenen Landwirte. Das ist keine zielführende Agrarpolitik. Und ja, Landwirte brauchen vor allem in erster Linie die Möglichkeit Glyphosat oder andere Pflanzenschutzmittel einsetzen zu können.

Ist weniger Agrarchemie gleichbedeutend mit mehr Artenvielfalt? Wenn nicht, was fördert Biodiversität dann – ohne die landwirtschaftliche Produktivität zu schmälern?

Stegemann: Weniger Pflanzenschutzmittel, eine Ausweitung der Extensivierung sowie die Stilllegung von Agrarflächen, wie es Minister Özdemir fordert, führen zu einem Rückgang der Produktivität und nicht zu mehr Artenvielfalt. Blühstreifen, der Humusaufbau oder kleinstrukturierte Puffer sind Möglichkeiten Artenvielfalt und Ressourceneffizienz zu bündeln.

Vor kurzem haben Sie in Verbindung mit dem Pflanzenschutz von „grünen Lebenslügen“ gesprochen. Was meinen Sie damit und welchen Rat geben Sie den Agrarpolitikern von Bündnis 90/Die Grünen?

Stegemann: Es ist die Tatsache, dass insbesondere die Grünen den Markt und das reale und nicht das gewünschte Konsumverhalten der Verbraucher in ihrer politischen Betrachtung gerne ausblenden. Wenn wir die landwirtschaftliche Produktion einseitig zurückfahren, dann werden die Verbraucher nicht automatisch ihre Essgewohnheiten ändern.

Wenn wir die landwirtschaftliche Produktion einseitig zurückfahren, dann werden die Verbraucher nicht automatisch ihre Essgewohnheiten ändern.

Nein, dann gibt es im Supermarkt Fleisch, Obst und Gemüse aus dem Ausland. Das hilft aber weder der Umwelt, dem Klima oder dem Wirtschaftsstandort Deutschland.

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