Einloggen / Registrieren

Startseite

Schlagzeilen
Messen & Termine
Themen
Wir für Euch
Heftarchiv
Sonstiges

Bürokratieabbau Agrarantrag 2024 Maisaussaat Erster Schnitt 2024

Klimaschutz?

Wissing droht Fahrverbote an – Ländlicher Raum wäre doppelt betroffen

Eine Novelle des Klimaschutzgesetzes steckt fest. Sollte keine Lösung zustande kommen, drohen nach 50 Jahren in Deutschland wieder Fahrverbote. Mit allen wirtschaftlichen und sozialen Folgen.

Lesezeit: 3 Minuten

In Deutschland drohen wieder Fahrverbote. Diesmal nicht wegen den Saudis wie in den siebziger Jahren, sondern für den Klimaschutz. Die Folgen könnten drastisch sein und gerade den ländlichen Raum und die dortigen Agrarbetriebe besonders hart treffen.

Das Bundesklimaschutzgesetz schreibt sektorübergreifendes Treibhausgaseinsparungen vor, damit Deutschland seine mittel- und langfristigen Klimaschutzziele erreichen kann. Das entsprechende Gesetz soll novelliert werden, steckt aber inzwischen seit einem Dreivierteljahr im parlamentarischen Vermittlungsverfahren fest. Sollte das nicht bald zum Abschluss gebracht werden, treten Automatismen in Kraft, die das ganze Land zumindest zeitweise lahmlegen würden.

Das Wichtigste aus Agrarwirtschaft und -politik montags und donnerstags per Mail!

Mit Eintragung zum Newsletter stimme ich der Nutzung meiner E-Mail-Adresse im Rahmen des gewählten Newsletters und zugehörigen Angeboten gemäß der AGBs und den Datenschutzhinweisen zu.

Wissing: Restriktive Maßnahmen drohen

Bundesverkehrsminister Dr. Volker Wissing warnt deshalb in einem Schreiben an die Vorsitzenden der Ampelfraktionen im Bundestag, dass sein Ressort im Rahmen der geltenden Gesetze nach dem 15. Juli verpflichtet wäre, ein Sofortprogramm zur Einhaltung der Jahresemissionsmengen des Verkehrssektors vorzulegen. Das würde bedeuten, dass allein in diesem Jahr knapp 15 % der Pkw-Fahrleistung und mehr als 10 % der Lkw-Fahrleistung gekappt werden müssten.

„Das wäre nur durch restriktive und der Bevölkerung kaum vermittelbare Maßnahmen wie flächendeckende und unbefristete Fahrverbote an Samstagen und Sonntagen möglich“, verdeutlicht Wissing in dem Schreiben. Das würde nicht nur individuelle Mobilität, sondern auch Lieferketten betreffen. Der (Tages-)Tourismus würde ebenfalls einbrechen, so der Bundesminister.

Kommentar: Fahrverbote sind niemandem vermittelbar

Klimaschutz geht alle an. So weit, so gut. Dass damit höhere Kosten und teils auch persönliche Einschränkungen verbunden sind, haben die meisten Menschen auch verstanden. Wenn aber derart drastische Eingriffe in die persönliche Freiheit wie Fahrverbote letztlich damit begründet werden, dass die Parlamentarier nicht schnell genug gearbeitet haben, hört der Spaß auf. Das sieht wohl auch Wissing so, der in seinem Schreiben ausdrücklich vor negativen Reaktionen der Bevölkerung warnt.

Hinzu kommt, dass absehbar der ländliche Raum am meisten unter solchen Fahrverboten leiden würde. Schließlich sind die Menschen dort oft genug auf ihr Auto angewiesen, um auch am Wochenende zum Einkauf oder zur Arbeit zu kommen. Von der sozialen Dimension ganz zu schweigen. Wann finden denn Familienbesuche und ein Großteil der privaten Feiern statt, wenn nicht am Wochenende? Erinnerungen an die Coronazeit werden wach, als Kontaktverbote ähnliche Auswirkungen wie ein Fahrverbot hatten. Und nein: Der ÖPNV ist auf dem Land kein Ersatz für das Auto.

Nicht klar ist, inwieweit der landwirtschaftliche Verkehr betroffen wäre. Man mag sich nicht ausmalen, was passiert, wenn ein Fahrverbot in der Erntezeit auch Schlepper und Mähdrescher einschließen würde. Aber allein die Lieferkette tageweise zu unterbrechen, würde bereits genug Schaden an der ohnehin schon fragilen deutschen Wirtschaft anrichten. Wieviel Klimaschutz könnte Deutschland denn noch leisten, wenn die eigene Ökonomie auf diese Weise „sturmreif geschossen“ wird? Wissing und der Bundestag wären daher gut beraten, Rezepte aus den Siebzigern wie Fahrverbote in der Schublade zu lassen, wo sie hingehören.

Marko Stelzer

Mehr zu dem Thema

top + Das Abo, das sich rechnet: 3 Monate top agrar Digital für 9,90€

Unbegrenzter Zugang zu allen Artikeln, Preis- & Marktdaten uvm.

Wie zufrieden sind Sie mit topagrar.com?

Was können wir noch verbessern?

Weitere Informationen zur Verarbeitung Ihrer Daten finden Sie in unserer Datenschutzerklärung.

Vielen Dank für Ihr Feedback!

Wir arbeiten stetig daran, Ihre Erfahrung mit topagrar.com zu verbessern. Dazu ist Ihre Meinung für uns unverzichtbar.