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Agrarrohstoffe bald wichtigstes Handelsgut der Ukraine
Für die Ukraine wird der Agrarexport zunehmend zu einer strategischen Aufgabe, von der auch die wirtschaftliche Zukunft des Landes abhängen könnte.
Der stellvertretende Landwirtschaftsminister Taras Vysotskyi wies am Montag darauf hin, dass die ukrainischen Agrarausfuhren schon vor dem Krieg rund 40 % aller Exporte des Landes ausgemacht hätten. Wegen des teilweisen Zusammenbruchs der ukrainischen Industrie könnten die landwirtschaftlichen Ausfuhren nach Schätzungen seines Hauses bald sogar einen Anteil von 70 % des Außenhandels ausmachen und somit zum wichtigsten Handelsobjekt avancieren.
Umso wichtiger sei eine möglichst umfassende Aussaat, betonte Vysotskyi. Er geht weiterhin davon aus, dass mindestens 70 % der freien Aussaatflächen auch bestellt werden können. Eine aktuelle Prognose des UN-Büros für die Koordination humanitärer Hilfen (OCHA) stützt ebenfalls die Annahme, dass etwa 30 % der ukrainischen Felder 2022 brach liegen werden.
Blockade der Schwarzmeerhäfen verhindert Export
Nicht geklärt ist jedoch weiterhin, wie die ukrainischen Agrarprodukte ins Ausland verfrachtet werden könnten, da die Seehäfen als mit Abstand wichtigste Absätzkanäle vorläufig blockiert bleiben dürften. Zwar steht die Kiewer Regierung seit Wochen mit benachbarten Ländern in Verhandlungen über die Nutzung dortiger Häfen. Das Straßen- und Schienennetz dorthin bildet allerdings einen Flaschenhals, der aktuell maximal ein Zehntel der Transportkapazität der Schwarzmeerhäfen bietet. Vysotskyi geht allerdings davon aus, dass sich die alternativen Logistikmöglichkeiten deutlich ausbauen lassen.
Unterdessen werden die Feldarbeiten in der Ukraine nicht nur durch die Kriegshandlungen und Nachschubprobleme bei Betriebsmitteln gebremst. Der Ukrainische Agrarrat (VAR) wies gestern darauf hin, dass die im März verabschiedeten Unterstützungsprogramme der Ukraine Agrarunternehmen unter ausländischer Leitung diskriminierten. Diese seien beispielsweise von den stark zinsvergünstigten Krediten zur Liquiditätssicherung ausgeschlossen, erläuterte der Verband.
Der Agrarrat hält dies für „unfair und unvernünftig“, da solche Betriebe in ihrer Arbeitsfähigkeit eingeschränkt werden. Er rief die ukrainische Regierung deshalb auf, derartige Programme auch für Unternehmen zu öffnen, deren Eigentümer ihren Wohnsitz nicht regelmäßig in der Ukraine haben.
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