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Geben die Preise für Stickstoff-Dünger weiter nach?

Viele Anbieter haben ihre Forderungen für KAS und Co. spürbar gesenkt. Von Sonderangeboten kann aber keine Rede sein, und eventuell ist der Boden auch noch nicht erreicht.

Lesezeit: 5 Minuten

Keine Frage: Die Notierungen für Stickstoffdüngemittel haben während der vergangenen Wochen fast durchgehend nachgegeben. Daran ändert auch die Tatsache nichts, dass einige Zwischenhändler ihre bäuerlichen Abnehmer immer noch mit regelrechten Mondscheinpreisen düpieren.

Allerdings bereitet die aktuelle Entwicklung Landwirtinnen und Landwirten auch Kopfschmerzen. „Soll ich jetzt den Sack zumachen und mir per Vorkontrakt schon einen Teil meines Düngerbedarfs für 2023/24 sichern oder damit besser noch warten“, beschreibt ein norddeutscher Ackerbauer die schwierige Entscheidung, vor der er und seine Berufskolleginnen und -kollegen stehen.

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2022 veränderte alles

Früher hätten die meisten von ihnen den Düngerkauf auf die lange Bank geschoben. Denn immer wieder scheiterten angekündigte Preissteigerungen im weiteren Saisonverlauf am Widerstand der Abnehmer oder günstigen Importen aus dem Ausland. Außerdem galt das Motto: „Teuer kaufen kann man auch später noch.“

Damit ist (vorerst) seit dem vergangenen Jahr Schluss. Erst trieben seit Herbst 2021 steigenden Energiepreise, die einen Großteil der Produktionskosten ausmachen, die Forderungen für Harnstoff, KAS usw. in die Höhe. Dann griff Russland im Februar 2022 die Ukraine an, und in der Folge – Russland war zuvor ein wichtiger Lieferant von Erdgas, Ammoniak und N-Dünger – gingen die Kurse für Stickstoffdünger durch die Decke.

„Zeitweilig mussten Landwirte pro kg N über 3 € berappen“, sagt ein Beobachter. Aus Angst, sonst keinen Dünger zu bekommen, sei das auch bezahlt worden. Und viele Landwirte seien immer noch sehr verunsichert.

Markt hat sich entspannt

Fakt ist: Angst ist normalerweise ein schlechter Ratgeber. Das gilt auch für Einkaufsentscheidungen. Deshalb sollten Sie zwar bei wirklich attraktiven Offerten jetzt zuschlagen, ansonsten aber Ruhe bewahren.

Die Rahmenbedingungen an den Märkten für N-Dünger sind heute anders als vor zwölf Monaten. Viele Anbieter und Produzenten haben ihre Forderungen im Tagesgeschäft schon deutlich gesenkt:KAS (27 % N, siehe Übersicht oben) kostet ab Handelslager und o. MwSt. im Norden und Osten Deutschlands 275 bis 340 €/t. Im Westen und Süden werden 310 bis 360 €/t genannt. Einige Händler fordern sogar noch bis 400 €/t, haben damit aber keinen Erfolg.Harnstoff (46 % N, mit Ureasehemmer) wird im Norden und Osten für knapp unter 400 bis 500 € pro t offeriert.

Im Süden und Westen liegt die obere Preisspanne bei 530 €/t, und vereinzelt wird sogar noch mehr verlangt.AHL (30 % N) können Landwirte im Norden und Nordosten meistens schon für 280 bis 350 €/t kaufen. In anderen Regionen bewegen sich die Preise zwischen 320 und 330 €/t.

Wie geht es weiter?

Ohne Kalkausgleich kostet das kg N damit aktuell im Schnitt zwischen 0,95 und 1,10 €. Damit könnte der Boden aber noch nicht erreicht sein. Viele Beobachter sehen weiteren Preisspielraum nach unten bei Stickstoffdüngemitteln. Denn einige Anbieter haben ihre neuen Forderungen für den Start ins Wirtschaftsjahr 2023/24 schon eingepreist, andere zögern das aber noch hinaus, weil sie auf „teuer gekauften“ Lagerbeständen sitzen. Deshalb sind übrigens die regionalen Preisspannen momentan noch viel größer als sonst üblich.

Ob die Notierungen wirklich noch weiter sinken bzw. wie kräftig die Abschläge ausfallen werden, ist allerdings selbst in Fachkreisen recht umstritten. Es gibt dazu zwei gegensätzliche Positionen der Marktexperten:Skeptiker rechnen, abgesehen von gekappten Preisspitzen, vorerst mit keinen weiteren gravierenden Korrekturen nach unten. Denn viele EU-Düngerproduzenten haben ihre Kapazitäten im vergangenen Jahr gedrosselt, und liegen immer noch annähernd 30 % unter den Mengen von vor 2022. Das heimische Angebot bleibt also überschaubar, und nennenswerte Importe aus Russland wird es bis auf Weiteres auch nicht geben. Das gilt übrigens nicht nur für die EU, die ohnehin Sanktionen verhängt hat.

Moskau klagt grundsätzlich über Probleme beim internationalen Düngerexport, z. B. wegen fehlender Verlademöglichkeiten am Schwarzen Meer.Optimisten erwarten ebenfalls keinen Angebotsschub, setzen aber trotzdem auf weiter sinkende Preise für N-Dünger. Die niedrigeren Gaspreise (siehe Übersicht 2) seien nur zum Teil in die Abgabepreise für KAS, Harnstoff und Co. einkalkuliert worden, heißt es. Zudem habe die Nachfrage global und auch in der EU zuletzt stark abgenommen. Laut der jüngsten Analyse der Rabobank wird sich das ändern. Trotzdem dürfte das globale Angebot 2023 noch etwa 2 % über der Nachfrage liegen, heißt es in dem Bericht.

Schwache Getreidekurse

Ein weiterer Punkt, der für nachgiebige Düngernotierungen spricht, ist der kräftige Rückgang der Erzeugerpreise für Getreide, Raps usw. Brotweizen erlöste zu Beginn dieses Jahres im Bundesmittel z. B. noch gut 295 €/t und Futtergerste um die 255 €/t. Derzeit werden nur noch sehr magere 195 bzw. 180 €/t ausgelobt.

Die aktuell diskutierten Erfasserpreise ex Ernte 2023 liegen stellenweise sogar noch unter diesem Niveau. Kein Wunder, dass die meisten Landwirte nicht bereit sind, überteuerten Dünger zu kaufen und auf günstigere Momente dafür warten.Wir unterstützen Sie dabei mit aktuellen Trendmeldungen und Preisinfos im Internet ( www.topagrar.com/markt ). Für Abonnenten ist dieser Service gratis.

Weitere aktuelle Informationen liefert Ihnen unser agrarfax. Näheres dazu finden Sie im Internet unter der Adresse  www.agrarfax.de .

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