Die Globalisierung und das Bestreben, die Agrarpreise niedrig zu halten, sind mit schuld daran, dass jetzt die Lebensmittelpreise stark angestiegen sind. Davon ist Prof. Corinna Hawkes von der City University of London überzeugt.
Wie die auf Lebensmittelpolitik spezialisierte Wissenschaftlerin in einem Artikel für „The Conversation“ feststellt, war das Bestreben, die Preise niedrig zu halten, verständlich und notwendig. Allerdings hätten die wirtschaftlichen Mechanismen, die die Preise in den vergangenen Jahrzehnten nach unten getrieben hätten, das globale Lebensmittelsystem stark geschwächt.
Dies sei ihr bei einem Besuch in Kenia klar vor Augen geführt worden, so Hawkes. Der Fisch, den sie dort am Ufer des Viktoriasees, einer der größten Binnenfischereien der Welt, gegessen habe, sei nach Aussage des Kellners höchstwahrscheinlich aus China importiert worden. Unter dem Paradigma der billigen Lebensmittel habe dies Sinn ergeben.
Ist globalisierter Handel gestört, leiden abhängige Länder
China habe phänomenale Arbeit geleistet, indem es seine Aquakulturindustrie ausgebaut - es beherrsche jetzt etwa 60 % des Weltmarktes - und gleichzeitig in die afrikanische Verkehrsinfrastruktur investiert habe. Diese Art von Dynamik habe auch eine Globalisierung bei den Lebensmitteln ermöglicht, aber wenn der globalisierte Handel gestört werde, sei das ganze System bedroht.
Viele afrikanische Länder seien heute bei mehr als der Hälfte ihres Weizenbedarfs von der Ukraine und Russland abhängig. Die durch den Krieg verursachten Versorgungsengpässe und die „katastrophal hohen“ Düngemittelpreise drohten nun, den Hunger in der Welt zu verstärken. Dies sei die Kehrseite der Bemühungen, die Lebensmittelpreise niedrig zu halten.
Einerseits hätten Produktivitätssteigerung und Wettbewerbsfähigkeit dazu geführt, dass Lebensmittel billiger produziert und verteilt werden könnten. Doch hat dies laut Hawkes andererseits auch dazu geführt, dass nun eine kleinere Anzahl von Ländern und Unternehmen die Märkte dominiert. Dadurch sei die Vielfalt der Lebensmittelquellen und Lieferketten beeinträchtigt worden. Vielfalt sei jedoch wichtig, weil „sie Wege schafft, um Schocks zu absorbieren“.