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Weizen an der Börse absichern: „Landwirte können weiter hedgen!“​ ​

Neue Regeln für Finanzgeschäfte schränken den Weg für Landwirte an die Börse ein. Broker Wolfgang Sabel ärgert sich über die sperrigen Vorgaben, hält sie aber für lösbar.

Lesezeit: 4 Minuten

Die Finanzdienstleistungsaufsicht (Bafin) will Kleinanleger beim Terminhandel stärker schützen, und die Saxo-Bank zieht sich aus dem Clearing an der EEX zurück. top agrar hat den Geschäftsführer von Kaack Terminhandel gefragt, was das für deutsche Landwirte bedeutet.

Was halten Sie von der Entscheidung der Finanzdienstleistungsaufsicht ­(Bafin), den Terminhandel für Klein­anleger – also auch für Landwirte – einzuschränken?

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Sabel: Die neue Allgemeinverfügung der Bafin schießt über das Ziel hinaus. Wir wickeln seit Jahren mit Landwirten, kleineren Händlern und auch Verarbeitern Preisabsicherungen am Terminmarkt ab. Die bisherige Risikoaufklärung war dabei stets ausreichend, klar strukturiert und verständlich.

Die neuen Vorgaben fordern, dass Kleinanleger (Landwirte) vor jedem Handelsgeschäft der Bank bestätigen müssen, dass es sich um eine Preisab­sicherung handelt. Alternativ kann das kontoführende Institut die sogenannte Nachschusspflicht über das eingezahlte Guthaben hinaus ausschließen. Wie läuft es künftig in Deutschland?

Sabel: Der erste Weg ist in der Auftragsübermittlung zwischen Kunde (Landwirt), Makler, Bank und Börse in der Tat nicht praktikabel. Unser Clearingpartner, die Saxo-Bank, hat sich für den zweiten Weg entschieden. Das bedeutet, dass Landwirte, die den Terminmarkt nutzen, maximal ihre Kontoeinlagen verlieren können. Sollten aufgrund extremer Marktbewegungen diese Einlagen nicht aus­reichen, können weitere Beträge nicht mehr automatisch eingezogen werden. Computerprogramme überwachen die neue Vorgabe und stoppen bei nicht ausreichender Deckung aus, d. h. es werden Kontrakte glattgestellt.

Ein Landwirt, der Weizen abgesichert hat, kann wegen Kursschwankungen somit „zwangsglattgestellt“ werden. Ist der Handel für Landwirte unter diesen ­Voraussetzungen überhaupt noch praktikabel?

Sabel: Diese Anforderung ist lösbar. Es stimmt zwar, dass die Saxo-Bank Positionen liquidiert, wenn keine ­Sicherheiten mehr auf dem Konto ­vorhanden sind. Dieser Vorgang ist ­international aber gängige Praxis. Alle unsere Kunden erhalten zu jedem Konto einen Online-Zugang, mit dem auf elektronischem Wege die laufende Kontoauslastung überwacht werden kann – sowohl über PC als auch über Handy. Der Landwirt bekommt automatisch E-Mails bei steigender Aus­lastung, sodass er jederzeit Geld ­einzahlen kann, um ein Ausstoppen zu verhindern. Über Echtzeit- oder Blitzüberweisungen geht das sofort.

Die NordLB hat sich 2020 als ­Clearingpartner aus dem Agrargeschäft ­zurückgezogen. Geht die ­Saxo-Bank nun den gleichen Weg?

Sabel: Die Saxo-Bank bleibt dem Terminhandel treu. Sie bietet den Handel mit vielen Rohstoffen an weltweit zahlreichen Börsen auch in Zukunft für Kleinanleger an. Lediglich die Möglichkeiten zu den Agrarfutures der EEX (Kartoffeln, Magermilchpulver, Butter) werden nicht mehr angeboten. Die Gründe dafür wurden nicht genauer beschrieben. Futures wie Getreide oder Ölsaaten an der Euronext sind selbstverständlich für Kleinanleger auch in Zukunft handelbar.

Wie wirkt sich der Ausstieg der ­Saxo-Bank aus dem Clearing an der EEX auf den Handel mit landwirtschaftlichen Kontrakten aus?

Sabel: Für die Teilnehmer am Kar­toffel- und Milchmarkt ist der Ausstieg der Saxo-Bank schon einschneidend. Fakt ist: Deutsche Landwirte können derzeit keine Agrarprodukte an der EEX in Leipzig handeln. Wir führen aber für die EEX-Produkte derzeit ­Gespräche mit anderen Clearingpartnern, eine Lösung ist allerdings bisher noch nicht gefunden.

Falls es keine Lösung gibt, welche Auswirkungen hätte dies auf die Händler, Verarbeiter und die Erzeuger?

Sabel: Für Landwirte bzw. kleinere Händler mit Sitz in Deutschland wäre das ein enormer Nachtteil. Möglichkeiten zur flexiblen Vertragsgestaltung (z. B. Fixierung der Kartoffelpreise im Sommer) würden fehlen. Zur Absicherung wären Landwirte von Händlern und Verarbeitern abhängig. Um im Geschäft zu bleiben, müssten „nicht professionelle“ Handelshäuser wohl ggf. Preise ohne Absicherungen zusichern – ein hohes Risiko. Auch Verarbeiter könnten mit vielen Landwirten keine flexiblen Preisgestaltungen mehr eingehen. Und zu guter Letzt fehlt ein wichtiges Preis- und Stimmungsbarometer. Wir sind aber weiter zuversichtlich: In den Niederlanden hat sich bereits eine Clearingbank aufgetan, die den Handel an der EEX weiter anbietet.

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