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Aldi erhöht das „Tierwohl-Tempo“ – Profitieren auch die Landwirte?

Verbraucher kaufen immer mehr Tierwohlprodukte, sagt Aldi. Der Discounter setzt erst auf deutsche Ware. Ob deutsche Bauern davon profitieren, muss sich zeigen. Ein Hintertürchen lässt sich Aldi offen.

Lesezeit: 3 Minuten

Dass Aldi bei der eigenen Tierwohloffensive „Haltungswechsel“ gerade jetzt nachlegt, überrascht. Schließlich hätte sich der Discounter-Primus gemütlich zurücklehnen und auf das staatliche Tierwohllabel von Cem Özdemir warten können. Das wäre wahrscheinlich sogar billiger für Aldi gewesen, weil der Staat den Bauern höhere Haltungsvorgaben macht und die Wirtschaft nur zuschauen müsste.

Doch Aldi legt sich fest und wird bis 2030 wohl wirklich bei Schweinen 40 % mehr Platz und Außenklima zum Einkaufsstandard machen. Bei Jungbullen schreibt die Haltungsform bis zu 4 m2 vor. Auch Geflügel fehlt im Aldi-Konzept nicht. Damit ist Aldi der Politik wieder einen großen Schritt voraus.

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Riskiert Aldi sein „Immer-günstiger-Image“?

Doch der Weg ist riskant, denn für andere Handelsketten dürfte es in den nächsten Jahren deutlich leichter werden, den Erfinder des Discounts bei Fleisch preislich zu unterbieten. Wenn die Marktbegleiter nicht mitziehen, riskiert Aldi sein „Immer-Günstiger-Image“.

Andererseits verteidigt Aldi die beim Verbraucher bereits etablierte Haltungsform-Kennzeichnung und wohl auch die Initiative Tierwohl (ITW), die gerade schwer zu kämpfen hat. Beide Konzepte hat Aldi mit entwickelt. Der Grund könnte sein, dass Aldi nicht an den Erfolg des staatlichen Labels glaubt.

Es sei unausgegoren und auch das schwarz-weiße Label auf den Verpackungen ist wenig ansprechend, lautet die vielfach geäußerte Kritik aus der Branche. Ein zweiter Grund könnte sein, das sich Aldi mit der eigenen Haltungsform weiter das Tor zum Einkauf im Ausland offen halten will. Denn so könnte man ohne großen Stress ausländische Ware kennzeichnen und deutsche Lieferanten unter Druck setzen.

Aldi setzt Klimaschutz-Akzente

Aldi dürfte mit seinem Vorstoß aber auch das Ziel verfolgen, eigene Klimaschutz-Akzente zu setzen. Mit der in Deutschland etablierten Haltungsform-Kennzeichnung könnte man Fleisch aus heimischer Produktion verkaufen, dessen CO2-Fußabdruck besser ist als Importware aus Übersee. Aldis Vorstoß dürfte u.a. damit zusammenhängen, dass der Hauptkonkurrent Lidl beim Thema Klimaschutz versus Fleischverzehr bereits vorgelegt hat. Lidl versucht sich mit Fleischverzicht bei seinen Kunden zu profilieren.

Am Ende kommuniziert Aldi zwar etwas geschickter, erreicht mit dem sogenannten Haltungswechsel aber vermutlich das Gleiche: Es wird künftig deutlich weniger Fleisch im LEH abgesetzt.

Die Botschaft an die Politik und die Landwirtschaft ist eindeutig. Aldi wird sein anfangs belächeltes Konzept „Haltungswechsel: Unser Versprechen für mehr Tierwohl“ durchdrücken und den Bauern einiges abverlangen. Das ist erst einmal nicht verwerflich, weil sich auch die Ansprüche der Gesellschaft an die Nutztierhaltung ändern.

Mehr Aufwand, mehr Geld! – und zwar für die Bauern

Entscheidend ist aus Sicht der Bauern aber einzig und allein, dass sie den Mehraufwand langfristig bezahlt bekommen! Speist Aldis seine Lieferanten mit Peanuts ab, geht der schöne Klimaplan des Essener Konzerns nicht auf. Dann wird Aldi sein Schweine-, Rinder- oder Geflügelfleisch künftig auf Kosten des Klimaschutzes aus den Nachbarländern oder aus Übersee beziehen müssen. Ausgeschlossen ist das nicht. Zwar betont man in der Essener Konzernzentrale, dass man zuerst auf deutsche Ware setzt. Eine Garantie ist das aber nicht. Denn in dem Konzept bleibt man beim Thema Herkunft auffällig unauffällig.

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