Die EU-Kommission rechnet aktuell mit einer Rapsernte in der Union von 19,4 Mio. t. Das sind 0,5 Mio. t weniger als zuvor erwartet wurden (Vormonat 19,9 Mio. t). Ausschlaggebend ist der reduzierte Flächenertrag mit durchschnittlich nur noch 32 dt/ha. Ernteeinbußen werden insbesondere in Tschechien, Dänemark, Deutschland, Litauen und Rumänien erwartet. Das Vorjahresergebnis lag bei 19,5 Mio. t.
Der Verbrauch wird auf 24,5 Mio. t veranschlagt. Die EU-KOM rechnet mit einem ermäßigten Import von 5,8 Mio. t im Vergleich zum Vorjahr mit 7,3 Mio.t.
Nervöse Rapspreise
Die Rapspreise haben in den letzten Wochen eine Achterbahnfahrt hingelegt. Als Folge des mit militärischen Aktionen untermauerten russischen Ausscheidens aus dem Schwarzmeer-Abkommen schossen die Börsenkurse von rund 400 auf 500 €/t. Ende Juli fielen die August-Notierungen schon wieder auf 400 €/t zurück. Für den häufigst gehandelten Liefermonat Nov. 23 liegen die Kurse jedoch bei 445 €/t.
Hintergrund für die nervöse Preisentwicklung ist die Unsicherheit, ob und inwieweit ukrainischer Raps in einer geschätzten Größenordnung von rund 3,5 Mio. t exportiert werden kann oder nicht. Größte Empfängerregion ist die EU-27. Da ukrainischer Raps schwerpunktmäßig im westlichen Teil des Landes angebaut wird, liegt es nahe, den Landweg per Eisenbahn und LKW zu nutzen, ggfs. auch Binnenschifffahrt. Als ein höherwertiges Gut ist Raps eher transportwürdig einzustufen als Getreide. Auch die deutlich geringere Ausfuhrmenge im Vergleich zum Getreide eröffnet erfolgreichere Lieferaussichten auf dieser Transportroute.
Weltweite Rapsernte stabil
Der Internationale Getreiderat (IGC) hält an seiner Prognose zur globalen Rapserzeugung im Wirtschaftsjahr 2023/24 mit 85,9 Mio. t fest. Das sind 2,1 Mio. t weniger als in der Saison 2022/23.
Dabei könnte eine voraussichtlich kleinere Ernte in Australien durch eine größere in China kompensiert werden. Australien dürfte statt den bislang erwarteten 5,4 Mio. t witterungsbedingt wohl lediglich 5,2 Mio. t Raps dreschen. Das wäre deutlich weniger als das vorangegangene Rekordvolumen von 8,3 Mio. t. Der Rückgang ist nicht nur auf die deutlich reduzierte Anbaufläche zurückzuführen, sondern auch die Erträge dürften niedriger sein. Ausschlaggebend sind die Trockenheit und Hitze in den zurückliegenden Monaten.
In der EU-27 könnten, unverändert zur Vormonatsprognose, 19,8 Mio. t zusammenkommen und damit 1,4 % mehr als 2022. Während ungünstige Vegetationsbedingungen das Ertragspotenzial in einigen Mitgliedsstaaten, darunter auch Deutschland, limitieren dürfte, werden für Frankreich, Tschechien und Rumänien größere Ernten vorhergesagt.
Versorgungslücke: 1 Mio. t fehlen
Hinsichtlich des globalen Rapsverbrauches im Wirtschaftsjahr 2023/24 erhöht der Rat seine Prognose um 0,4 auf 86,8 Mio. t. Gegenüber dem Vorjahr sind das 2,1 Mio. t mehr, wobei allein die Ölmühlen 2,3 Mio. t mehr aufnehmen dürften, während weniger Raps direkt ins Futter geht.
Bei einer globalen Erzeugung von 85,9 Mio. t ergibt sich damit eine Versorgungslücke von knapp 1 Mio. t. Das geht zu Lasten der Rapsvorräte, die zu Beginn des Wirtschaftsjahres 2023/24 mit 6,9 Mio. t außerordentlich üppig sind. So bliebe der Abbau auf 6 Mio. t immer noch deutlich über dem langjährigen Durchschnitt. Allerdings bauen sich die Vorräte in den Exportländern besonders stark ab, sie bleiben aber mit 1,7 Mio. t ebenfalls leicht über Durchschnitt.