Russland habe keine Einwände gegen eine weitere Verlängerung, aber "nur für 60 Tage", sagte der stellvertretende Außenminister Sergej Werschinin nach Gesprächen mit UN-Vertretern in Genf, berichtet die Deutsche Presseagentur (dpa). Vertreter Russlands und der Vereinten Nationen (UN) haben am Montag in Genf Gespräche über eine Verlängerung des Getreideabkommens mit der Ukraine begonnen. Eigentlich wurde über eine Verlängerung von 120 Tagen verhandelt. Die Ukraine pocht hingegen auf eine unbefristete Verlängerung des Getreideabkommens.
Russland will Zugeständnisse für seine eigenen Exporte
Moskau wolle zunächst Fortschritte bei einer parallel beschlossenen Vereinbarung zu russischen Exporten sehen, bevor eine erneute Verlängerung des Getreidedeals infrage komme, heißt es in den Agenturmeldungen weiter. "Unsere weitere Haltung wird von greifbaren Fortschritten bei der Normalisierung unserer Agrarexporte abhängen", sagte der russische Delegationsleiter Werschinin. "Dazu gehören Bankzahlungen, Transportlogistik, Versicherungen, die Freigabe eingefrorener Finanzaktivitäten und Ammoniaklieferungen über die Toljatti-Odessa-Pipeline."
Die bisherige Vereinbarung über das Getreideabkommen läuft am Samstag, den 18. März aus. UN-Generalsekretär António Guterres versucht zwischen der Ukraine und Russland zu vermitteln. Vergangene Woche hatte er bei seinem Besuch in Kiew mit der ukrainischen Führung gesagt, das Abkommen zu verlängern, sei von "entscheidender Bedeutung“.
Großteil der Exporte der Ukraine geht an China
Das Getreideabkommen war im Juli 2022 unter Vermittlung der UN und der Türkei unterzeichnet worden, um die sichere Ausfuhr von ukrainischem Getreide durch einen Schutzkorridor im Schwarzen Meer zu ermöglichen. Nach UN-Angaben konnten bisher mehr als 24,1 Mio. t Getreide exportiert werden.
Zwei Drittel der Exporte gingen bisher an China, Spanien, die Türkei, Italien und die Niederlande, berichtet die österreichische Nachrichtenagentur apa. Mit 5,2 Mio. t ist aktuell China der größte Profiteur des Abkommens. 4,1 Mio. t Agrargüter gingen bisher nach Spanien, gefolgt von der Türkei (2,7 Mio.), Italien (1,8 Mio.) und den Niederlanden (1,5 Mio.). Erst an sechster Stelle folgt mit Ägypten (850.000 t) eines der besonders von ukrainischem Getreide abhängigen Länder.
Die Länderliste sagt aber nur bedingt etwas über die Endverbraucher aus. So liegen etwa die Niederlande deshalb so weit vorne, weil sie mit Rotterdam einen der weltweit größten Häfen beherbergen, erklärt die apa weiter.
Monatlich werden rund 100 Schiffstransporte abgewickelt. Das 807. Schiff lief am Montag in Odessa aus, um 66.000 t Mais nach Spanien zu bringen. Von der bisherigen Tonnage entfiel 49 % auf Mais, 27 % auf Getreide und 10 % auf Sonnenblumenderivate. Neben ukrainischen Agrargütern werden auch russische Düngemittel im Rahmen der Vereinbarung exportiert.