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Schweine- und Rinderpreise: „Besserung ab Februar/ März“

Die Bauern baden die aktuelle Preiskrise größtenteils alleine aus, wie Auswertungen von Beratern zeigen. Die „rote Seite“ widerspricht dem und verweist auf steigende Kosten.

Lesezeit: 4 Minuten

"Schwere Tiere kosten dreimal – weniger Indexpunkte, mehr Futter und auch weniger Erlös“. Mit diesem bitteren Zitat eines Schweinemästers machte Christa Niemann vom Deutschen Bauernverband deutlich, was der Schweinestau für Erzeuger derzeit bedeutet. Beim top agrar-Onlineseminar „Schweinestau und Rindfleischkrise – zahlen die Bauern die Kosten der Pandemie?“ am 7. Dezember ärgerte sich Niemann zudem darüber, dass die so genannten Corona-Masken nur phasenweise gültig sind, obwohl die Gewichte vor allem bei Tönnies seit dem Frühjahr stetig steigen. „109 kg SG im Schnitt sind keine Seltenheit“, berichtete die Masken-Expertin. Bei solchen Extrem-Partien verliere der Bauer mit der Normalmaske schnell 10 bis 16 € pro Tier.

Dem widersprach auch Tönnies-Geschäftsführer Dr. André Vielstädte nicht, der sich von Seiten der Schlachtindustrie der Diskussion stellte. Er erklärte, dass das Unternehmen Tönnies die Corona-Maske immer dann eingeführt habe, wenn die Schlachtkapazitäten erhöht werden konnten. „Das war nach dem Lockdown in Rheda im Juli und nach dem Start der neuen Schinkenzerlegung im November so.“ Man wolle den Markt von überschweren Schweinen befreien, wundere sich jedoch, dass auch jetzt oft noch zu leichte Tiere angeliefert würden.

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Wer macht die Marge?

Berater Wilfried Brede vom ServiceTeam Alsfeld machte auf Grundlage von Auswertungen deutlich, dass die Spanne zwischen den Erzeugerpreisen und den Verkaufspreisen für Schweinefleisch der Schlachter an den Handel seit Monaten kontinuierlich steigt. „Der LEH und auch die Schlachtindustrie haben ihre Margen behalten bzw. sogar ausbauen können“, betonte Brede. Dem widersprach Vielstädte. Die Spanne sei zwar größer geworden, aber die Kosten seien auch für die Schlachtbranche erheblich gestiegen. Vor allem die Maßnahmen zum Infektionsschutz belasten die Wirtschaftlichkeit. „Wir werden bei Tönnies 2020 eines der schlechtesten Jahre einfahren“, erklärte Vielstädte. Brede erklärte in diesem Zusammenhang, dass die Kosten der Schlachter tatsächlich gestiegen sind, die „Handelspartner“ dafür aber auch die Vorkosten angehoben haben.

Rindfleisch braucht Gastronomie

Dr. Frank Greshake von der Viehvermarktung Rheinland lenkte den Blick auf den Rindfleischmarkt. Auch dort habe man mit Corona-bedingten Engpässen zu kämpfen. Das größte Problem sei der fehlende Absatz. „Der Verzehr von Rind- und Kalbfleisch hängt stark vom Außer-Haus-Verzehr ab“; erklärte Greshake. Die Erzeugerpreise seien regelrecht eingebrochen. Das schlage bis auf den Kälbermarkt durch, wo einige Tiere schon gar nicht mehr abgeholt würden.

Rund 50% des Absatzes fehlen

André Vielstädte verwies auf den fehlenden Absatz vor allem beim Fleisch. Fast ein Drittel vom Fleisch landet im Außer-Haus-Verzehr und etwa 20 % gehen in den Export. „Uns fehlt rund die Hälfte des Marktes“, stellte er klar. Das sei auch das Problem, warum man kaum höhere Preise durchsetzen könne. Er machte deshalb keine Hoffnung auf eine schnelle Besserung der Lage. „Wir haben eine Multi-Topic-Krise: ASP, Corona und fehlende Verbraucherakzeptanz belasten den Absatz“, verdeutlichte der Manager. Er sei aber zuversichtlich, dass mit der Initiative Tierwohl zumindest das letzte Problem in den Griff zu bekommen sei.

Unsichere Weihnachten

Angesichts der Personalsorgen in der Branche und der nun wieder schärferen Corona-Beschränkungen machten die Diskutanten wenig Hoffnung, auf schnell steigende Preise. Kurzfristig könnte der Markt sogar weitere Schwierigkeiten bekommen. Sowohl Vielstädte als auch Greshake nahmen die Politik in die Pflicht, für praktikable Einreisemöglichkeiten für die osteuropäischen Mitarbeiter nach Weihnachten zu sorgen. „Werden die Mitarbeiter als Urlauber eingestuft, sind sie 14 Tage nach ihrer Rückkehr nicht am Band“, stellte Greshake klar. Angesichts der ohnehin schwierigen Personallage wäre das ein Desaster.

Die Experten sehen aber Licht am Ende des Tunnels. „Im Februar/März rechne ich mit besseren Preisen, weil dann auch die Corona-Lockerungen dank zunehmender Impfungen dauerhaft gelten dürften“, so Vielstädtes Einschätzung. Der Preiserwartung stimmte Brede zu, weil er mit einem deutlichen Abbau der Tierbestände rechnet. „Allein in den letzten Tagen habe wir 1.200 Sauen in der Beratung verloren“, berichtete Brede. Greshake, der auch Schweine handelt, bestätigte die Entwicklung „Wir verlieren jede Woche zwischen 2000 und 5000 Sauen in Deutschland“. Das würden auch Dänen und Holländer nicht mehr ausgleichen können. „Auch bei den Rinderhaltern läuft der Strukturwandel derzeit doppelt so schnell.“ Das Gute daran sei, dass das Angebot sinke, was wieder bessere Preise ermögliche.

Vorschlag: 10 Cent/kg Krisenzuschlag

Um einen nachhaltigen Strukturbruch zu verhindern, forderte ein Zuschauer die grüne und rote Seite auf, gemeinsam einen Krisenzuschlag von 10 Cent beim LEH durchzusetzen. Brede begrüßte den Vorschlag unter der Voraussetzung, dass dieser auch beim Landwirt ankomme. Auch Tönnies-Sprecher Vielstädte fand den Vorschlag gut. Man könne das bei den anstehenden Runden Tischen mit Aldi, Lidl und Co. durchaus diskutieren. Letztlich habe auch der LEH kein Interesse daran, Fleisch aus dem Ausland zu importieren, meinte er.

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