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Stickstoffdünger erst später kaufen?

Harnstoff ist weltweit wieder gut verfügbar. Trotzdem wird N-Dünger noch nicht deutlich günstiger. Woran das liegt und wie Sie den Düngerkauf für 2024 planen sollten, zeigt unsere Analyse.

Lesezeit: 6 Minuten

Wird Dünger endlich wieder deutlich günstiger? Die Preise für Harnstoff, Kalkammonsalpeter (KAS) und Co. sind zuletzt in kleinen Schritten gesunken, nachdem sie seit dem Sommer ein Zwischenhoch erreicht hatten. Sollte man als Landwirt jetzt schon für die kommende Saison vorkaufen, oder fallen die Forderungen über den Winter weiter?

Weltweit viel Harnstoff verfügbar

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Für die kommenden Wochen und Monate rechnen die Händler weltweit mit einer guten Verfügbarkeit von Harnstoff. Die Exportpreise im Mittleren Osten gaben zuletzt leicht nach und bewegten sich bei gut 400 US-$/t fob (free on Board) für die sofortige Abnahme. Auch in den USA und in der Schwarzmeerregion haben sich die Kurse für Harnstoff wenig verändert.

Kurzer Rückblick: Indien hatte Ende Juli 2023 fast 1,5 Mio. t Harnstoff in China eingekauft. Kurz danach kündigte China dann an, keine Exportlizenzen für Harnstoff mehr zu vergeben. Die Preise stiegen daraufhin um gut 100 US-$/t weltweit an. Letztlich kam China aber zugesagten Exportverpflichtungen nach und brachte große Mengen an Harnstoff auf den Weltmärkten unter. Das beruhigte die Märkte wieder.

Als Indien Anfang September dann Interesse an weiteren Harnstoff-Käufen signalisierte, kamen in kurzer Zeit rund 20 Angebote für 3,6 Mio. t zusammen. Gekauft haben die indischen Importeure letztlich 500.000 t. Dieses Angebots- und Nachfrageverhältnis zeigt, dass der Weltmarkt derzeit mit Harnstoff mehr als gut versorgt ist.

Sinken die Erdgaspreise über den Winter?

Etwas anders ist die Lage in Europa: Einige europäische Düngerhersteller haben ihre Werke zuletzt gedrosselt. Sie sind offenbar skeptisch, was konkurrenzfähige Gaspreise betrifft. Entscheidender Faktor für die Produktion von Harnstoff, KAS und AHL ist die Versorgung mit Erdgas und der Preis dafür.

Die Hoffnung vieler Hersteller auf deutlich fallende Gaspreise zu Beginn des Winters 2023 hat sich bislang noch nicht erfüllt. Die Kurse stiegen ­zuletzt sogar an. Dabei spräche durchaus einiges für sinkende Notierungen:

  • Die Gasspeicher waren bereits frühzeitig zu 95 % gefüllt.
  • Industrie, Kraftwerke, Gewerbe und Haushalte haben den Verbrauch deutlich gesenkt.
  • Aus Frankreich soll bald regasifiziertes Flüssigerdgas (LNG) kommen.
  • Ab dem Jahreswechsel 2023/24 gehen weitere deutsche Flüssiggas-Terminals in Betrieb.
  • Norwegen liefert derzeit mehr Gas per Pipeline als jemals zuvor.

Trotz dieser optimistischen Prognosen bleibt nach Meinung vieler befragter Händler allerdings ein gewisses Versorgungsrisiko bestehen, insbesondere im Falle eines sehr kalten Winters. Und auch der in der EU diskutierte Gaspreisdeckel bei der zukünftigen Beschaffung von Erdgas hatte zuletzt keine preissenkende Wirkung auf den weltweiten Handel mit LNG.

Bislang nur kleine Preissenkungen

Was bedeuten diese Vorzeichen für die heimischen Düngerpreise? In den deutschen Importhäfen blieben die Kurse zuletzt meist unverändert oder nur leicht rückläufig. Granulierter  Harnstoff  notierte Anfang Oktober um 450 €/t (Lieferung Oktober/Januar frei Hof). Stabilisierter Harnstoff mit Ureaseinhibitor kostete meist rund 490 €/t ab Lager und 480 €/t frei Hof.

Anders ist die Situation beim  Kalkammonsalpeter  (KAS). Die Kurse waren Anfang Oktober 2023 deutlich rückläufig, nachdem in deutschen Importhäfen russischer KAS, allerdings mit zweifelhafter Lagerfähigkeit, günstig angeboten wurde. Die Nachfrage war zuletzt belebt, das Angebot nicht zu reichlich.

Viele Betriebe hatten den Einkauf von KAS in der Erwartung weiter fallender Preise zurückgestellt. Angesichts der Preisnachlässe der vergangenen Wochen wurden jetzt doch einige Mengen für den späteren Bedarf gekauft. Während Mitte Juli 2023 noch gut 300 €/t für den KAS bezahlt werden mussten, liegen die Kurse jetzt leicht über 350 €/t aber wieder mit fallender Tendenz. Importierter KAS kostete Ende September verbreitet knapp 340 €/t frei Hof. Europäische Standardware kostete 341 €/t frei Hof und 353 €/t ab Lager.

Die Kurse für flüssigen N-Dünger ( AHL ) reagierten zuletzt ebenfalls nur mit kleinen Reduzierungen auf die Entwicklung am Weltmarkt. EU-weit sind die AHL-Tanks nach Angaben internationaler Händler mit gut 50 % für diese Jahreszeit gut gefüllt. Die Entwicklungen am Harnstoffmarkt tangierten die AHL-Preise daher nur wenig. Während im Januar 2023 für AHL noch verbreitet mehr als 610 €/t bezahlt werden mussten, verbilligte sich die Ware bis Mitte Juli auf 280 €/t. Die Forderungen von Landhandel und Genossenschaften hielten sich zuletzt (Ende September 2023) überwiegend zwischen 298 €/t frei Hof und 312 €/t ab Lager.

Vorerst stabil bis nur leicht nachgebend tendieren auch die Preise für  Phosphatdünger . Für DAP riefen Anbieter Ende September 2023 meist um die 625 €/t frei Hof auf. Für die Lieferung zwischen Oktober und Januar lag der Kurs bei 576 €/t frei Hof und 586 €/t ab Lager. Deutlich fallende Kurse zeichneten sich auch hier noch nicht ab. Das verheerende Erdbeben in Marokko hat die Logistik für die Verschiffung von Phosphatdüngern offenbar nur kurzzeitig eingeschränkt. Die wenigen wichtigen Reparaturarbeiten sind schnell durchgeführt worden, die logistischen Einschränkungen halten sich in Grenzen. Insgesamt fiel das Handelsvolumen beim DAP zuletzt aber sehr gering aus, sodass sich die Preise kaum bewegten.

Der Vollständigkeit halber noch ein Blick auf den Kalimarkt:  40er-Kali  hielt sich zuletzt bei rund 330 €/t ab Lager und 320 €/t frei Hof. Staffelpreise sind bereits angekündigt und könnten nach Meinung einiger Händler Aufschläge von 8 bis 10 €/t mit sich bringen. Ob diese immer durchsetzbar sind, muss sich zeigen.

Bedarf in kleinen Schritten einkaufen

Die zuletzt zeitweise günstigeren Angebote an Düngemitteln haben Landwirte unterschiedlich intensiv zum Vorkauf genutzt. Je nach Region schätzen Branchenkenner die Düngermengen, die Landwirte für die kommende Saison bereits eingekauft haben, sehr unterschiedlich ein: Mindestens 20 % des Bedarfs sind offenbar von vielen ostdeutschen Betrieben bereits gedeckt. Andere Marktteilnehmer gehen auch von einem noch höheren Anteil von bis zu einem Viertel aus.

In Westdeutschland soll die Quote sogar um nochmals mindestens 10 % höher liegen. Dort koppeln viele Betriebsleiter weiterhin den Verkauf ihrer Rapssaat und des Getreides zeitnah mit dem Einkauf der für die nächste Saison benötigten Düngemittel.

Prinzipiell gilt für die Deckung des Düngerbedarfs das Gleiche, wie für den Verkauf von Getreide: Teilmengen kaufen, um letztendlich einen guten Durchschnittspreis zu erzielen und das Risiko bei Menge und Preis splitten. Unser Tipp: Einen Teil ihres Harnstoffbedarfs sollten Landwirte zur Grundsicherung inzwischen eingekauft haben. Dann besteht nach Meinung vieler Händler für Landwirte derzeit keine Eile, kurzfristig weitere Mengen an Harnstoff für das Frühjahr 2024 einzukaufen. Wer bereits jetzt ein Viertel seines N-Düngerbedarfs gedeckt hat, sollte vor dem Jahreswechsel noch einmal den Kauf der nächsten Teilmengen kalkulieren und bei passenden Preisen durchziehen. Weitere (Rest)-mengen können dann noch im neuen Jahr folgen.

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