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Yara: „Gas entscheidender Rohstoff für die Düngerherstellung“

Die Gasengpässe spürt auch die Düngemittelwirtschaft heftig. Denn ohne Gas gibts keinen Dünger. Wir hatten Anfgang Juni mit dem Hersteller Yara gesprochen. Hier ist noch einmal das Interview.

Lesezeit: 4 Minuten

Über die künftige Energieversorgung, Notfallpläne haben wir mit Marco Fleischmann vom Düngemittelhersteller Yara gesprochen.

top agrar: Herr Fleischmann, wie würde sich ein plötzlicher Importstopp von Öl und Gas aus Russland für Sie auswirken?

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Fleischmann: Gas ist der entscheidende Rohstoff für die Herstellung von Stickstoffdüngemitteln. Dementsprechend ist eine kontinuierliche Gasversorgung essentiell um die europäische Düngemittelproduktion aufrecht zu erhalten. Ohne Gas – kein N-Dünger. Durch reduzierte Verfügbarkeit von Öl würden die durch die Corona Pandemie ohnehin schon angespannten Lieferketten weiter eingeschränkt mit entsprechenden negativen folgen für die Verfügbarkeit von Transportkapazitäten und Kostensteigerungen in dem Bereich.

Das Wirtschaftsministerium definiert, welche Gasabnehmer im Ernstfall privilegiert sind. Wie sehen Sie die Chancen, dass Ihr Unternehmen zur kritischen Infrastruktur gehört und weiterhin Gas erhält?

Fleischmann: Stickstoffdüngemittel sind essentiell für die Sicherung der Nahrungsmittelerzeugung. Global gesehen hängen 50 % der Welternährung von der mineralischen Düngung ab. Deshalb ist eine gesicherte Gasversorgung für den Düngemittelsektor in Europa essentiell für die sichere Versorgung mit Nahrungsmitteln.

Abhängigkeiten reduzieren

Ist Ihr Unternehmen/Ihre Branche direkt von Energie-Lieferungen aus Russland abhängig, oder wären Sie von allgemeinen Preissteigerungen für Energie betroffen?

Fleischmann: Neben der Abhängigkeit bei Energie ist Europa auch bei Düngemitteln und Vorprodukten abhängig. So stammen 47 % der Ammoniak-, 36 % der Phosphat- und 59 % der Kaliimporte in die EU aus Russland, Weißrussland und der Ukraine. Diese Abhängigkeit muss reduziert werden. Insbesondere für die Stickstoffdüngerproduktion gilt es die Versorgung mit bezahlbarer erneuerbarer Energie auszubauen.

Arbeiten Sie an Notfallplänen, und wie würden Ihre Reaktionen in so einem Fall aussehen?

Fleischmann: Unter den aktuellen Gegebenheiten ist eine effiziente Nutzung der ausgebrachten Nährstoffe wichtiger denn je um die Abhängigkeit der europäischen Nahrungsmittelproduktion zu verringern. Hierzu ist eine nachhaltige Intensivierung der Produktion unerlässlich.

Wir bieten unser satellitenbasiertes System für eine teilflächenspezifische Düngung kostenlos an

Maßnahmen sind z.B. eine ausgewogene Ernährung der Pflanzen mit allen Nährstoffen und der Einsatz digitaler Tools zur Optimierung der Düngung. Mit unserer langjährigen Erfahrung in Precision Farming und teilflächenspezifischer Düngung bieten wir Lösungsansätze für Landwirte. Deshalb bieten wir allen Landwirten für die aktuelle Saison unser Satellitenbasiertes System für eine teilflächenspezifische Düngung kostenlos an.

Früher als in anderen Jahren haben wir zudem Landwirten die Möglichkeit gegeben sich für die kommende Saison mit stickstoffhaltigen N/N+S und NPK Düngern einzudecken. Durch den frühzeitigen Einkauf von Teilmengen reduziert sich das Verfügbarkeitsrisiko für Landwirte.

Längerfristig arbeiten wir an Lösungen um die Düngemittelproduktion unabhängiger von fossilen Energieträgern zu machen. 2023 werden die ersten Stickstoffdünger auf der Basis erneuerbarer Energien auf den Markt kommen und in den folgenden Jahren stetig ausgebaut werden.

Steigende Preise und Probleme auf dem Transportsektor

Welche Folgen würden sich aus Ihrer Sicht für Landwirte ergeben?

Fleischmann: Sofern die Gasversorgung der europäischen Düngemittelindustrie nicht gesichert werden kann würde sich die verfügbare Menge weiter reduzieren. Die erhöhte Importnachfrage würde wahrscheinlich zu weiter ansteigenden Preisen führen und je nach Umfang der Einschränkungen ebenfalls zu Versorgungsengpässen.

Neben der Nahrungsmittelerzeugung wäre sicherlich auch der Transportsektor betroffen da die Herstellung von Adblue für die Abgasreinigung bei Dieselfahrzeugen, ebenfalls eingeschränkt wäre. Bei vielen Traktoren wird ebenfalls Adblue eingesetzt so dass Landwirte doppelt betroffen wären. Darüber hinaus hätte eine Verlagerung der Düngemittelproduktion in außereuropäische Regionen negative Umweltwirkungen, da westeuropäische Werke die niedrigsten Emissionen weltweit aufweisen und zusätzliche Transportwege notwendig wären.

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