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Run auf die Agrarschulen

Wer hätte das gedacht: Obwohl die Zahl der Landwirtschaftsbetriebe sinkt, erfreuen sich unsere land- und forstwirtschaftlichen Schulen größerer Beliebtheit als je zuvor.

Lesezeit: 16 Minuten

Katharina Bauer hat recherchiert und berichtet in diesem Beitrag über das vielfältige Agrarschulsystem in Österreich – mit vielen praktischen Beispielen.

Noch nie waren die Schüler so stolz darauf, Landwirte zu werden, wie jetzt“, erklärt Wolfgang Berschl, Direktor der LFS Otterbach in OÖ. Für Berschl ist das gute Image der Landwirtschaft ein Faktor für die steigenden Schülerzahlen an Österreichs landwirtschaftlichen Schulen. „Dieses hat sich in den vergangenen Jahren zum Positiven gewandelt“, meint Berschl. „Auch wenn die Herausforderungen der Zukunft groß sind, sehen unsere Schüler ihre Zukunft in der Landwirtschaft.“

Schnell gelesen

Das österreichische Agrarschulsystem umfasst 69 Fach- und Berufsschulen ­sowie 13 höhere berufsbildende Schulen.

Die Schulen zeichnen sich durch einen hohen Praxisanteil im Unterricht sowie eine starke Gemeinschaft aus.

Die Schwerpunkte der jeweiligen ­Schulen liegen grundsätzlich auf den in der ­Region ausgeübten landwirtschaft­lichen Sparten.

2 in 1: An den land- und forstwirtschaft­lichen Ausbildungsstätten in Österreich vereint man Schul- und Berufsausbildung.

Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Österreichweit steigen die Schülerzahlen in land- und forstwirtschaftlichen Berufs- und Fachschulen seit Jahrzehnten an, im Schuljahr 2022/23 auf 13.003. Auch in den 13 höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen erreichte man mit österreichweit 3.820 Schülern fast den Höchstwert.

Zu wenig Plätze

Begrenzender Faktor ist einzig die Kapazität. Beinahe alle Schulen müssen jedes Jahr einige Jugendliche abweisen, da sie voll ausgelastet sind. Berschl sieht als weiteren wichtigen Grund die Beliebtheit der land- und forstwirtschaftlichen Schulen im praktischen Lernen: „Es gibt kein anderes Schulsystem, in dem die Schüler so viel Praxisunterricht erleben wie in den landwirtschaftlichen Schulen. Sie lernen mit allen Sinnen und begreifen die Inhalte dadurch besser. Egal, ob sie nach Schädlingen auf den Pflanzen suchen, mit dem Werkzeug in der Hand etwas reparieren oder die Kuh melken.“

Derzeit können sich Jugendliche in Österreich an 69 Fach- und Berufsschulen sowie 13 höheren berufsbildenden Schulen im Agrarbereich ausbilden lassen.

Abschluss öffnet viele Türen

Grundsätzlich kann das land- und forstwirtschaftliche Schulsystem in Österreich in zwei Ausbildungsrichtungen unterteilt werden: 3-jährig und 5-jährig. In den Fachschulen wird eine 3-jährige Ausbildung absolviert. Hier gibt es verschiedene Ausbildungszweige, wie beispielsweise Landwirtschaft mit unterschiedlichen Schwerpunkten oder Ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement.

Der Fokus der jeweiligen Schulen liegt grundsätzlich auf den in der Region ausgeübten landwirtschaftlichen Sparten. Die Ausbildung schließt mit der mittleren Reife und dem Facharbeiterbrief ab.

Im Anschluss gibt es zahlreiche Möglichkeiten: Eine verkürzte Lehre, Aufbaulehrgänge an höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen, den Abschluss der Berufsreifeprüfung innerhalb von einem Jahr oder die Mehrberuflichkeit. Nach einer 3-jährigen Berufspraxis ist für landwirtschaftliche Facharbeiter außerdem die Meisterausbildung mit dem Abschluss der Meisterprüfung möglich.

In den höheren land- und forstwirtschaftlichen Schulen wird eine 5-jährige Ausbildung angeboten. Außerdem gibt es für Absolventen land- und forstwirtschaftlicher Fachschulen die Möglichkeit, einen 3-jährigen Aufbaulehrgang zu besuchen.

Beide Ausbildungsrichtungen enden mit dem Ablegen der Reife- und Diplomprüfung und führen zu folgenden Qualifikationen: Universitäts-, Hochschul- bzw. Fachhochschulzugang und Qualifikationsbezeichnung ,Ingenieur/-in‘ nach mindestens 3-jähriger Praxistätigkeit und Absolvierung eines Fachgesprächs vor einer Kommission. Mit Erlangen des Universitäts-, Hochschul- bzw. Fachhochschulzuganges können sich die Absolventen an der Hochschule für Agrar- und Umweltpädagogik, an der Universität für Bodenkultur oder an Fachhochschulen mit Agrar- und Umweltbezug ausbilden lassen.

Am Standort des Francisco Josephinum in Wieselburg wird in einer Kooperation mit der FH Wiener Neustadt beispielsweise ein Bachelorstudiengang ‚Agrartechnologie & Digital Farming‘ angeboten.

Leidenschaft, die verbindet

Eine Gemeinschaft Gleichgesinnter, so kann man Angehörige landwirtschaftlicher Schulen wohl am ehesten beschreiben. Diese Gemeinschaft charakterisiert sich nicht nur durch eine gemeinsame Begeisterung für Natur, Tiere oder Traktoren, sondern auch durch gegenseitige Hilfe auf den eigenen Betrieben. Annalena Fischlmaier und Stefan Schwödiauer, Schüler des Francisco Josephinum in Wieselburg, erzählen vom Zusammenhalt der Jugendlichen: „Wir unterstützen und helfen uns gegen­seitig, kürzlich waren wir bei einem Klassenkollegen Silo zudecken“.

Die 18-jährige Annalena besucht die 5. Klasse im Ausbildungszweig Landtechnik. Besonders gut gefällt ihr das Unterrichtsfach ‚Maschinenelemente‘, darin lernt man, wie ein Motor aufgebaut ist. Nach der Schule möchte sie in die Konstruktion einsteigen. Die Schülerin ist sich sicher: „Durch Freunde, die im ganzen Land verteilt unterschiedlichste Betriebe haben, lernen wir viel mehr als bei jeder Führung. Wir sind mittendrin, bekommen einen direkten Einblick und auch der Austausch ist viel größer.“

Spezialisten in Digitalisierung

Stefan Schwödiauer ist Schülersprecher der Schule in Wieselburg und Annalenas Schulkollege. Der 18-jährige gehört mit seinen Mitschülern in diesem Schuljahr zu den ersten, die die fünfjährige Ausbildung des Zweiges ‚Informationstechnologie in der Landwirtschaft‘ abschließen. Dies ist die jüngste von vier möglichen Ausbildungsrichtungen am Francisco Josephinum.

Der Lehrgang bildet Spezialisten in den Bereichen ‚Digitalisierung in der Landwirtschaft‘ und ‚Programmierung und Softwareentwicklung‘ aus. „Meine Klassenkollegen und ich sind die ersten, die in dieser Abteilung abschließen. Deshalb durften wir laufend Feedback geben und so aktiv an der Weiterentwicklung mitwirken“, schildert der Schüler.

Laut Alois Rosenberger, Direktor am Francisco Josephinum, werden neue Ausbildungsrichtungen weniger in Anspruch genommen, weil man glaubt, es ist schwierig. „Dabei sollte man sich bewusst zukunftsträchtigen Feldern widmen“, erklärt er.

Von Käsereien bis zu Laboren

An den land- und forstwirtschaftlichen Schulen stehen zahlreiche Lehrwerkstätten für den praktischen Unterricht zur Verfügung. Das Angebot reicht von Fleischverarbeitungsräumen und Käsereien, über Tischlereien, Schlossereien, Schweißräume, Maschinenwerkstätten, bis hin zu Gemüsegärten und Obstverarbeitungsräumen, Küchen und Serviceräumen sowie verschiedensten Laboren.

Gerhard Breuer, Direktor der LFS Obersiebenbrunn, weiß: „Als Landwirt muss man sich schon ein bisschen selbst helfen können. Deshalb legen wir großen Wert darauf, dass unsere Schüler zum Beispiel Schweißen lernen und Grundlegendes an ihren Maschinen selbst reparieren können.“

Auf den eigenen Ackerflächen der land- und forstwirtschaftlichen Schulen werden je nach Standort unterschiedlichste Kulturen angebaut. Viele Schulen zeichnen sich durch eine geteilte Wirtschaftsweise von konventioneller und biologischer Fläche aus, um den Schülern eine bestmögliche Ausbildungsvielfalt zu gewährleisten. Um den Schülern außerdem eine moderne Ausstattung zu bieten, werden Maschinen und Fahrzeuge regelmäßig erneuert.

Zu den schuleigenen Flächen zählen zudem auch oft Waldflächen, die als Lehrforste dienen. Die HBLA für Forstwirtschaft in Bruck an der Mur ist die einzige höhere Schule für Forstwirtschaft in Österreich, die zukünftige Förster ausbildet.

Die Schule bewirtschaftet insgesamt über 700 ha Waldfläche. Schüler der Forstschule Bruck an der Mur sind involviert in verschiedenste Tätigkeiten wie Pflegemaßnahmen, Aufforstung oder Holzrückung. Zudem finden auch eigene Schuljagden statt. Neben diversen fachlichen Unterrichtsfächern wie beispielsweise Waldbau, Alpine Naturgefahren oder Forstschutz, erlernen die Schüler eine umfassende Allgemeinbildung, die oft anhand forstwirtschaftlicher Beispiele erarbeitet wird. Im Unterricht erwerben die Schüler den Jagdschein und den Fischereischein ohne zusätzliche Prüfung. Außerdem wird an der Schule eine Waldpädagogenausbildung angeboten.

Üben für den eigenen ­Betrieb

In Übungsfirmen lernen die Schüler, wie der Ablauf in einem Unternehmen funktioniert. Die Schüler wählen ein Produkt aus, das am Ende auch wirklich hergestellt und vermarktet wird. In verschiedenen Abteilungen wird das Produkt produziert, verpackt und etikettiert, am Ende wird natürlich auch der Verkaufspreis kalkuliert. In Verkaufsgesprächen kann die Vermarktung des eigenen Produktes geübt werden.

Praxiserfahrungen sind Teil des Regelunterrichts in österreichischen land- und forstwirtschaftlichen Schulen. Pflichtpraktika können entweder am elterlichen Betrieb oder auf einem geeigneten Fremdbetrieb absolviert werden. Die umfangreichen Praktikumsangebote bieten den Jugendlichen die Möglichkeit, verschiedenste Sparten auszuprobieren und in andere Betriebe hineinzuschnuppern. Viele Schüler nutzen hier das Angebot eines Praktikums im Ausland.

„Trotz großer
Herausforderungen
sehen unsere Schüler
ihre Zukunft in der
Landwirtschaft.“
Wolfgang Berschl, Direktor der LFS Otterbach

Produkte besser ­vermarkten

Johanna Berger und Verena Frick sind Schülerinnen an der LFS Bruck in Salzburg. Den beiden Mädchen gefällt an der Schule besonders der Praxisunterricht: „In der Schule ist es wirklich lustig. Wir haben unterschiedliche Praxiseinheiten und nicht so viel Unterricht in der Klasse“, sagt Berger. „Heute haben wir mit Frau Perwein die Milch zu Mozzarella und Weichkäse verarbeitet. Die Butter werden wir morgen zum Frühstück probieren. In der Praxis lernen wir viel mehr als im Theorieunterricht.“

Die Leute fahren bis zu 50 km

Es mache auch nichts, wenn manchmal etwas daneben geht. Frick: „Das Beste ist aber die Gemeinschaft in der Schule.“ In der schuleigenen Käserei wird über Joghurt, Topfen, Frischkäse bis zum Schnittkäse eine breite Produktpalette an Milchprodukten hergestellt. Selbstverständlich aus der Milch der schuleigenen Kühe.

Aktuell wird auch eine Metzgerei gebaut. Dort lernen die Schüler das Schlachten und das Zerteilen der Tiere und erhalten durch die Ausbildung auch den Sachkundenachweis zur Schlachtung von Tieren. Das Fleisch wird u. a. zu Leberkäse, Frankfurter oder Krainer weiterverarbeitet. Die erzeugten Produkte werden untersucht, verpackt und etikettiert und im Automaten verkauft.

An der LFS Obersiebenbrunn in Niederösterreich werden zahlreiche Tiere, wie Schweine, Hühner und Rinder von den Schülern selbst versorgt und aufgezogen. Die Auszubildenden sind selbstverständlich auch in die Schlachtung der Tiere involviert. Saisonabhängige Produkte werden im schuleigenen Hofladen verkauft. An den Verkaufstagen können die Besucher sich auch selbst ein Bild von der Haltung der Tiere machen.

Direktor Gerhard Breuer weiß: „Tierwohl wird immer wichtiger, und die Leute wollen sehen, woher ihr Fleisch kommt. Für unser Biofleisch, dass wir im Hofladen anbieten, fahren die Leute bis zu 50 km zu uns und da haben wir natürlich auch den Hof zum Anschauen offen.“

Ausbildungsstätte für Imker

Auch an der LFS Warth stellen die Schüler in den Fleischverarbeitungsräumen eigene Produkte her. Weiters ist die NÖ Imkerschule Warth die bedeutendste Ausbildungsstätte für Imker in Österreich. Daher werden hier gemeinsam mit den Schülern auch die vielfach prämierten und ausgezeichneten Biohonigsorten produziert. Diese werden im schuleigenen Hofladen verkauft.

Das Schulmotto der Weinbauschule Eisenstadt ist „Lernen durch Tun“. Daher werden die Schüler von der Produktion über die Verarbeitung und die Vermarktung von Frischobst und Frisch­gemüse der Saison, Weinen etc. eingebunden. Alle im Hofladen und Selbst­bedienungskiosk angebotenen Produk­te sind aus eigener Produktion. Im Un­terrichtsfach ‚Marketing‘ lernen die Schüler das Führen von Verkaufs­gesprächen.

In der LFS Burgkirchen in OÖ wird Obst und Gemüse haltbar gemacht. Außerdem backen die Schüler selbst Hefe- und Sauerteigbrot in bäuerlicher Tradition und stellen aus Naturprodukten wie Bienenwachs Dekorations- und Haushaltsartikel her. Die Schule bildet außerdem im Bereich Etikettengestaltung und Produktfotografie aus.

Schwerpunkt Nebenerwerb

In einem Punkt sind sich die von uns befragten Direktoren einig: Einen landwirtschaftlichen Betrieb im Nebenerwerb erfolgreich führen zu können, wird immer wichtiger. Deshalb schafft man in den Bildungseinrichtungen nicht nur eine gute Basis dafür, sondern bildet in manchen von ihnen sogar gezielt dafür aus.

Alois Rosenberger vom Francisco Josephinum weiß: „Wir zeigen den Schülern, wie man Job und landwirtschaftlichen Nebenerwerb optimal kombiniert. Dafür ist nicht nur Begeisterung nötig, sondern auch eine nüchterne Kalkulation.“ Der Direktor hat selbst Praxiserfahrung als Betriebsführer eines landwirtschaftlichen Kleinbetriebes.

Im Westen Österreichs ist man ausbildungstechnisch schon lange auf Nebenerwerb eingestellt. „In unserer Region gibt es hauptsächlich Nebenerwerbsbetriebe. Wir sind daher auch mit der Ausbildung auf diese eingestellt“, erklärt Christian Dullnigg, Direktor der LFS Bruck in Salzburg. „Bei uns probieren die Schüler im 1. Jahr zwei von drei möglichen Schwerpunkten aus. Im zweiten müssen sie sich für einen Schwerpunkt entscheiden.“

Die LFS Bruck bietet im Zweig Landwirtschaft die Schwerpunkte Holztechnik, Metalltechnik und Tourismus an. Dullnigg ist sich sicher: „Im Vergleich zu anderen landwirtschaftlichen Schulen sind wir in Salzburg sicher am stärksten in der gewerblichen Ausbildung“, sagt Dullnig.

Mehrberuflichkeit bietet auch mehr Chancen

Innerhalb eines Jahres kann man an einigen Schulstandorten einen weiteren Lehrberuf erlernen. An der LFS Warth kann in Kombination mit der Landesberufsschule Neunkirchen eine einjährige Spezialisierung zum Metallbearbeiter absolviert werden. Die LFS Edelhof und die LFS Hohenlehen bieten die mehrberufliche Ausbildung zum Zimmerer oder Tischler an. An der LFS Hafendorf in der Steiermark wird die Ausbildung zum Maschinenbautechniker als 4. Jahrgang geführt.

Auch in der LFS Hollabrunn wird die Mehrberuflichkeit gelebt. Dort kann man den Lehrberuf Fleischer ohne Lehrstelle abschließen. Jonas Zeitl­berger besucht die 2. Klasse im Aus­bildungszweig Landwirtschaft mit Weinbau. Der Schüler hat einen Ackerbau­betrieb zuhause. Nach der 3-jährigen Ausbildung möchte er die Mehrberuflichkeit zum Fleischer ablegen, da­nach den elterlichen Betrieb über­nehmen.

Für viele weitere Lehrberufe gibt es die Möglichkeit, eine verkürzte Lehre abzuschließen. Lorenz Mucha, Schüler der LFS Hollabrunn, nutzt die Chance auf eine weitere Ausbildung nach der Schule: „Ich habe leider keinen Betrieb zuhause, war aber immer schon an der Landwirtschaft interessiert. Deshalb habe ich mich für diese Schule entschieden. Nach dem Abschluss möchte ich nicht nur Landwirt werden, son­dern absolviere auch eine verkürzte Lehre zum Landmaschinentechniker.“ Das Angebot zum Erwerb von zusätzlichen Qualifikationen an Österreichs land- und forstwirtschaftlichen Schulen ist vielfältig.

Vom Traktorführerschein über den Jagdschein, vom Klauenpflegekurs über den Pflanzenschutz-Sachkundeausweis bis hin zum TGD Arzneimittelanwender ist alles dabei. Die Schüler kön­nen das Angebot der Zusatzausbildungen kostenfrei oder stark vergünstigt nutzen.

Ausbildungszweige im Wandel

Im Ausbildungszweig ‚Ländliches Betriebs- und Haushaltsmanagement‘ steht die Hauswirtschaftlichkeit heute nicht mehr so im Fokus. An 37 Standorten in Österreich wird diese Ausbildungsrichtung angeboten. Die Schüler dieser Richtung finden sich in sozialen Diensten wieder und sind später beispielsweise als Heimhilfe, medizinische Büroassistenz oder in der Kinderbetreuung und in der Altenpflege tätig. An der LFS Hollabrunn legt man im Ausbildungszweig Betriebs- und Haushaltsmanagement ein besonderes Augenmerk auf die Arbeit mit Tieren und Pflanzen in Verbindung mit Menschen aller Altersgruppen.

Die Schule bietet Workshops im Bereich Green Care für Tiergestützte Intervention, Tiererlebnis am Hof und Bildung am Hof an. „Ein Thema der Zukunft ist ganz gewiss ‚Wo bringen wir unsere älteren Menschen unter, so dass sie noch Bezug zu den Dingen haben, die sie kennen?‘ Betreutes Wohnen direkt am Hof kann ein zusätzliches Standbein darstellen, dass noch dazu sehr sinnerfüllend ist. Unsere Schüler fahren mit einem Praxisbus direkt in die Pflegeheime und lassen Erinnerungen aufleben“, erklärt Verena Kucera-Hirzinger, Abteilungsvorstand der Ausbildungsrichtung ‚Kleintierhaltung‘ an der LFS Hollabrunn. Die Schule bietet einzigartig in Österreich die Fachrichtung ‚Kleintierhaltung‘ an. Durch diesen Ausbildungszweig ist die Schülerzahl in den letzten Jahren rasant gewachsen. An der Schule leben zahlreiche Tiere wie Schweine, Rinder, Pferde, Gänse, Schafe, Hühner, aber auch ­Fische, Vögel und Reptilien.

Modernste Bio-Bauernschule Österreichs

Die LFS Grottenhof bei Graz ist Heimat für die gesamte steirische Landwirtschaft. Auf dem seit über 30 Jah­ren biologisch bewirtschafteten Betrieb findet man Ackerbau, Gemüse, Grünland, Forstbestände und eine umfassende Tierhaltung. Für 21 Mio. € wurde der Standort kürzlich zur modernsten Bio-Fachschule Österreichs umgebaut, wie Direktor Erich Kerngast erklärt. Durch die muttergebundene Kälberaufzucht, die Kompoststallweise, die großzügige Freifläche und den Einsatz modernster Technik ist der Bio-Rinderstall ein ­Aushängeschild der biologischen Tier­haltung.

Außerdem können sich auch Pferdebegeisterte an der Schule mit eigenem Reitstall und Pferdehaltung zum Pferdewirt ausbilden lassen. An der Schule gibt es zudem eine eigene Mühle und Bäckerei sowie einen Hofladen.

Fazit

Das große Plus der österreichischen landwirtschaftlichen Fachschulen ist vor allem der intensive Praxisbezug. Dadurch lernen die Schüler kontinu­ierlich, vieles aus der Theorie gleich in die Praxis umzusetzen. Ein weiterer Vorteil der Schulen ist, dass den Absolventen durch die vielseitige Ausbil­dung später – neben der Landwirtschaft selbst – viele Türen im Berufs­leben ­offenstehen.

Zur wachsenden Beliebtheit trägt nicht zuletzt auch die ausgeprägte Gemeinschaftlichkeit unter den Schülern bei. So ist es kein Wunder, dass immer mehr junge Burschen und Mädels, auch aus nichtlandwirtschaftlichem Umfeld, diesen Schulweg einschlagen.

Übrigens: Eine Liste aller Schulen in den Bundesländern können wir Ihnen gerne zuschicken. Schreiben Sie uns einfach unter redaktion@topagrar.at .

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Praxis als Erfolgsfaktor: Fünf Beispiele aus den Ländern

In den land- und forstwirtschaftlichen Schulen Österreichs liegt ein besonderes Augenmerk auf dem praktischen Unterricht. Wir stellen stellvertretend für alle Schulen einige Beispiele vor:

An der LFS Otterbach  arbeitet man eng mit dem Fleckviehzuchtverband Inn- und Hausruckviertel zusammen. Gemeinsam wird ein moderner Stall für 60 Kühe bewirtschaftet. Das Know-how des Zuchtverbandes nutzt man im Unterricht, so sind die Schüler z. B. beim Spülen von Embryonen dabei. Ab dem zweiten Jahrgang können sich die Schüler für eine Schwerpunktausbildung in den Bereichen Milchviehhaltung, Ackerbau oder Forstwirtschaft entscheiden.

An der  LFS Gießhübl betreibt man ein Schweinezentrum, das sich mit allen Bereichen der Schweineproduktion beschäftigt. Die Schüler arbeiten im praktischen Unterricht ‚Nutztierhaltung‘ aktiv im Schweinestall mit und werden in alle anfallenden Arbeiten mit eingebunden: Von der Tierbeobachtung über die Gesundheitsfestellung und die Fütterung, bis zum Abferkel- und Besamungsmanagement und zur Synchronisationstechnik.

Schüler von anderen land- und forstwirtschaftlichen Schule sowie Studenten der Veterinärmedizinischen Universität Wien absolvieren im Schweinezentrum Basis- und Spezial­ausbildungs-programme. Am Standort befindet sich weiters auch ein Mastgeflügelstall. Ein besonderes Augenmerk liegt auf der Orientierung am Tierwohl mit einem Außenklimabereich und ­Aufsitzflächen für ein erhöhtes Platz­angebot.

Die  LFS Pyhra bewirtschaftet einen Rinderhaltungsbetrieb mit kombinierter Betriebsform: Milchwirtschaft und Rinderzucht mit eigener Nachzucht und Rindermast. Der 2020 neu erbaute Lehr- und Versuchsstall bietet Platz für 65 Milchkühe, 40 Stück Jungvieh und 35 Maststiere. Ergänzt wird der Betrieb mit einem eigenen Kälberstall mit 35 Plätzen. Der Stall zeichnet sich durch ­einen Kombimelkstand (Fischgräte und Side by Side), emissionsmindernde Stallböden und ein automatisches Fütterungssystem aus.

In den Landesweingütern Hollabrunn und Retz stehen den Schülern der  LFS Hollabrunn  18 ha an Weingartenfläche für den praktischen Unterricht zur Verfügung. Dort lernen sie die unterschiedlichsten Rebsorten Österreichs kennen, erlernen die wichtigsten Bearbeitungsmaßnahmen und sind auch bei der Traubenernte involviert. In den Kellereien werden die Trauben verarbeitet, der daraus entstehende Wein wird abgefüllt und verpackt. Durch Mikrovinifikation werden in Retz verschiedene Versuche ausgebaut.

An der  LFS Goldbrunnhof  in Kärnten wird schon seit über 30 Jahren eine Herde von Brillenschafen gehalten. Die Lämmer werden bis zur Schlachtreife gemästet, anschließend werden sie verkauft oder im Praxisunterricht geschlachtet und küchenfertig zerlegt. Die Schur der Schafe dürfen nach einer ­kurzen Einschulung schon die Schüler der ersten Jahrgänge übernehmen. Weiters werden am Standort Schweine in unterschiedlicher Haltung sowie Hühner gemästet und Rinder gezüchtet.

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