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topplus Soja-Fütterung

Sojatoaster als Weg zur Eiweißunabhängigkeit

Heimisches Soja für die Fütterung zu veredeln liegt im Trend. Toastanlagen punkten mit hoher Qualität und regionaler Versorgungssicherheit.

Lesezeit: 6 Minuten

Helmut Silber füttert seinen Ferkel seit einigen Monaten Sojakuchen. „Wenn man den einmal füttert, will man ihn nicht mehr missen“, sagt der Landwirt aus St. Geor­gen in Oberösterreich. Den Ferkeln schmeckt es und sie wachsen schnell. In seinem geschlossenen Betrieb mit 100 Zuchtsauen vermarktet er die Mastschweine über die Gourmetfein-Fleischproduktion. „Deshalb darf ich kein gentechnisch verändertes Soja füttern“, sagt Silber, der rund 70 ha bewirtschaftet. Soja passe bei ihm nicht in die Fruchtfolge, seinen Sojakuchen bezieht er von der Hausruckmühle, bei der er auch als Obmann tätig ist. In der Mast setzt er auf Rapskuchen, der ebenfalls von der Ölmühle kommt.Schnell gelesen

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Soja für die Fütterung wird zum Großteil noch importiert. Dieser Sojaschrot ist oft von gentechnisch veränderten (GVO) ­Sojabohnen.

Viele Qualitätsprogramme von Tierhaltern verlangen GVO-freies Futter. Da die Sojabohne nicht einfach verfüttert werden kann, braucht es eine Bearbeitung, wie die Toastung.

Landwirte und Genossenschaften haben sich Toastanlagen angeschafft, um ihre Sojabohnen aufzubereiten, egal ob ­bio oder konventionell.

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Ölmühle für Raps und Soja

Seit 2006 gibt es die Gemeinschaft, die auf Initiative des Maschinenrings gegründet wurde. In Aistersheim begannen 220 Partnerbetriebe, ihren Raps zu Öl und Kuchen zu verarbeiten. Mit 1. August 2021 übernahm Hausrucköl das operative Geschäft der Gmundner Pflanzenöl mit der Ölmühle in Vorchdorf. „Mittlerweile haben wir 593 Mitglieder“, sagt Geschäftsführer Josef Voraberger. Das Sojageschäft habe man 2017 begonnen, allerdings nur mit der Übernahme von rund 1.100 t, 2022 waren es 2.500 t. Rund 700 t werden seit dem Vorjahr in Aistersheim getoastet und gepresst. „Wir können entweder die getoastete Bohne verkaufen oder sie noch pressen und zu Öl und Sojakuchen verarbeiten“, sagt Voraberger. Es wird konventionell und bio getoastet, der Betrieb ist Bio Austria zertifiziert.

Eigenes Soja für Legehennen

Vom Sojakuchen zeigen sich viele Tierhalter begeistert. Auch Gerold Sterrer setzt ihn in einem Legehennenbetrieb in Gaspoltshofen ein. „Wir haben schon überlegt, selbst eine Toastanlage anzuschaffen, aber wir sind froh, dass wir jetzt auf die Ölmühle zählen können. Die Verfahrenstechnik muss passen“, sagt Sterrer. 150 t lässt er für seine 40.000 Legehennen in Aistersheim toasten. Er verwendet die vollfette, getoastete Sojabohne in seiner Ration. „So bringen wir schon viel Energie ins Futter, ich brauche weniger Öl. Ein weiterer Vorteil, ich kann die Soja selber produzieren und gewinne ein Stück Unabhängigkeit vom Markt“, schildert Sterrer. Er kann so rund 40 % seines Sojabedarfs decken.

Die Sojatoastanlage von der Firma Kernkraft in Bayern hat mit Presse, Fördertechnik und 800 t-Lagersilo 298.000 € gekostet. „Aber nur weil wir keine zusätzlichen Elevatoren oder Silos gebraucht haben“, sagt Voraberger. Die gesamte Anlage ohne den Sojatoaster habe in Aistersheim 1,5 Mio € gekostet. Die Gebäude sind von der Familie Zöbl angemietet, Martin Zöbl bedient auch die Anlage. Es können 300 kg in der Stunde verarbeitet werden. Der Toaster benötigt 115 kW Strom in der Stunde, der teilweise mit der eigenen Photovoltaikanlage produziert wird. In den Kammern wird rund 25 Minuten bei einer Temperatur von 150 Grad getoastet, mit etwa 125 Grad kommen die getoasteten Bohnen in den Kühlsilo.

Beim Preis sei man trotz der ausschließlichen Verrechnung der Selbstkosten mit Importware nicht konkurrenzfähig. „Ein großer Faktor ist der Gewichtsverlust nach dem Toasten. Wenn wir die Bohnen mit 13 % Feuchte angeliefert bekommen, haben sie nach dem Vorgang nur mehr 5 % Feuchtigkeit und wir wässern nicht nach. Dadurch ist der Proteingehalt höher, den wir ständig im Labor untersuchen lassen“, sagt Voraberger. Bis jetzt seien alle mit der Qualität zufrieden gewesen. Interessierte Landwirte können mit 500 € Einlage und 50 € Gebühr eine Mitgliedschaft erwerben.

Toast-Pionier aus Kärnten

Hannes Tomic aus Eberndorf in Kärnten setzt seit zehn Jahren auf seine Toastanlage. „Wir sind seit 30 Jahren Bio und haben uns 2013 gemeinsam mit anderen Landwirten zum Kauf eines Sojatoasters entschieden“, erklärt der Landwirt, der rund 200 ha Acker bewirtschaftet. Die Ferkel seiner 25 Biozuchtsauen mästet er selbst. Seit einigen Jahren setzt er auf Direktvermarktung und verkauft Brot und Spezialmüsli. Für ihn sei die Unabhängigkeit von Futterherstellern wichtig, Soja wurde über die Jahre zur Hauptkultur auf seinem Hof. Die Investitionskosten beziffert er mit rund 150.000 €.

Er presst die Bohnen zuerst und toastet im Anschluss, um die Ölqualität zu steigern. „Die Anlage macht so rund 70 kg in der Stunde“, sagt Tomic. Was er nicht selbst an Sojakuchen verfüttert, geht an Biobauern oder Futtermischwerke. Das Öl vermarktet er über den Handel und direkt an die Gastronomie, dieses hat ihm auch schon einige Goldmedaillen eingebracht. Seine Toastanlage wird mit Strom betrieben. „Dazu haben wir eine Photovoltaikanlage gebaut. Mit der decken wir fast unseren ganzen Bedarf von rund 140.000 kW/h im Jahr“, sagt der Landwirt.

Hohe Sojapreise abfedern

Seinen Schweinen füttert er rund 15 bis 17 % Sojakuchen in der Ration, der zur Gänze von seinen Feldern kommt. „Wir haben Proteinwerte von rund 45 %“, sagt Tomic. Der Preis pro t für seinen Sojakuchen gibt er mit 1.250 € ohne Steuer an, da der Sojapreis im Vorjahr schon so hoch war. „Bis auf die Mineralstoffmischung und die Zuchtsauen kaufe ich für die Schweinehaltung nichts zu und produziere alles am Betrieb“, sagt Tomic.

Derzeit plant er eine Verdoppelung der Kapazität seiner Toastanlage. Heuer wird er als Haupt- und Zweitfrucht rund 100 ha Sojabohnen auf seinen Feldern anbauen. Der Bedarf ist auf jeden Fall da. „Wir haben sogar schon Sojakuchen in unsere Spezialmülis für Sportler gemischt, das kommt sehr gut an“, sagt Tomic.

Wertschöpfung gesteigert

Karl Leeb aus Baumgarten im Burgenland setzt bei der Fütterung seit mehr als zehn Jahren auf die eigenen Sojabohnen: „Mein Ziel war es, das Futter für meine 6.000 Biolegehennen selbst aufzubereiten.“ Auf seinem Betrieb mit 58 ha baut er Soja, Mais und Weizen an. Als er mit den Hühnern begann, verwendete er nur Fertigfutter. Immer mehr hat er auf eigene Futterquellen umgestellt und in Lagerung, Aufbereitung und ein Mischwerk investiert. „2013 kam die Sojatoastanlage dazu, so haben wir eine gleichbleibende Qualität und veredeln unsere Rohware selbst“, erklärt der Biobauer. Gut 50 % des Strombedarfs der Toastanlage speist er über seine Photovoltaikanlage.

Das Öl verkauft er an andere Betriebe. „Die Wertschöpfung ist durch den kompletten Kreislauf höher geworden“, sagt Leeb, der rund 100.000 € in seine Anlage investiert hat. Viel Wert legt er auf die Laboruntersuchungen seiner Sojabohnen. Denn je nach Sorte und Jahr ändern sich die Trypsin- und Urease-Werte. „Um eine vernünftige Ration zu erstellen, ist die Untersuchung unerlässlich“, sagt Leeb. Die Anlage will er nicht mehr missen.

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