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Bei den tatsächlichen Preistreibern ansetzen

Landwirtschaft bekommt nur minimalen Teil der Lebensmittelpreise

Man muss das System der Preisbildung bei Lebensmitteln genau durchleuchten und bei den tatsächlichen Preistreibern ansetzen, fordert Franz Titschenbacher.

Lesezeit: 4 Minuten

Der Anteil der Landwirtschaft an den Endverbraucherpreisen ist oft verschwindend klein. Dazu kommt, dass die landwirtschaftlichen Erzeugerpreise in den vergangenen Monaten wieder gesunken sind, wovon aber an der Supermarktkassa kaum etwas zu spüren ist. „Die Gewinne bleiben ganz woanders hängen“, sagt der steirische Landwirtschaftskammer-Präsident Franz Titschenbacher und verlangt volle Transparenz in der Wertschöpfungskette: „Das gesamte System der Preisbildung bei den Lebensmitteln muss genau durchleuchtet, die tatsächlichen Preistreiber müssen ermittelt werden und aufbauend darauf sind zielgerichtete Schritte zu setzen“.

Anteil Landwirtschaft an Lebensmittelpreisen teilweise bei unter 1 %!

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Landwirtschaft hat verschwindend geringen Anteil an Lebensmittelpreisen. „Die Landwirtschaft braucht Fairness in der Wertschöpfungskette und einen dauerhaft größeren, kostengerechten Wertschöpfungsanteil, um die Herstellung von agrarischen Rohstoffen bei immer mehr und ständig steigenden Auflagen abzusichern“, sagt Titschenbacher. Aufgrund hoher Kosten und niedriger Erlöse sind die Bäuerinnen und Bauern wieder massiv unter Druck. Der Anteil der Landwirtschaft an den Lebensmittelpreisen ist jedoch minimal:

  • Semmel 6,1 %:Für Weizen, der in einer Semmel enthalten ist, erhält der Bauer nicht mehr als 2 Cent – das sind 6,1 Prozent am durchschnittlichen Verbraucherpreis von 32 Cent.
  • Mischbrot 8,4 %:Bei 1 Kilo Mischbrot bleiben der Landwirtschaft gerade einmal 25 Cent oder 8,4 Prozent des durchschnittlichen Endverbraucherpreises von 2,91 Euro.
  • Schweinsschnitzel im Restaurant 3 %:Bei einem im Restaurant verzehrten Schweinsschnitzel mit einem durchschnittlichen Verbraucherpreis von 14,36 Euro beträgt der Bauernanteil magere 40 Cent oder 3 Prozent.
  • Frische Milch 35 %:Bei einem Verbraucherpreis von 1,60 Euro für 1 Liter Milch erhalten die Landwirt:innen lediglich 56 Cent (35 Prozent), im Handel kostet sie oft das Dreifache
  • Frische Äpfel 16,5 %:Besonders dramatisch ist die Situation für die Obstbauern für frische, von der Industrie nicht verarbeitete Äpfel: Bei einem Verbraucherpreis von 2,12 Euro pro Kilo und einem durchschnittlichen Erzeugerpreis von 0,35 Euro beträgt der Bauernanteil sehr bescheidene 16,5 Prozent. Für eine kostendeckende Produktion müsste aufgrund der Teuerung (Energie/Pflanzenschutz/Dünger/Löhne) der Bauernanteil 70 Cent betragen.
  • Bier weniger als 1 %:Für die Braugerste in einem Krügerl Bier (4,40 Euro) bekommt die Landwirtschaft mit kargen 3,4 Cent weniger als 1 Prozent.
  • Pommes frites weniger als 1 %:Vom Verkaufspreis (160 Gramm/3,80 Euro), der für Pommes frites bezahlt wird, kosten die Erdäpfel mit denen diese hergestellt werden 3,2 Cent, das ist ebenfalls weniger als 1 Prozent. Alle Zahlen 2022/LK Österreich/Statistik Austria/Eurostat.

Wer profitiert von den gestiegenen Preisen?

Dies sei hier am Beispiel Semmel und Brot erklärt: Eine zusätzliche, nicht durch höhere Weizenpreise nachvollziehbare Teuerung von 24 % bei Semmeln und von 20 % bei Brot gab es zwischen Jänner 2021 und Dezember 2022. Durch die damalige Verdoppelung des Weizenpreises ist ein höherer Semmelpreis von 2,4 Cent – von 0,26 Euro auf 0,284 Euro nachvollziehbar. Tatsächlich aber ist der durchschnittliche Semmelpreis auf 0,35 Euro geklettert. Bei Mischbrot ist rohstoffbedingt ein Preisanstieg um 15 Cent – von 2,44 Euro auf 2,59 Euro je Kilo – nachvollziehbar. Tatsächlich ist der Verbraucherpreis für Mischbrot aber im Schnitt auf 3,11 Euro gestiegen. Es stellt sich die Frage, welche Umstände neben Energie, Löhnen, Logistik/Transport die Preise getrieben haben?

50 % mehr Supermärkte als in Deutschland

Zu hinterfragen ist jedenfalls auch, so Titschenbacher, ob es notwendig ist, das ohnehin engmaschige Filialnetz an Supermärkten in Österreich weiter auszubauen. Österreich hat die höchste Anzahl an Supermärkten pro 100.000 Einwohner in der EU – um 50 % mehr als in Deutschland. In Österreich haben wir 60 Lebensmittelgeschäfte pro 100.000 Einwohner, in Deutschland sind es 40. Je mehr Märkte, desto teurer und das zahlen am Ende auch die Konsumenten (Quelle: OpenStreetMap 2023/Österreichische Hagelversicherung).

Eine ausreichende Lebensmittelproduktion im Inland sei ein wichtiger Hebel für leistbare Lebensmittel. Dazu brauche es ein Bekenntnis zur heimischen Landwirtschaft. Titschenbacher: „Überzogene Auflagen und Einschränkungen in der Produktion können zu einem geringeren Angebot und damit zu höheren Preisen führen. Deshalb ist alles daran zu setzen, eine sichere heimische Versorgung aufrecht zu erhalten.‘‘

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