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topplus Österr. Milchwirtschaftstagung

Milchmarkt unter Druck

Inflation, Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten, gedämpfte weltweite Nachfrage und eine anhaltend hohe Kostensituation prägen die Situation am Milchmarkt.

Lesezeit: 4 Minuten

„Nach den rasanten Preis- und Kostenanstiegen im letzten Jahr infolge der Verunsicherungen durch den Ukrainekrieg hat der Milchmarkt mittlerweile wieder gedreht. Preisdruck, Inflation, allgemeine Zurückhaltung im Einkaufsverhalten, Konjunkturschwäche und anhaltend hohe Kosten bestimmen aktuell den Milchmarkt. Zunehmend wichtiger und ausgebaut werden die Nachhaltigkeits- und Qualitätsstrategie, zuletzt besonders im Tierwohlbereich“, erklärte der Präsident der Vereinigung Österreichischer Milchverarbeiter (VÖM) Dir. Helmut Petschar anlässlich der heurigen Milchwirtschaftlichen Tagung, die gemeinsam mit der Tirol Milch und der Bundesanstalt Rotholz ausgerichtet wird.

Anlieferung leicht steigend, Biomilch rückläufig

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Das Jahr 2022 war durch stark steigende Preise und Kosten auf den Rohstoff- und Produktmärkten infolge der Verknappungen und Verunsicherungen durch den Ukrainekrieg geprägt, die auch die Milchwirtschaft mit höheren Preisen und stark steigenden Kosten erfassten. Die österreichische Milchwirtschaft konnte dabei so wie schon in der Coronazeit eine kontinuierliche Versorgung Österreichs mit hochwertigen Milchprodukten immer sicherstellen.

2023 haben sich die Märkte gedreht, Inflation, Kaufzurückhaltung bei den Konsumenten, gedämpfte weltweite Nachfrage und eine anhaltend hohe Kostensituation prägen die Situation am Markt. Dazu kommen Ausweitungen der Milchproduktion in wichtigen Ländern der EU, wie Deutschland, den Niederlanden oder Polen und damit der EU insgesamt, was zu rückläufigen Preisen führte.

Die Milchanlieferung konnte in Österreich 2022 um 2,9 % auf 3,5 Mio. t gesteigert werden, heuer lag die Anlieferung bisher ca. 1 % über dem Vorjahr. Auffallend ist ein Rückgang der Biomilchanlieferung seit dem letzten Jahr. Diese fiel von 19,4 im Jahr 2021 auf mittlerweile 18,1 %, dies ist aber nach wie vor mit Abstand der EU weite Spitzenwert. Ursache dafür dürften die verschärften und teils unpraktikablen Vorgaben aus der neuen EU Bio-VO samt neuer Weideregelung sein.

Erzeugermilchpreise rückläufig

Die Milcherzeugerpreise erreichten in Österreich mit Jahreswechsel ihren Höchststand, wobei dieser Spitzenwert in Österreich niedriger und auch später als z. B. in Deutschland erreicht wurde. Gründe dafür liegen in der verzögerten bzw. nur teilweisen Umsetzung der internationalen Preisentwicklung in Österreich im vergangenen Jahr, der starken Handelskonzentration und in den Produktsortimenten.

Die Erzeugerpreise für gentechnikfreie, konventionelle Qualitätsmilch (4,0 % Fett, 3,4 % Eiweiß) beliefen sich für den Zeitraum Jänner bis Juli 2023 auf 51,35 ct/kg netto, 20,2 % über dem Vorjahreswert, bzw. 61,02 ct/kg im Durchschnitt aller Qualitäten incl. USt. (2022: 52,02 ct/kg). Im Juli 2023 lagen die Werte mit 46,79 (minus 4,0 %) bzw. 55,07 ct/kg (minus 4,6 %), infolge der Preisrückgänge seit Beginn des Jahres erstmals unter den Preisen des Vorjahres, angesichts der anhaltend hohen Kosten eine schwierige Situation.

Margen bei Milchverarbeitern knapp

Das Jahr 2022 brachte für die Milchwirtschaft und die Milchbauern damit Umsatzausweitungen, die aber zur Abdeckung der massiv gestiegenen Kosten auf den Bauernhöfen und in der Milchverarbeitung, in der Logistik und der gestiegenen Energie- und Lohnkosten dringend gebraucht wurden. Die Milchwirtschaft hat von den gestiegenen Preisen die Gewinne nicht erhöht, das Ergebnis vor Steuern (EvS) der öst. Milchverarbeiter ist gemäß einer Hochrechnung des Revisionsverbandes des OÖ -Raiffeisenverbandes mit 0,2 % bezogen auf den Umsatz weiterhin sehr knapp. Die Mehreinnahmen wurden zur Abdeckung der massiv gestiegenen Kosten und zur Erhöhung der Erzeugermilchpreise für die Milchbauern, die ebenfalls mit massiven Kostensteigerungen zu kämpfen hatten, verwendet. Unterstützungsmaßnahmen der öffentlichen Hand haben in der Milchwirtschaft bisher nicht gegriffen.

Inflation bei Milchprodukten geringer als in anderen Ländern

Bestimmendes Thema im abgelaufenen Jahr war die Debatte zur Teuerung und Inflation. Infolge der internationalen Marktentwicklung kam es zunächst bei Butter, später bei Milchprodukten und Lebensmitteln generell zu überdurchschnittlichen Steigerungen und öffentlichen Diskussionen, vor allem bei den Steigerungen, nicht bei den mittlerweile bereits wieder eingetretenen Rückgängen, die bei anderen Kostenfaktoren nicht erfolgten.

Eine vergleichende Analyse zeigt, dass die Teuerung bei Butter und Milchprodukten in Österreich geringer als im EU -Durchschnitt oder in Deutschland ausgefallen ist, während die Inflation insgesamt in Österreich über dem Durchschnitt lag. Über das Jahr 2022 betrug die Inflation für Lebensmittel 10,6 % in Österreich, in Deutschland 13,2 % und in der EU 12,2 %; für Milchprodukte 13,7 % in Österreich, in Deutschland 19,6 % und in der EU 15,7 %; für Butter 31,1 % in Österreich und 39,6 % in Deutschland.

Mittlerweile ist Butter z. B. um 10 % billiger als vor einem Jahr und die Inflation in Österreich bei Milchprodukten ist eine der geringsten in der EU. Die geringere Inflation von Lebensmitteln und Milchprodukten in Österreich trägt massiv zur Entlastung der Gesamtinflation bei. Vorwürfe gegen angeblich zu hohe Preise für Milchprodukte entbehren daher jeder Grundlage.

Sparsameres Einkaufsverhalten

Die umfangreiche Diskussion führte neben einer allgemeinen Konjunkturverunsicherung zu einem vorsichtigeren Kaufverhalten beim Konsumenten, vor allem, was höherwertige Produkte betrifft. Den Handelsketten ist es unter dieser Konstellation gelungen, die Marktanteile für ihre Eigenmarken weiter auszubauen.

Im Außenhandel konnte die österreichische Milchwirtschaft weiter zulegen. Gemäß Zahlen der Statistik Austria stiegen in den ersten sechs Monaten 2023 die Exporte um 12,6 %, die Importe um 8,1 %, was zu einem um 20,9 % höheren, positiven Handelssaldo führte.

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