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Kartoffeln: So bremsen Sie Krautfäule, Alternaria & Co. ein

Den größten Schaden bei Erdäpfeln richtet zweifellos die Kraut- und Knollenfäule an. Wir haben Tipps.

Lesezeit: 8 Minuten

Unser Autor: Max Erath, Spezialist für ­Kartoffeln und Sonder­kulturen, N.U. Agrar, Schwaigern-Massenbach

Wenn man über Blattkrankheiten in Kartoffeln spricht, denken die meisten zuerst an die Kraut- und Knollenfäule Phytophthora infestans. Diese kann auch den größten Schaden an der Kartoffel anrichten, bis hin zum Totalausfall. Doch unter bestimmten Bedingungen treten auch andere bedeutende Pilzkrankheiten auf, wie Alternaria, Sklerotinia, Botrytis oder Verticillium. Wie Sie gegen alle diese Krankheiten am besten vorgehen, erläutert dieser Beitrag.

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Phytophthora: Strategie mit verschiedenen Wirkstoffen

Das Infektionsgeschehen der Kraut- und Knollenfäule kann durch eine Strategie aus systemischen-, teilsystemischen-, Kontakt- und sporenabtötenden Wirkstoffen bekämpft werden. Verläuft das Frühjahr weiter so feucht und kühl, verzögert sich zunächst ein mögliches Krankheitsauftreten.

Zur Ausbildung von Sporenträgern sind hohe Nachttemperaturen notwendig. Dagegen ist die Schwärmdauer evtl. entlassener Zoosporen unter kühl-feuchten Bedingungen länger. Dadurch kann es zu einer gleichmäßigen Infektion im Bestand kommen. Nach einer Infektion kann der Befall mit ansteigender Temperatur flächig ausbrechen.

Bei einer Infektion über den Boden wächst der Pilz systemisch im Stängel nach oben. Um diese Infektion zu stoppen, sind systemische oder zumindest teilsystemische Wirkstoffe notwendig. Zum Spritzstart verwenden Sie hier am besten cymoxanilhaltige Fungizide. Mithilfe teilsystemischer und systemischer Präparate kann der Pilz in der Pflanze bekämpft werden. Zudem sollen bei hohem Infektionsdruck und sporulierenden Beständen frühzeitig die Sporen bekämpft werden. Hierzu empfiehlt sich stets die Kombination mit sporiziden Wirkstoffen.

Die Blattnässe und die Luftfeuchtigkeit sind wichtige Faktoren für das Erstauftreten der Krautfäule. Ein erster Fungizidschutz sollte in Bestände gesetzt werden, die sich in der Reihe berühren oder in den letzten Tagen kaum abgetrocknet sind.

Strategien bei Trockenheit

In trockenen Jahren liegt das Augenmerk auf der Alternaria-Strategie. Aber auch im ersten Moment nicht typische Kartoffel-Blattkrankheiten spielen in den letzten Jahren mit zunehmenden Temperaturen eine immer größere Rolle. So sind es häufig die Sklerotinia, Botrytis oder Verticillium, die den Bestand zur Abreife bringen.

Die letzten Jahre waren geprägt von hohen Temperaturen in der Hauptwachstumsphase der Kartoffel. Häufig kombiniert mit langen Trockenphasen, die − wenn überhaupt − durch kräftige Sommergewitter unterbrochen wurden. Gerade dieser Wechsel von trocken/heiß zu feucht bietet optimale Infektionsbedingungen für Alternaria solani. Die ersten Symptome äußern sich auf den unteren weniger stark belichteten Blättern. Im weiteren Verlauf der Vegetation zieht sich die Alternaria mit zunehmender Blattalterung in die höheren Blattetagen. Eine Ausbreitung erfolgt immer in einer Hitzephase nach Niederschlägen, bzw. nach einer Bewässerung, da dann die Wachsschicht stark abgetragen wurde.

Befallsfördernd wirken sich eine geringe Chlorophylldichte, wenig belichtete Blätter und eine schwach ausgeprägte Wachsschicht aus. Daher ist es wichtig, durch eine angepasste Düngung einen optimalen Blattflächenindex zu erzeugen. Hier wirkt sich eine überzogene N-Düngung in der Jugendentwicklung besonders negativ aus.

Alle Alternaria-wirksamen Fungizide weisen eine pflanzenphysiologische Wirkung bzw. einen „Greening Effekt“ auf. Dies reduziert die Blattalterung und trägt zu einem physiologisch jüngeren und somit weniger Alternaria-anfälligen Blattapparat bei. Blattspritzungen mit Magnesiumsulfat, Mangan oder Phosphat reduzieren ebenfalls die Blattalterung und tragen somit indirekt zur Alternaria-Bekämpfung bei. Einen stärkeren Greening Effekt als über eine Blattspritzung kann durch eine Nachdüngung mit Kaliumsulfat oder Kaliumchlorid erreicht werden.

Möglichst früh behandeln

Die zur Verfügung stehenden Wirkstoffe zur Alternaria-Bekämpfung aus der Klasse der Strobilurine, Azole und Carboxamide wirken sehr langsam. Daher muss die Behandlung möglichst früh erfolgen.

Strobilurine wirken rein präventiv, sie erfassen den Pilz auch nicht, wenn er symptomlos infiziert hat. Anhand der Beschreibung wird auch deutlich, wie der Wirkstoff eingesetzt werden sollte. Der Wirkungsverlust von Azoxystrobin gegen Alternaria spp. ist nachgewiesen und regional unterschiedlich ausgeprägt. Spritzungen auf befallene Bestände zeigen keine Wirkung und erhöhen das Resistenzrisiko. Bei Sichtbarwerden der ersten Symptome ist der Einsatz der Strobilurine zu spät.

Infolge der hohen Fettlöslichkeit lösen sie sich im Blatt und verteilen sich so auch zur Blattunterseite hin. Von dort gelangen sie langsam, aber stetig in die Leitbahnen und verteilen sich über einen sehr langen Zeitraum in der Staude. Wiederholte Spritzungen füllen damit ein Depot auf. Problem der (teil-)systemischen Wirkstoffe: Sie gelangen nicht in verbranntes oder beschädigtes Gewebe. Setzt sich die Alternaria auf ein Blatt mit ausgetrockneter Krautfäule, kann sie trotz Einsatz des Spezialpräparates immer weiter sporulieren und beschädigte Stellen auch infizieren.

Vorteil für Kontaktwirkstoff

Hier hat ein Kontaktwirkstoff seine Vorteile, er wirkt nur auf dem Blatt. Die Wirkung ist auch auf beschädigten und verbräunten Stellen gegeben. Zeigt ein Bestand Nährstoffmangel, Krautfäule, andere Krankheiten oder Beschädigungen auf, muss ein Kontaktmittel in der Tankmischung enthalten sein.

Ein alternativer Kontaktschutz kann das Metiram im Polyram WG werden. Jedoch mit geringerer Regenfestigkeit als es das Mancozeb hatte. Das Boscalid ist auch ein (teil)systemischer Wirkstoff. Die kurative Leistung ist etwas höher als die der Strobilurine. Sichtbarer Befall wird auch hier nicht bekämpft. Die kurative Leistung beschränkt sich auf einige Tage nach der Infektion. Der Vorteil vom Boscalid ist neben den anderen Wirkstoffgruppen die Nebenwirkung gegen Sklerotinia.

Die Wirkstoffe Fluxapyroxad und Fluopyram gehören wie auch das Boscalid zur Wirkstoffklasse der Carboxamide. Als (teil)systemischer Wirkstoff liegt dessen Stärke vor allem in der Dauerwirkung. Da er sich sehr langsam in der Pflanze verteilt, muss er früh eingesetzt werden. Ein Hauptbaustein ist das Difenconazol im Revus Top und im Narita. Da es kurativ deutlich besser als das Boscalid ist, muss der Wirkstoff bei Befall zum Zuge kommen. Man bekämpft aber nur das Mycel, welches noch keine Symptome ausgebildet hat.

Botrytis in dichten Beständen

In dichten Beständen sind in den unteren Blattetagen häufig Botrytis-Infektionen zu finden. Alternde, verletzte oder bereits abgestorbene Blätter werden dabei bevorzugt befallen. Durch den Lichtmangel im unteren Bereich reduziert sich der Chlorophyllgehalt der Blätter. Dadurch werden diese anfälliger für eine Infektion. Auch nach einem Hagelschlag oder nach einem Sturm kommt es regelmäßig zu einem Befall.

Sporen der Botrytis überwintern auf Ernterückständen oder bilden Sklerotien, die unter feuchten Bedingungen auskeimen und Sporen ausschütten. Nach einer Infektion breitet sich ein grauer Schimmel auf den Blättern aus. Dieser zieht sich von den untersten Blättern weiter in höhere Blattetagen. Um auch intakte Blätter befallen zu können, wird vom Erreger ein pathogener Stoff abgegeben, der die Wirtszellen abtötet und somit eine weitere Ausbreitung des Erregers ermöglicht.

Daher ist das Symptom eindeutig zu erkennen. An der Spitze eines grünen Blattes entsteht ein absterbender, gelber Bereich gefolgt von braunem mit grauem Schimmel überzogenem Gewebe. Von der Wirkstoffauswahl der Kartoffelfungizide her, hat lediglich das Boscalid eine Teilwirkung auf Botrytis. Daher sollte bei einer Infektion zügig mit der maximal zugelassenen Aufwandmenge reagiert werden.

Sklerotinia über Sporen

Eine Infektion mit Sklerotinia erfolgt durch im Boden befindliche Sporen (Sklerotien). In engen Kartoffel-/Rapsfruchtfolgen oder in Kombination mit Gemüsekulturen erhöht sich der Sporenbesatz im Boden. Durch Feuchtigkeit bzw. Bewässerung wird die Sklerotinia stark gefördert. Bestände brechen hier in Teilbereichen regelrecht zusammen. Zu erkennen ist die Infektion am Stängel, der meist im unteren Bereich geknickt ist.

Unter trockenen Bedingungen werden die Leitbahnen abgeschnürt, der Stängel trocknet aus und zieht sich zusammen. Bei ausreichender Feuchtigkeit fault der untere Stängelbereich und der Bestand riecht nach faulem Raps. Zu Beginn der Infektion fault der Stängel nur im mittleren Bereich, die Wurzel und der obere Stängelbereich bleiben zunächst befallsfrei, daran lässt sich die Sklerotinia leicht von anderen Krankheiten unterscheiden.

Eine Teilwirkung gegen Sklerotinia ist auch mit dem Alternaria-Spezial-präparat Signum gegeben. Wichtig ist, dass die Flächen für den erneuten Kartoffelanbau sauber bleiben. Deshalb sollte auf Flächen mit einem erhöhten Sklerotinia-Befall nach der Ernte Contans WG eingesetzt werden. Dies bekämpft die auskeimenden Sklerotien auf dem abgeernteten Kartoffelacker.

Verticillium überdauert lange

Verticillium hat als bodenbürtiger Erreger Einfluss auf die gesamte Fruchtfolge. Verticillium bildet im abgestorbenen Gewebe Mikrosklerotien aus, die im Boden bis zu 10 Jahre überdauern können. Diese bodenbürtige Überdauerung stellt eine Ausgangsbelastung der Fläche dar. Ziel der Bekämpfung ist eine Reduktion der Sklerotionbelastung der Fläche. Die Möglichkeiten dazu beschränken sich auf eine Biofumigation und die Anpassung der Fruchtfolge.

Der Verticillium-Pilz setzt sich in die Leitbahnen, das Xylem der Kartoffel und verstopft diese. In der Folge kommt es zu einem eingeschränkten Wasserfluss in die Blätter und diese beginnen zu vertrocknen. Im Gegensatz zu einem Trockenschaden stirbt bei einem Verticilliumbefall aber das Fiederblatt nur halbseitig ab, die Stängel bleiben grün.

Wird der Erreger in die Knolle abgeleitet, kann Verticillium zur Verbräunung des Gefäßbündelrings führen und somit die Vermarktungsfähigkeit einschränken. Eine Ableitung in die Knolle führt zudem zur eingeschränkten Triebkraft und als Folge zur Fadenkeimigkeit der Knolle.

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