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topplus Geldübergabe in bar und Plastiktüte

Bayern: Wie sich ein Landesminister über Kuhfladen inszeniert

Bayerns Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) und sein Engagement für Kuhfladen auf der Dorfstraße von Pähl: Die Geschichte hinter der Geschichte

Lesezeit: 3 Minuten

Der bayerische Wirtschaftsminister und stellvertretende Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler) hat der Ortschaft Pähl im Landkreis Weilheim-Schongau und einer Reihe von Kuhfladen auf der dortigen Dorfstraße bundesweite Aufmerksamkeit beschert. Nicht zuletzt in landwirtschaftlichen Fachmagazinen war die Aufregung groß. Warum? Ein Landwirt der Gemeinde war zu einem Bußgeld von 128,50 Euro verdonnert worden, weil dessen 25 Kühe die Straßen mit Kuhfladen verdreckt hatten und ein Anwohner sich darüber bei der Gemeinde beschwert hatte. Aiwanger hatte daraufhin die Geldstrafe für den Bauern beglichen und dafür gesorgt, dass die Berichterstattung darüber möglichst umfangreich ausfiel.

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Geld in bar und Klarsichthülle

So hat der Minister, wie der Bayerische Rundfunk berichtet, das Geld an Ort und Stelle „unter großem Presseaufgebot gut sichtbar in einer Klarsichthülle in bar überreicht“. Das Bayerische Staatsministerium für Wirtschaft, Landesentwicklung und Energie in München verbreitete über seine Pressestelle sogar ein Foto von der Übergabe des Geldes auf einer Weide. Die Geldscheine sind dabei sichtbar in Klarsichthülle verpackt.

Aiwanger - obwohl als Wirtschaftsminister gar nicht zuständig - schlug sich klar auf die Seite des Landwirts. Der Minister erklärte, man könne „halt nicht mit dem Hubschrauber auf die Weide fliegen und ihnen auch keine Windel anlegen“. Und weiter: „Das passiert eben, dass die Kuh auf die Straße scheißt.“ Dem Anwohner, der Berichten zufolge mit dem Kinderwagen nicht durch die Kuhfladen gekommen sei, soll der Minister bei der öffentlichen Geldübergabe geraten haben, „sich eine Schaufel zu nehmen“ und den Mist als Dünger für seinen Garten holen. Dann sei doch die Welt für beide Seiten wieder in Ordnung.

Straße säubern, „wie das anderswo üblich ist“

Das alles konnte (und sollte wohl auch) wie ein Streit zwischen Bauern und Nicht-Bauern, zwischen Alteingesessenen und Zugezogenen wirken. In den sozialen Netzwerken und den digitalen Leserkommentarspalten wurde es entsprechend kommentiert.

Nach jetzt bekannt gewordenen Aussagen des örtlichen Gemeindebürgermeisters Werner Grünbauer (Unabhängige Bürgerliste) erhält die Szenerie aber einen anderen Dreh. Grünbauer, ebenfalls Landwirt in Pähl, erklärte der Bayern-Redaktion der Süddeutschen Zeitung, sein Berufskollege habe in sieben Jahren 15 Beschwerden der Dorfbewohner auf sich gezogen, weil dessen Kühe wiederholt die Straße verschmutzt hatten.

„Das tolerierbare Maß war eindeutig überschritten“, wird der Bürgermeister und Landwirt Grünbauer zitiert. Er verwies unter anderem darauf, dass Kuhfladen auf der Straße für Motorradfahrer gefährlich seien. Grünbauer erklärte ferner, er habe mehrfach das Gespräch mit seinem Berufskollegen gesucht und ihn gebeten, die Hinterlassenschaften seiner Kühe mit dem Besen zur Seite zu räumen, „wie das auch anderswo üblich ist“.

Landwirt Grünbauer stört bei der Geldübergabe

Warum aber hat ausgerechnet Bayerns Wirtschaftsminister Aiwanger ausgerechnet in Pähl so medienwirksam in diesen lokalen Konflikt eingegriffen? Die Bayern-Redaktion der Süddeutschen Zeitung verweist auf einem langjährigen Streit zwischen Aiwanger und Grünbauer. Die beiden seien nach früheren kommunalpolitischen Konflikten in gegenseitiger Abneigung verbunden, heißt es in dem Hintergrundbericht.

Der Landwirt und Gemeindebürgermeister Grünbauer sei denn auch bei der öffentlich inszenierten Geldübergabe nicht eingeladen gewesen. „Störende Fakten hätten die Sache wohl nur verkompliziert“, so der trockene Kommentar des SZ-Journalisten und Bayern-Kenners Sebastian Beck. Er zitiert Grünbauer mit dem Urteil, Aiwanger mangele es an Verantwortungsbewusstsein und sei „ein brandgefährlicher Populist“.

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