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Emsdeiche

„Goldener Tritt“ der Schafe ist gelebter Deichschutz

Ein Schäfer vom Emsdeich berichtet über die Herausforderungen mit der Nässe, der wertlosen Wolle und der Angst vor dem Wolf. Klar wird, wie wichtig Schafe für den Deichschutz sind.

Lesezeit: 3 Minuten

Die Deiche an der Ems haben den winterlichen Wassermassen standgehalten. „Die Bewirtschaftungsweise mit den Schafen hat sich bezahlt gemacht“, lobt Schafhalter Franz-Thorsten Franz aus dem Rheiderland den „goldenen Tritt“ seiner Tiere, die damit die Grasnarbe stärken und die neun bis 12 m hohen Bollwerke stabilisieren.

Er bewirtschaftet 40 ha Deichfläche südlich vom Dollart mit seinen 300 Mutterschafen im Nebenerwerb. „Die Deiche sind nass, das ist aber kein Problem“, schätzt er die Lage vor Ort ein. Derzeit seien die Muttertiere aufgrund der Lammzeit von Dezember bis Anfang April im Stall.

Zu nass zum Mistfahren

Sorgen macht sich der begeisterte Tierhalter eher um die Ausbringung des Mistes. „Wir wollen im Mai den ersten Schnitt auf den Binnenlandflächen mähen, um genug Futter für den Winter einzubringen. Dafür muss der Dünger auf die Flächen“, erläutert er. Regelmäßig ist er mit dem Spaten unterwegs, um wenigstens das Oberflächenwasser abfließen zu lassen.

Gerade während der Lammzeit brauchen die Tiere eine gute Heulage und etwas Beifutter, um bei Kräften zu bleiben. „Meiner Fürsorgepflicht als Tierhalter kann ich zu Hause auch leichter nachkommen als auf dem Deich“, will Franz seine Lämmer einen guten Start ins Leben ermöglichen. Alle zwei Stunden schaut er dafür auch in der Nacht bei seinen Schützlingen nach dem Rechten. „Ich will wissen, was bei meiner Herde los ist“, nennt er seinen Antrieb. Schließlich sei jedes lebende Lamm eine Einkommensquelle und die Vermarktung das Ziel.

Schur kostet nur noch und bringt nichts mehr ein

Sobald das Gras auf den Deichen wieder wächst, bringt Franz seine Schafe wieder dorthin. „Bis dahin werden sie noch geschoren, damit sie für die Touristen ein ordentliches Bild abgeben“, sagt er mit einem Augenzwinkern. Tatsächlich bringe die Schur mittlerweile nur noch Kosten und keine Erlöse mehr mit sich, und Schafscherer seien auch schwer zu finden. Sein Zuchtziel ist daher das Haarschaf. „Die müssen nicht mehr geschoren werden, sondern wechseln ihr Fell selbstständig wie Pferde oder Kühe“, nennt Franz einen großen Vorteil. In der Übergangsphase sähen sie allerdings teilweise etwas ruppig aus, wirbt er für Verständnis bei den Deichspaziergängern.

Sorge vor dem Wolf

Der abgelegenen Lage der Landzunge am Dollart hat Franz es zu verdanken, dass der Wolf seine Tiere bislang verschont hat. „Ich kann jeden verstehen, der seine Schafhaltung wegen des Wolfes aufgibt“, sagt der passionierte Tierhalter. Er freut sich zwar, seinen Kindern den Umgang mit den Vierbeinern ermöglichen zu können, den Anblick von den gerissenen Schafen könnte er aber auch selbst nur schwer ertragen, meint er.

Überraschend ist daher, dass die Zahl der Schafhalter in Niedersachsen bisher weniger stark zurückgegangen ist, als Experten dies erwartet haben. „Einige Familienbetriebe haben ihre Tierzahlen aufgestockt und arbeiten jetzt mit Fremd-Arbeitskräften oder in Kooperationen“, erläutert Mathias Brockob, Berater der Landwirtschaftskammer Niedersachsen. Besonders, um Arbeitsspitzen wie die Lammzeit besser auffangen zu können, aber auch um die 365 Arbeitstage im Jahr besser aufzuteilen. Insgesamt gibt es in Niedersachsen daher immer noch 11.459 Schafhalter mit 236.449 Schafen, zitiert er Zahlen der Tierseuchenkasse aus 2023. Mit 9.500 Tierhaltern nennen allerdings die meisten weniger als 20 Tiere ihr Eigen.

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