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CO2-Zertifikatehandel im Wald als Co-Finanzierung von Aufforstungsprojekten

Wer Kalamitätsflächen aufforstet, kann ab Herbst 2023 mit dem Verein Ecosystem Value Association e. V. CO2-Zertifikate handeln. Das Ziel: Waldumbau hin zu mehr Klimaresilienz.

Lesezeit: 5 Minuten

Die Ecosystem Value Association e. V. (eva) entwickelt einen Standard zur Inwertsetzung der Ökosystemleistung Kohlenstoffspeicherung. Wir haben bei Alexander Zeihe, Sprecher des Vorstandes, und Rüdiger Meyer, Gründer der EVA Service GmbH, nachgefragt, wie das System funktionieren soll.

Der sogenannte Wald-Klimastandard soll Waldbesitzern ihre Arbeit am Ökosystem vergüten. Wie soll das laufen?

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Alexander Zeihe: Die Ecosystem Value Association e.V. (eva) hat das Ziel, verlässliche Standards zu entwickeln, um Leistungen von Ökosystemen zertifizierbar zu machen. Seit 2020 entwickeln wir den erstendeutschen Wald-Klimastandard zur Inwertsetzung der Ökosystemleistung„Kohlenstoffspeicherung“. Erist speziell an deutsche Verhältnisseangepasst und soll einen qualitativen Rahmen für die Entwicklung klimaresilienter Wälder schaffen.Dadurchermöglicht er die Erzeugung von handelbaren Klimazertifikaten.Der Verkauf dieser CO2-Zertifikate auf dem freiwilligen Emissionsmarkt hilft Waldbesitzern gerade in der kostenintensiven Anfangsphase der Aufforstung.

"CO2-Speicherleistung des Waldes sicherstellen"

Unter welchen Bedingungen können Waldbesitzer bei Ihnen mitmachen?

Alexander Zeihe: Nutzbar ist der Wald-Klimastandard mit der Methode "Wald-Wiederaufbau" für Forstbetriebe und Waldbesitzer, die von klimabedingter Entwaldung betroffen sind und die seit dem 30.September 2021 Kalamitätsflächen aufforsten oder planen, dies zu tun. Innerhalb dieserAufforstungsprojekte sollten folgende Vorgaben gemäß des Standards umgesetzt werden:

  • Klimastabile, standortgerechte Baumartenwahl auf wissenschaftlicher Grundlage(z.B. auf Grundlage von Empfehlungen der Forstlichen Versuchsanstalten)
  • Baumartenmischung aus mindestens drei Baumarten. Dabei muss jede Art mitmindestens 20% und max. 50% vertreten sein
  • FSC- oder PEFC-Zertifizierung

Wenn diese Vorgaben erfüllt sind, ist eine Zertifizierung des Projektes und die Projektion seiner Kohlenstoff-Speicherleistung aller Voraussicht nach möglich.

Der zweite Anwendungsbereich, die Methode "Waldumbau", wird sich für Flächen eignen, die nicht durch den Klimawandel geschädigt wurden. Die Methode befindet sich im Aufbau. Weitere Methoden werden in der Zukunft folgen.

Bei Projektflächen über 50 ha werden die Kosten für die Zertifizierung von eva getragen. Fürkleinere Projektgrößen werden die Kosten bisher noch nicht übernommen. Es gibt jedoch dieMöglichkeit, sich als Waldbesitzer mit kleinen Flächen zusammenzuschließen oder kleinere ProjekteüberFBGs sowie forstliche Dienstleister zusammenzufügen.

Offen für alle Interessierten ab Herbst 2023

In Ihrem Konzept ist der Zertifikatehandel auf neu aufzuforstende Kalamitätsflächen beschränkt. Ist der bewirtschaftete Wald generell außen vor oder nur für die Pilotphase?

Rüdiger Meyer:Der Wald-Klimastandard umfasst mit seinen beiden Methoden sowohl die Aufforstung von Kalamitätsflächen als auch den Umbau von Reinbeständen zu strukturdiversen Mischwäldern. Beide Methoden nutzen den Zertifikatehandel als Finanzierungsinstrument. Durchforstungen sind unter dem Wald-Klimastandard nicht ausgeschlossen. Die Vorgaben für die Pilotphasen unterscheiden sich dabei nicht von den späteren Vollversionen.

Ziel von eva ist es, im Herbst 2023 den Wald-Klimastandard mit der MethodeWald-Wiederaufbau in der ersten Vollversion v1.0 zu veröffentlichen und für alleinteressierten Waldbesitzer zugänglich zu machen.

Die Methode Waldumbau, die wir aktuell mit dem Wald-Klimarat und Pina Earth entwickeln, durchlief bis Ende März 2023 eine erste öffentliche Konsultation, deren Feedbacks im Sommer eingearbeitet werden. Die Methode Waldumbau soll Ende 2023 ebenfalls in eine Pilotphase gehen.

Erste eva-Zertifikate für Preise von 40 bis 60 Euro gehandelt

Könnten Sie mir bitte ein möglichst konkretes Rechenbeispiel geben? Welche Einnahmen sind denkbar? Welche Leistungen muss der Waldbesitzer dafür erbringen?

Rüdiger Meyer: Der Preis der Klimazertifikate wird am freiwilligen Zertifikatemarktausgehandelt. Erste eva-Zertifikate wurden für Preise von 40 bis 60 € gehandelt. DasZertifikat entspricht einer zusätzlich gebundenen Tonne CO2im Laufe der Projektlaufzeit. Die Kohlenstoff-Speicherleistungder aufgeforsteten Fläche ist sehr stark vom Standort und den gewählten Baumartenabhängig. Um konkrete Projekte genauer bewerten zu können, können sich interessierteWaldbesitzer und Projektverantwortliche an unser Projektteamwenden: kontakt@ecosystemvalue.org

Um den Zertifizierungsprozess reibungslos zu durchlaufen, müssen Waldbesitzer Nachweise erbringen und Daten zur Verfügung stellen: Der Zeitaufwand für ein Projekt mit bis zu 3 Teilflächen liegt bei 3 bis 8 Stunden. Je mehr Teilflächen einem Projekt zugeordnet werden, desto geringer der Aufwand pro Fläche. Erforderliche Daten für den Zertifizierungsprozess sind z.B.: eingemessene Flächen, Standortbedingungen, Daten zum Vorbestand und Nachbarbeständen, Baumarten, -anzahl und Mischung im begründeten Bestand.

Der Zeitaufwand für ein Projekt mit bis zu 3 Teilflächen liegt bei 3 bis 8 Stunden.
Rüdiger Meyer

Diese Daten liegen den meisten Forstbetrieben und Waldbesitzern ohnehin aus ihrer Wiederaufforstung vor. Für die Auditierung vor Ort und das Beantworten von etwaigen Rückfragen des Auditors ist mit weiteren ein bis zwei Tagen Aufwand zu rechnen.

Die aus der Zertifizierung ihres Projektes generierten Zertifikate verkaufen Waldbesitzer bzw. Projektverantwortliche unabhängig von eva. Bei Bedarf kann ein Zwischenhändler eingeschaltet werden, der den Verkauf übernimmt. Umgesetzt werden die Zertifikate-Transaktionen über das Impact Register von eva.

Das Impact Registry bietet Einblick in alle Klimaprojekte und die daraus verfügbaren und stillgelegten eva-Klimazertifikate: Käufern und Verkäufern ermöglicht es reibungslose und sichere Transaktionen.

Online-Plattform zur Abwicklung

Wie lassen sich die CO2-Bindeleistung bzw. die Zuwachswerte der Wälder in der Praxis messen? Kommen digitale Hilfsmittel zum Einsatz, um die relevanten Daten zu erheben?

Alexander Zeihe: eva hat zur rechnerischen Ermittlung der Speicherleistung und zur Ermittlung des Zuwachses zwei Rechner entwickelt, die in der Zertifizierung unter dem Wald-Klimastandard angewendet werden. Beide Rechner sind als Software in die eva Online-Plattform integriert. Die jeweils dahinter liegende Methodik, der Aufbau und der Berechnungsprozess sind teilnehmenden Waldbesitzern während des Zertifizierungsprozesses auf der Plattform frei zugänglich. Die eva Online-Plattform ist die Zertifizierungsplattform, in der Waldbesitzer und unabhängige Auditoren die Zertifizierung des Klimaschutzprojektes umsetzen.

Wie werden die Zuwächse überwacht?

Rüdiger Meyer:Die Menge an Klimazertifikaten bzw. Klimaleistung wird innerhalb der Projektlaufzeit regelmäßig durch verifizierte Monitorings überprüft. Hier wird eva mit Fachdienstleistern für fernerkundungsbasiertes Kohlenstoffmonitoring (Satellitendaten, Flugzeug- oder Drohnen-basierte Luftbilder) zusammenarbeiten. Der Prozess dabei soll zeit- und kosteneffizient sowie präzise in den Messergebnissen gestaltet werden.

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