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CO2-Zertifikate im Wald: Waldbesitzer sollen Erlöse reinvestieren

Erlöse durch CO2-Zertifikate finanzieren eine nachhaltige Waldbewirtschaftung quer. So die Idee des Start-ups Tree.ly. Waldbesitzer können mit 60 bis 80 €/ha im Jahr rechnen.

Lesezeit: 5 Minuten

Das Österreichische Start-up Tree.ly will es Waldbesitzern ermöglichen, durch die Inwertsetzung von Ökosystemleistungen wie CO2-Speicherung zusätzliche Einnahmen zu generieren. Wir haben bei Alexander Vilsmeier von Tree.ly nachgefragt.

Wie funktioniert Ihr Konzept der Vergütung der Ökosystemleistungen desWaldes?

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Vilsmeier: Tree.ly entwickelt Wald-Klimaschutzprojekte über eine digitale Plattform, die von der Entwicklung über die Verifizierung und das Reporting bis hin zum jährlichen Monitoring transparent abgebildet werden. Aktuell arbeitet Tree.ly mit der Methodik SILVACONSULT Forest Carbon Standard, die bis dato als einzige zertifizierte Methodik Wald-Klimaschutzprojekte im bewirtschafteten Wald Europas ermöglicht.

Dadurch können Waldbesitzer und Waldbesitzerinnen nicht nur für nachhaltige und verantwortungsvolle Bewirtschaftung, sprich die nachhaltige Rundholzproduktion entlohnt werden, sondern auch für die anderen Leistungen zu Wohlfahrts-, Erholungs- und Schutzfunktionen.

Nachfrage nach regionalen und hochwertigen CO2-Gutschriften

Es ist Ihnen wichtig zu betonen, dass sich das Konzept von Tree.ly vom klassischen CO2-Zertifikatehandel unterscheidet. Inwiefern?

Vilsmeier:Die Waldklimaschutzprojekte von Tree.ly generieren sogenannte VERs (Verified EmissionReductions) und sind für den freiwilligen CO2-Markt bestimmt. In diesem freiwilligen Markt findet gerade ein Wandel im Denkmuster hin zu einem Beitragsmodell statt. Es geht nicht mehr darum, ein ausgestoßene Tonne CO2 mit einer möglichst günstigen Tonne CO2 aus einem Klimaschutzprojekt zu kompensieren. Vielmehr wollen Unternehmen tatsächlich mehr für den Klimaschutz tun und investieren vermehrt in hochwertige Klimaschutzprojekte.

Tree.ly bietet hier Waldbesitzern an, lokale und wissenschaftlich fundierte Klimaschutzprojekte zu entwickeln und diese steigende Nachfrage nach regionalen undhochwertigen CO2-Gutschriften zu bedienen. Gleichzeitig stellt Tree.ly sicher, dass nurUnternehmen mit einer CO2-Bilanz und einem Bericht über die Emissionsentwicklung solcheCO2-Gutschriften kaufen können. Stichwort: Vermeiden, Reduzieren und erst am Schlusskompensieren.

Unter welchen Bedingungen können Waldbesitzer bei Ihnen mitmachen?

Vilsmeier: Für die Teilnahme an Wald-Klimaschutzprojekten mit Tree.ly ist eine Mindestflächengröße von 500 Hektar erforderlich. Falls die Waldflächen kleiner sind, besteht die Möglichkeit, dass sich mehrere Waldbesitzer zusammenschließen und gemeinsam eine Waldwirtschaftsgemeinschaft bilden, um eine ausreichend große Fläche einzureichen.

Die Mindestflächengröße wurde aufgrund der aktuellen Projektentwicklungskosten festgelegt. Tree.ly ist offen für kleinere Flächen und bietet individuelle Beratung für Interessierte an. Darüber hinaus arbeiten wir aktiv daran, künftig auch für kleinere Waldflächen Klimaschutzprojekte über die digitale Plattform entwickeln zu können. Dadurch sollen alle Waldbesitzer die Möglichkeit erhalten, einen aktiven Beitrag zum Waldklimaschutz zu leisten.

Vertragliche Bindung über 30 Jahre

Waldbesitzer, die sich bei Ihnen als CO2-Speicher registrieren, dürfen den Wald weiter bewirtschaften. Was gibt es dabei zu beachten?

Vilsmeier: Im Vordergrundsteht eine nachhaltige Waldbewirtschaftung. Bei einem Waldklimaschutzprojekt mit Tree.ly ist wichtig zu beachten, dass sich die Waldbesitzer vertraglich verpflichten, während 30 Jahren einen bestimmten durchschnittlichen Holzvorrat pro Hektar zu erhalten oder aufzubauen. Diese Verpflichtung folgt den Richtlinien der Methodik "Silvaconsult Forest Carbon Standard" nach der Norm ISO 14064-2:2019.

Eine Verpflichtung kann nur zwischen einem individuell für jede Waldfläche berechneten, oberen und unteren, wissenschaftlichen Modellwert (Vfm/ha) geschehen, der eine optimale Vorratshaltung für die jeweilige Projektfläche repräsentiert. Diese Anforderung stellt sicher, dass der Wald als effektive Kohlenstoffsenke fungiert.

Durch die Festlegung von klaren Zielvorgaben für den durchschnittlichen Holzvorrat ermöglicht die Methodik Silvaconsult Forest Carbon Standard nach ISO 14064-2:2019 eine von unabhängigen Dritten standardisierte und überprüfbare Bewertung der Wirksamkeit von Waldklimaschutzprojekten.

Des Weiteren müssen bei der Bewirtschaftung des Waldes ökologische, soziale und wirtschaftliche Aspekte für eine langfristige Gesundheit des Waldes und dessen klimaschützende Funktion berücksichtigt werden. Dies schließt das Wildtiermanagement, die Auswahl der Baumarten im Wald, die Schaffung von Totholz-Inseln und die Erhaltung von Habitatbäumen mit ein.

Jährliche Zusatzeinnahmen von 60 bis 80 € pro Hektar

Könnten Sie mir bitte ein möglichst konkretes Rechenbeispiel geben? Welche Einnahmen sind denkbar? Welche Leistungen muss der Waldbesitzer dafür erbringen?

Vilsmeier: Für jedes Projekt wird eine individuelle Projektleistung und damit individuelle Einnahmenpotentiale in einer Machbarkeitsstudie ermittelt. Durch die Erfahrung aus den bisherigen Projekten kann mit jährlichen Zusatzeinnahmen von 60 bis 80 € pro Hektar und Jahr gerechnet werden.

Der Waldbesitzer muss sich dabei vertraglich verpflichten, während 30 Jahren einen durchschnittlichen Vorrat pro Hektar [Vfm/ha] aufzubauen oder zu erhalten und die Einnahmen aus den Verkäufen der CO2-Gutschriften in den Wald zu reinvestieren. Diese Reinvestition soll vorwiegend in die Sicherstellung der Vorratsverpflichtung fließen, sprich für klimaangepasste und resiliente Waldbestände der Projektfläche verwendet werden. In der Praxis bedeutet dies, dass die Einnahmen in die Sach- und Personalkosten des für die Projektfläche zuständigen Forstbetriebs investiert werden müssen.

Wie lassen sich CO2-Bindeleistung bzw. Zuwachswerte der Wälder in der Praxis messen? Kommen wie in der Landwirtschaft digitale Hilfsmittel zum Einsatz, um die relevanten Daten zu erheben, die Speicherkapazität festzustellen und dann auch zu überwachen?

Vilsmeier: Die Methodik SilvaconsultForest Carbon Standard stützt sich auf die stehende Baumbiomasse, die in terrestrischen Inventuren und daraus abgeleiteten Waldwirtschaftsplänen von Behörden oder extern befähigten Forstingenieurbüros gemessen und für die Forstbetriebe bereits heute erstellt werden.

In den meisten Ländern Europas ist diese Erstellung verpflichtend. Während der Projektlaufzeit müssen zwei weitere Inventuren vorgenommen werden (mit dem jeweiligen Stand der Technik). Für die jährliche Überwachung werden die Holzeinschlagsmeldungen bzw. Materialbücher der Waldbesitzer herangezogen. Tree.ly verwendet sowohl für die Messung, als auch jährliche Überwachung aktuell einen Hybrid aus besagten terrestrischen Inventuren sowie jährlichen Holznutzungen und digitalen Daten, wie LIDAR, Orthofotos etc. von Überfliegungen und Satelliten zur Plausibilisierung der Angaben.

In Zukunft soll das aus den digitalen Daten entwickelte Modell mit entsprechend hinterlegter Methodik auf der Plattform integriert sein und somit ein Wald-Klimaschutzprojekt automatisch abgewickelt werden können.

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