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Start-ups mit Ideen für die Landwirtschaft der Zukunft

Innovative Problemlöser: Start-ups gibt es auch in der Landwirtschaft. Wir zeigen, woran sie arbeiten und wie Landwirte profitieren könnten.

Lesezeit: 7 Minuten

Wie lassen sich hohe Erträge trotz Dürre sichern? Ersetzen künftig Roboter den Pflan­zenschutzmitteleinsatz? Und können Ackerbauern bessere Preise für ihr Getreide über Onlineportale erzielen? Auf Fragen wie diese suchen Start-ups Antworten. Teilweise unbemerkt von Teilen der Landwirtschaft ist in den vergangenen Jahren eine aktive Innovationsszene entstanden. Sie ist geprägt von Ideenreichtum und Machermentalität. Gleichzeitig gibt es auf dem langen Weg in den Markt unzählige Hürden.

Wir geben einen Überblick, woran Gründer und Gründerinnen in Deutschland arbeiten und wie die landwirtschaftliche Praxis und etablierte Agrarunternehmen involviert sind.

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Bis zu 570 Agrar-Start-ups

Im Jahr 2021 wurden 2,4 % der deutschen Start-ups im Bereich der Landwirtschaft gegründet. Unterschiedlichen Quellen zufolge existieren hier insgesamt etwa 300 bis 570 Teams. Sie sind meist in etwa acht Einsatzfeldern aktiv, die wir Ihnen hier in den kommenden Tagen vorstellen werden.

Besonders im Fokus stehen derzeit Gründungen im Bereich Biotechnologie, Carbon Farming, Bodengesundheit und Biodiver­sität." - Julia Köhn, German Agrifood Society

Häufig ist dabei die Rede von AgTech-Start-ups. Die Abkürzung steht für Agriculture Technology. Sie meint neu aufkommende Technologien, die dazu beitragen können, die landwirtschaftliche Produktion und die vor- und nachgelagerten Bereiche zu verändern – oft mit dem Ziel, mehr Effizienz und Nachhaltigkeit zu erreichen.

„Besonders im Fokus stehen derzeit Gründungen im Bereich Biotechnologie, Carbon Farming, Bodengesundheit und Biodiver­sität“, sagt Dr. Julia Köhn von der ­German Agrifood Society (GAFS). Der Verein unterstützt Innovatoren entlang der Lebensmittelwertschöpfungskette. „Daneben steigt die Zahl der Unter­nehmen, die Fermentationsprozesse für die effiziente Proteinproduktion anstreben“, ergänzt Gaia Amatteis vom RootCamp aus Hannover. Dabei handelt es sich um einen Accelerator, also ein Förderprogramm, das den Jungunternehmen bei der Geschäftsentwicklung hilft.

Wie die Agrarwirtschaft Start-ups fördert

Das RootCamp ist eine von wenigen Start-up-Initiativen aus der Agrarwirtschaft. Sie wurde von K+S initiiert und hat KWS und SKW als Partner gewonnen. Die Unternehmen aus den Bereichen Düngemittel und Pflanzenzucht sind bereit, für den Zugang zu Start-ups Geld in die Hand zu nehmen. So erhalten im RootCamp bis zu acht Start-ups pro Förderdurchgang je 6 000 € mit der Chance, zusätzlich je 40 000 € Projektgeld zu ergattern. „Die Motivation der Unternehmen unterscheidet sich“, sagt Gaia Amatteis. „Aber alle schauen auf den Umsatz für morgen und die Technologien für übermorgen.“ Am Ende ist eine kommerziell erfolg­reiche Kooperation zwischen Start-ups und Unternehmen das Ziel.

Einen vergleichbaren Accelerator, das Seedhouse, gibt es im niedersächsischen Osnabrück. Dort haben sich 34 Un­ternehmen zusammengeschlossen, die Gründungen aus den Bereichen Agrar, Food und Digitales unterstützen. Mit dabei sind Händler wie Agravis, Landtechniker wie Krone, Grimme und Lemken sowie Big Dutchman aus dem Bereich Tierhaltung. Solche Initiativen gelten als guter Weg, Unternehmen und Start-ups zu vernetzen.

Aber die beiden Beispiele sind eher allein auf weiter Flur. Das bestätigen Gründerteams in einer Studie der GAFS. Sie monieren zu wenig struk­turelle Unterstützung in Deutschland, zu wenig Marktzugang etwa durch ­Kooperationen mit etablierten Marktakteuren und zu wenig externe Finanzierungsoptionen mit Wagniskapital.

Förderung der Rentenbank

Bis zum vergangenen Jahr gab es nur wenige agrarspezifische Finanzierungsmöglichkeiten für AgTech-Start-ups. Teams, die neu mit einer Idee starten, schaffen es mithilfe von Gründerstipendien zwar meist auf den Weg. Aber Start-ups, die schon beweisen können, dass ihr Konzept in der Praxis funktioniert und nun wachsen wollen, mangelt es oft an Zwischen- und Anschlussfinanzierungen. Häufig fehlen externe Investoren in diesem Bereich. AgTech-Start-ups haben es besonders schwer, wenn sie an Hightech arbeiten, deren Entwicklung lange dauert und teils an den landwirtschaftlichen Jahreszyklus gebunden ist. Außerdem haben von ihren fachspezifischen Geschäftsmodellen nur wenige Investoren Ahnung.

Vor gut einem Jahr starteten das Bundeslandwirtschaftsministerium (BMEL) und die Landwirtschaftliche Rentenbank die Förderung innovativer, agrarnaher Start-ups aus dem Zweckvermögen des Bundes. Dort werden sogenannte Nachrangdarlehen vergeben, die den Jungunternehmen die Aufnahme von Kapital zur Weiterentwicklung ihrer Geschäftsidee ermöglichen. Nikola Steinbock, Sprecherin des Vorstands bei der Landwirtschaftlichen Rentenbank, sagt: „Wir stecken viel Energie in die Förderung von Start-ups, weil sie einen wesentlichen Beitrag für die Lösung der anstehenden Herausforderungen liefern.“ Der Grund liegt nach Steinbocks Ansicht auch darin, dass Start-ups das Vorhandene oft kritischer hinterfragen können und offener sind, bestehende Lösungen aus anderen Wirtschafts- und Lebensbereichen für die grüne Branche nutzbar zu machen.

Feedback der Landwirte

Diesen Vorteil sieht auch Gerald Dohme vom Deutschen Bauernverband (DBV). Er sagt: „Seinen Betrieb nicht nur auf vorhandenen Betriebszweigen weiterzuentwickeln, sondern auch in neuen Themen, das wird den Zukunftsbauern ausmachen.“ Dabei seien Gründer von außerhalb der Landwirtschaft vielleicht eher in der Lage, Wege für Betriebe zu sehen, die man selbst nicht gesehen habe. „Wir müssen daran arbeiten, unsere Einstellung zur Veränderungsbereitschaft und zu neuen Chancen zu ändern.“ Dabei müssten die Geschäftsideen allerdings auf ihre Praxistauglichkeit hin abgeklopft werden. Das geht am besten durch Feedback von Landwirtinnen und Landwirten, so Dohme weiter. „Manchmal sind die Konzepte der Start-ups nicht geerdet genug, weil der Kontakt zwischen dem oft urban geprägten Ideengeber und den Betrieben fehlt.“

Landwirte sind gnadenlos ehrlich und wenn etwas nichts taugt, kommt es nicht auf den Hof." - Julia Köhn, German Agrifood Society

Das unterschreibt auch Start-up-­Ver­treterin Julia Köhn: „Landwirte sind nach unserer Erfahrung offen für Innovationen. Woran es aber fehlt, ist ihre Erreichbarkeit. Besonders Start-ups ohne landwirtschaftliche In­frastruktur im Gründerteam finden nur schwer Zugang zur Praxis.“ Wenn Austausch stattfindet, sind die Rückmeldungen allerdings Gold wert. „Landwirte sind gnadenlos ehrlich und wenn etwas nichts taugt, kommt es nicht auf den Hof.“ Interessierte Landwirte können sich bei der GAFS melden.

Politik und Wissenschaft

Zu einem innovativen Gründungsumfeld gehören noch Politik und Wissenschaft. Vonseiten der Forschungsinstitute gehen gerade im Bereich Biotechnologie Impulse aus. Gleichzeitig bieten ausländische Unis viel mehr Angebote für angehende Gründer als deutsche. Von politischer Seite verweist das BMEL neben der Rentenbank-Förderung auf die Digitalen Experimentierfelder, wo Start-ups, Wissenschaft und Agrarwirtschaft aufeinandertreffen.

Kommentar

Kooperieren, profitieren

Start-ups arbeiten dort, wo der Schuh drückt: Landwirtschaft soll nachhaltiger werden? Hier kommt eine Geschäftsidee, die Biodiversität wirtschaftlich macht. Mehr Tierwohl ist gefragt? Dort überwachen Sensoren jedes einzelne Tier auch in großen Gruppen. Die nächste Dürre gefährdet den Ertrag? Die richtige Datengrundlage kann beim Planen der Bewirtschaftung helfen. Beispiele wie diese machen Mut.

Dass es viele Ideen erst gar nicht in die Praxis schaffen, hat viele Gründe. Schade wäre es jedoch, wenn sie am mangelnden Austausch mit Praktikern scheitern. Denn das brauchen Start-ups: Feedback von Landwirtinnen und Landwirten. Mal einen Acker, über den eine Drohne gesteuert werden darf. Oder ein Abteil, in dem eine Kamera die Schweine filmt. Auch Agrarunternehmen sind gefragt: Es muss nicht immer gleich Geld ­fließen. Gerade ­strategische Kooperationen oder die Bereitstellung von Infrastruktur helfen, ein Produkt zur Marktreife zu ­entwickeln.

Im Gegenzug springt vielleicht eine neue Chance dabei heraus. Ein neues Standbein. Mehr Effizienz im Alltag. Oder einfach neue Inspiration für den eigenen Betrieb.

Start-ups können mehr Rückhalt aus Agrarwirtschaft und landwirtschaftlicher ­Praxis gut ­gebrauchen. Schließlich ­besteht neben der Option zu scheitern, auch die zu profitieren.

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