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MRT sortiert Bruteier nach Geschlecht

Das Start-up Orbem hat es geschafft, Eier non-invasiv nach dem Geschlecht zu sortieren. Was sind die Vorteile der Technologie und warum kann das Prinzip zukünftig auch bei Nüssen Anwendung finden? EIn Interview.

Lesezeit: 5 Minuten

Orbem aus München zählt zu einem der zwei Unternehmen, die es geschafft haben, Eier nach dem Geschlecht zu sortieren, ohne die Schale zu öffnen. Im Interview erzählt Mitgründer Pedro Gómez, was die Vorteile der Technologie sind, und warum das System zukünftig auch bei Nüssen Anwendung finden kann.

Wie funktioniert Ihre Technik zur automatischen Geschlechtsbestimmung im Ei?

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In unserem vollautomatischen System Genus werden die Eier durch ein Magnetresonanztomographie-Gerät (MRT) geschleust. Diese Technik kennt man z.B. aus Krankenhäusern. Unsere Software bestimmt anhand der Bilder das Geschlecht der Hühnerembryonen am elften und zwölften Tag des Brütens. Unbefruchtete Eier und solche mit männlichen Embryonen sortiert unsere Anlage automatisch aus.

Bei herkönmmlichen MRT-Bildgebungsverfahren dauert es zwischen 15 bis 20 Minuten, bis die Bilder erstmal aufgenommen sind. Danach müssen sie noch analysiert und klassifiziert werden. Unsere Software schafft das innerhalb von einer Sekunde. Je nach Größe analysiert Genus bis zu 24.000 Eier pro Stunde.

Tierschützer kritisieren, dass das Töten von Embryonen auch keine Lösung sein kann. Wie sieht das die Wissenschaft?

Eine deutsche Studie hat bestätigt, dass die Embryonen vor den 13. Tag keine Schmerzen empfinden können. Danach richtet sich auch das aktuelle Gesetz in Deutschland. Wir gehen nicht davon aus, dass das noch mal geändert wird. Damit liegen wir mit der Auswertung am Tag elf und zwölf richtig.

In welchen Punkten ist Ihr Verfahren den andern Technologien zur Geschlechtsbestimmung im Ei überlegen?

Wir haben keinen direkten Wettbewerber, der die gleiche Technologie in den Märkten anbietet, in denen wir aktiv sind. Zum einen arbeiten wir nicht invasiv. Einige Technologien basieren z.B. darauf, dass Proben aus dem Ei genommen werden. Dieses hygienische Risiko will die Industrie in der Regel nicht eingehen.

Zudem sind Hühnerrasse und Eifarbe in unserem System egal. Zuletzt funktioniert unsere Technologie über einen längeren Zeitraum beim Brüten und nicht nur in einem engen Stadium der Entwicklung. Das hat Vorteile für die Produktion. Eine Person kann die Technik bedienen, um 24.000 Eier pro Stunde zu untersuchen. Andere Verfahren brauchen dafürmehr als 30 Personen.

Für Brütereien ist eine möglichst hohe Genauigkeit wichtig. Denn ist ein männliches Küken erst einmal geschlüpft, muss es auch aufgezogen werden. Wo liegt ihre Fehlerquote?

Wir garantieren vertraglich eine Fehlerquote von unter 2 % - und sind im Betrieb mittlerweile deutlich besser geworden.

Was zahlt die Brüterei für die Genus-Technik?

Das lässt sich pauschal nicht sagen. Wir verkaufen nicht komplett die Maschine und Software, sondern die Brüterei zahlt einen Preis pro Ei und eine Gebühr pro Monat für deren Verwendung. Dafür liegen Wartung, Dienstleistung usw. bei uns. Die Mitarbeiter müssen nur die Eier zur Maschine bringen, abwarten und anschließen die weiblichen Eier wieder zurücknehmen bzw. die männlichen und nicht befruchteten Eier anders verwerten.

Jüngst haben Sie die Zusammenarbeit mit Lohmann Deutschland verkündet. Was sind die Ziele?

Kurzfristig nutzt die Brüterei in Dorum drei unserer Module um den Markt in Deutschland mit deutschen Legehennen „ohne Kükentöten“ zu beliefern. Langfristig gibt es mehrere spannende Themen, an denen wir zusammenarbeiten.

Zum Beispiel können wir schon am Tag Null erkennen, ob ein Ei befruchtet ist oder nicht. Damit lassen sich Kapazitäten in der Brüterei sparen und die unbefruchteten Eier könnten anders genutzt werden.

Deutschland und Frankreich legen vor

Deutschland ist mit den Gesetzt gegen das Kükentöten Vorreiter. Wann denken Sie zieht die EU nach?

Bisher gibt es zwei Modelle: Frankreich erlaubt eine Sortierung bis Tag 14, Deutschland bis zum zwölften Tag. Die EU-Kommission hat bestätig, dass eine EU-weite Regelung kommen wird. Ich erwarte das im Jahr 2025. Die große Frage für uns ist dann, an welchen Vorgaben die EU sich orientieren wird.

Weg von den Hühnern: Ihr Verfahren soll zukünftig auch andere Anwendungsfälle abdecken. Können Sie da einen Einblick geben?

Mit der MRT-Bildgebung kann man alle erdenklichen biologischen Objekte untersuchen. Bisher war sie aber zu langsam und zu teuer. Wir haben es geschafft, die beiden großen Aufgaben, die bisher Menschen erfüllt haben, durch Algorithmen zu ersetzen und das Verfahren zu beschleunigen. Damit ist die MRT-Bildgebung nun für die Industrie interessant. Ein Beispiel für eine weitere Anwendung wäre die Qualitätskontrolle bei Nüssen ohne die Schale zu zerstören.

Ein Beispiel für eine weitere Anwendung wäre die Qualitätskontrolle bei Nüssen ohne die Schale zu zerstören. - Gomez

Was sind Orbems kurz- und langfristigen Ziele?

Wir konzentrieren uns zunächst auf Frankreich und Deutschland, da sich das Gesetz hier schon verändert hat. Danach kommen dann weitere Länder der EU. Somit werden wir noch einige Jahre sehr aktiv im Geflügelbereich sein.

Mit den bisherigen Erfahrungen können wir sagen, dass wir acht bis zwölf Monate brauchen, bis wir ein neues Produkt kommerzialisieren können. Für die Hardware arbeiten wir mit Partner zusammen. Wir kümmern uns um die Software und die KI. Und die Infrastruktur im Hintergrund muss man nicht ändern, egal ob man Eier oder Nüsse, Samen und Pflanzen analysiert. Damit können wir schnell neue Anwendungsfälle schaffen.

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