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Vertical Farming: Deutsche Erdbeeren - auch im Winter?

Kann man hierzulande ganzjährig frische Erdbeeren produzieren – nachhaltig und ressourcenschonend? Das Start-up vGreens wollte es wissen – mithilfe von Vertical Farming.

Lesezeit: 4 Minuten

Salate und Kräuter aus der Vertical Farm kennen einige Händler aus ihrem eigenen Markt. Aber funktioniert diese Anbaumethode auch für andere Lebensmittel? Anscheinend schon. „Wir wollten das Vertical Farming für Erdbeeren weiterentwickeln, um Lebensmittelproduzenten, Großhändlern, Konditoreien, Restaurants und dem LEH saisonunabhängig frische Erdbeeren von gleichbleibender Qualität anbieten zu können – ohne lange Transportwege“, erläutert Dr. Maximilian Hartmann, kaufmännischer Geschäftsführer des Start-ups vGreens in Witten. Eine erste Finanzierungsrunde mit rund 1 Mio. € wurde erfolgreich abgeschlossen.

Die Produktionsstätte in Witten besteht derzeit aus einem 45 qm großen Testlabor mit 1.200 Pflanzenstellplätzen, das die Mitarbeiter aus hygienischen Gründen nur mit einem Ganzkörper-Schutzanzug betreten dürfen. Hier wachsen die Erdbeerpflanzen nicht in der Erde, sondern sie schwimmen in einer Nährlösung in einem datengetriebenen Anbausystem, das über mehrere Etagen angelegt ist.

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Die genaue Zusammensetzung der Nährlösung, die Raumtemperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtverhältnisse mittels LED-Beleuchtung werden elektronisch gesteuert und sind genau auf die Bedürfnisse der Pflanzen eingestellt. „Über drei Jahre Forschungsarbeit hat das Team investiert, bis alle Parameter so aufeinander abgestimmt waren, dass die Erdbeeren endlich die gewünschte Qualität aufwiesen“, berichtet Dr. Hartmann.

Weniger Ressourcen nötig

Weitere Unterschiede zum Freilandanbau: „Das Vertical Farming erfordert 99 % weniger Fläche. Und anstelle von 300 l Wasser pro kg Erdbeeren sind mithilfe eines zirkulären Wassersystems nur fünf Liter Wasser nötig, wobei das Team bisher ausschließlich Regenwasser nutzt.

Pflanzenschutzmittel oder Pestizide sind grundsätzlich nicht erforderlich. Für die Bestäubung kommen Hummeln zum Einsatz, und Marienkäfer gehen präventiv als biologischer Gegenspieler gegen mögliche Schädlinge an. Je Pflanze ist über sieben Erntezyklen im Jahr ein Ertrag von rund drei Kilogramm möglich. Damit kann das Team im Testlabor bereits rund vier Tonnen Erdbeeren pro Jahr ernten.

Vertriebskanäle aufbauen

Mit einem Stückgewicht von 30 bis 40 g sind die Früchte etwas größer als die meisten freiverkäuflichen Erdbeeren. Durch ihren höheren Brix-Wert sollen sie sehr aromatisch und zuckersüß schmecken. Verpackt sind die Früchte in einer quadratischen Schachtel. Eine 250- bis 300-g-Packung kostet 5,99 €. Ein Premium-Produkt eben.

vGreens vermarktet die Früchte an den Großhandel, der unter anderem Gastronomiebetriebe beliefert. Ein weiterer Abnehmer ist das Frischeparadies in Essen, das wiederum an den Endkonsumenten weiterverkauft. Betriebsleiter Christoph Wlotzki freut sich immer über Lebensmittel, die nachhaltig produziert sind und die es (noch) nicht in breiter Masse gibt.

Interessant ist für uns auch, dass die Erdbeeren ganzjährig verfügbar sind. - Wlotzki

„Mit diesen Erdbeeren können wir der gehobenen Gastronomie und C&C-Märkten ein Produkt mit einer Geschichte anbieten. Interessant ist für uns auch, dass die Erdbeeren ganzjährig verfügbar sind – auch wenn vGreens nach Weihnachten vorübergehend an seine Kapazitätsgrenze gestoßen ist“, so Wlotzki.

Produktion erweitern

Gewinnbringend ist das Projekt bisher noch nicht, denn die Produktionskosten im Testlabor schlagen derzeit mit rund 20 €/kg zu Buche. Um aus den roten Zahlen herauszukommen, muss das Unternehmen deutlich mehr Erdbeeren produzieren.

Der Plan: „Wir werden eine erste Industrieanlage im Laufe der kommenden Monate aufbauen, in der wir auf einer Fläche von rund 2.000 qm über 100 t Erdbeeren im Jahr produ-zieren können, und zwar vollautomatisch. Das heißt: Ein Roboter wird mithilfe künstlicher Intelligenz den optimalen Reifezustand der Erdbeeren erkennen, sie pflücken und verpacken“, erläutert Dr. Maximilian Hartmann. So sollen die Produktionskosten auf unter 10 €/kg heruntergefahren werden.

Bisherige Kunden, wie das Frischeparadies in Essen und der Großhandel, haben sich ihre Kontingente bereits gesichert. Auch mit Edeka habe man bereits erste Verkaufsgespräche geführt. Ziel des Start-ups ist es, die Erdbeer-Produktion als Franchise-System zu betreiben. Franchise-Nehmer können die Erdbeeren dann dort produzieren, wo sie auch konsumiert bzw. verarbeitet werden. Und: Langfristig will das Team die Produktion nicht nur auf Erdbeeren beschränken, sondern auch auf weitere Früchte, wie Melonen und Blaubeeren, ausweiten.

Dieser Beitrag von Hedda Thielking erschien zuerst in der Lebensmittelpraxis 10/23.

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