Wie top agrar gestern berichtete, verliert das Deutsche Milchkontor (DMK) bis Ende 2018 durch Kündigungen knapp 1,7 Mrd. kg Milch und somit etwa ein Viertel der Milchanlieferung. Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) sieht darin nicht nur eine Bankrotterklärung der Molkereispitze mit dauerschlechten Milchpreisen. Sie erkennt auch ein mutiges Handeln von Milchbauern und ihren Familien.
Denn es sei keinesfalls so, dass die kündigenden Milchviehbetriebe mehrheitlich bereits einen Vertrag mit einer anderen Molkerei hätten. „Es gibt ja gar nicht mehr so viele Alternativen in dem DMK-Einzugsgebiet, weil das DMK viele kleinere Werke in den letzten Jahren übernommen hat“, erklärt Ottmar Ilchmann, Milchbauer in Ostfriesland und Landesvorsitzender der AbL Niedersachsen-Bremen. Zudem sei unsicher, wie sich der Milchmarkt in Europa und darüber hinaus in den nächsten zwei Jahren entwickeln werde und ob Molkereien vor dem Hintergrund auf einen Schlag eine große Anzahl Milcherzeuger aufnehmen werden.
Die AbL ruft deshalb dazu auf, diese besondere Situation konstruktiv zu nutzen und ernsthaft über eine Zusammenarbeit der Kündigungsbetriebe in einer Milcherzeugergemeinschaft (MEG) nachzudenken. „Als einzelne Milchbauern nehmen die Molkereien uns nicht ernst. Das zeigt das DMK in besonderer Weise, wo die Basis ja schon seit zwei Jahren immer wieder Konsequenzen der Molkereispitze eingefordert hat, immer vergebens. Deshalb müssen wir unsere Interessen selbst und unabhängig von den Molkereien in die Hand nehmen. Was in Süddeutschland schon beste Praxis ist, muss auch bei uns im Norden endlich gelebt werden“, fordert Ilchmann und verweist auf bereits vorhandene Erzeugergemeinschaften wie die Nord MEG und die MEG Milchboard.
Die Landwirtschaftsministerien in Bund und den betroffenen Bundesländern sollten den Milcherzeugern konkrete Hilfestellungen und Angebot geben, um eine solche Bündelungsoffensive rechtlich abzusichern und auch finanziell anzuschieben, fordert die AbL.