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Roundhouse-Stall: Eine runde Sache für alle

Ein sogenannter Roundhouse-Stall macht nicht nur optisch was her. Es fühlen sich Mutterkühe, Mastbullen und Milchkühe, aber auch die Landwirte wohl darin, wie unsere Reportagen zeigen.

Lesezeit: 5 Minuten

Noch sind sie eher selten, doch einige deutsche Rinderhalter haben bereits runde Ställe gebaut. Die haben eins gemeinsam: Eine Stahlkonstruktion mit einer zentralen Säule trägt ein kuppelförmiges Dach, das aus einer speziellen Kunststoff-Membran besteht. Regenwasser wird über Fallrohre in den Außensäulen abgeleitet.

Das Dach hat in der Mitte eine Öffnung, was für eine optimale Thermik sorgen soll: Die Luft steigt von den rundherum offenen Stallseiten nach oben und kann direkt abziehen. Das sorge für ein gutes Stallklima, aber gleichzeitig für geringe Luftbewegung auf Höhe der Tiere. Zusätzlich soll der Rundstall durch einen zentralen Sortierbereich, dem sogenannten Korral, das Treiben von Rindern erleichtern.

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Das berichtet zumindest die niederländische Firma ID Agro, der die Marke „Roundhouse“ gehört. In Deutschland gibt es 25 Betriebe mit Rundstall, wobei die meisten Mutterkühe halten. „Die größte Nachfrage gibt es aktuell von Mästern, die auf Strohhaltung umstellen wollen“, sagt Marco Noordman von ID Agro.

Wir haben Rinderhalter besucht und nach ihren Erfahrungen im Rundstall gefragt.

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Reportage

Luftiges Winterquartier

Die Mutterkuhherde der Familie von Trieben steht im Winter im Rundstall. Kalbungen und Behandlungen finden hier statt.

Wir würden uns immer wieder für diesen Stall entscheiden“, sagt Marcel von Trieben und betrachtet seine Charolais-Kuh, die genüsslich Futter von dem vorgelegten Rundballen abzwackt. Vor vier Jahren baute er den runden Stall in Trieb (Sachsen). Auf das Konzept stieß er eher zufällig. „Eigentlich wollten wir ein Modulbausystem haben“, erinnert sich der gelernte Fleischermeister. Gemeinsam mit seiner Frau Madlen besichtigte er verschiedene Betriebe und entschied sich schließlich für ein Roundhouse.

45 % AFP-Förderung

Der Stall steht einige 100 m entfernt, etwas oberhalb der Hofstelle von Marcel und Madlen von Trieben und hat einen Durchmesser von 39 m. Das Gebäude beherbergt im Winter etwa 75 Kühe plus Nachzucht. Während der Sommermonate laufen die Rinder auf den Weiden des Betriebes. Der Stall steht dann leer. „Wir haben uns für 4,5 m Dachüberstand entschieden, damit das vorgelegte Futter trocken bleibt“, erklärt der 44-Jährige. Die Schneelast des Daches liegt bei 200 kg je m². Mit Erschließung, also Strom- und Wasser, dem Bau eines Brunnens und einem WLAN-Anschluss lag die Investitionssumme bei 340.000 €. „Davon konnten wir uns 45 % des Betrags über das Agrarinvestitionsförderprogramm erstatten lassen“, schildert Marcel von Trieben, der den Beruf Landwirt in der Abendschule erlernte.

Der Stall hat 740 m² und ist aufgeteilt in acht tortenförmige Buchten (vgl. Übersicht Rundstall). Von jeder Bucht gibt es einen Zugang zum Korral, das sich genau in der Mitte des Stalls befindet. Dort können die Gruppen gesammelt werden, wenn Marcel von Trieben zum Beispiel eine Bucht mistet. „Dort ziehe ich den Kälbern auch die Ohrmarken ein“, erklärt er. Denn im Korral kann er gefahrlos arbeiten ohne Acht auf die Muttertiere geben zu müssen.

Die 75 Kühe der Rasse Charolais kalben saisonal in den Wintermonaten bis Ende März. Kameras unterstützen bei der Geburtsüberwachung. Eine extra Abkalbebucht gibt es nicht. „Zu Anfang hatten wir noch einen Kälberschlupf in jeder Bucht. Die haben wir aber wieder abgebaut, das hat sich nicht bewährt“, sagt der Betriebsleiter.

Effizientes Arbeiten

Für die Versorgung der Tiere benötigt eine Person etwa 1 h/Tag. Die tägliche Routine besteht aus Füttern und Streuen. „In jeder Bucht sind etwa zehn Kühe plus Kalb untergebracht“, sagt der Landwirt. Alle zwei bis drei Tage bekommt jede Bucht zwei neue Rundballen Heulage. Zum täglichen Einstreuen der 400 kg Stroh kommt ein Futtermischwagen mit Gebläse zum Einsatz. Je nach Witterung streut der Landwirt abends nochmal 200 kg ein. 

Im Dach des Roundhouses befindet sich ein Loch für die Abluft. „Wenn es regnet, wird es nur im Korral nass, nicht aber in den Buchten“, erklärt Marcel von Trieben. Das Regenwasser vom Dach wird über Fallrohre abgeführt, die in jeder zweiten Außensäule angelegt sind. Es versickert auf der angrenzenden Weide.

Die Wasserversorgung gewährleistet ein extra für den Stall gebauter Brunnen. Über ein 1,5 Zoll-Rohr gelangt das Wasser in den Stall in einen Sammelbehälter mit Schwimmer, der sich zum Schutz vor Frost in einem Schrank befindet. Alle Tränken in den Buchten werden mit über im Boden verlegte Leitungen von der zentralen Sammelstelle im Schrank versorgt. Gefrorene Leitungen gab es bisher nicht.

Fester Bestandteil des Korrals ist ein Fangstand. „Im alten Stall haben wir die Tiere für Behandlungen im Fressgitter fixiert“, erinnert sich Marcel von Trieben. Im Fangstand geht Entwurmen, Impfen und Blutproben ziehen nun schneller, ist weniger gefährlich und mit weniger Stress verbunden.

Die männlichen Tiere verkauft Marcel von Trieben als Absetzer an einen Bullenmastbetrieb in Bayern. Pro Jahr schlachtet er außerdem 25 Färsen selbst. Hinzu kommen acht bis zehn Kühe. Das Fleisch vermarktet das Ehepaar seit 25 Jahren direkt ab Hof. Madlen von Trieben ist gelernte Köchin und kocht das Fleisch mithilfe von vier Mitarbeitern ein. Der Verkauf findet in einem Selbstbedienungshofladen auf dem Hof statt, von dem aus der Rundstall zu sehen ist. Das Ehepaar ist sich einig: „Der Stall war die beste Entscheidung für das Wohl unserer Tiere und für wirtschaftliches Arbeiten.“

Warum mir Das Thema Wichtig ist

Arbeiten am Tier bergen insbesondere in der Mutterkuh- und Bullenhaltung Gefahren. Ein Rundstall bietet die Chance auf einen stressfreien Umgang. Effizienz und gute Werbeeffekte kommen hinzu.

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