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Gummimatten für Kälber: So gelingt die Umrüstung

Für Kälber bis sechs Monate sind elastische Böden demnächst Pflicht. Einige Betriebe haben schon umgerüstet. Wir stellen Erfahrungen und Tipps von Praktikern vor.

Lesezeit: 6 Minuten

Spätestens in drei Jahren ist Schluss: Im Februar 2024 endet die Übergangsfrist, um Bongossi- oder Betonspaltenböden im Kälberstall umzurüsten. Ab dann dürfen Kälber nach der Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung nur noch auf weichen oder elastischen Böden gehalten werden. Das bedeutet eine Umstellung auf Stroh oder – bei vorhandenen Spaltenböden – die Nachrüstung mit Gummimatten.

Doch was ist bei der Umrüstung von älteren Ställen zu beachten? Welche Erfahrungen gibt es mit der Umstellung? Wir haben dazu mit Tierhaltern, Tierärzten und Herstellern von Gummimatten gesprochen.

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Gute Vorarbeit und viele Helfer nötig

Marvin Große Hündfeld aus Ahaus (Nordrhein-Westfalen) hat mit seinem Vater drei Ställe für 1400 Kälber komplett mit Gummimatten ausgestattet.

Gute Planung, gründliche Vorarbeit und zahlreiche Helfer: Das sind für Matthias und Marvin Große Hündfeld aus Ahaus-Alstätte (Nordrhein-Westfalen) die Voraussetzungen für die erfolgreiche Umrüstung auf Gummimatten. Vater und Sohn mästen Rosékälber. Sie haben seit 2019 drei Ställe mit ca. 1400 Plätzen mit Gummimatten ausgestattet – darunter auch einen gepachteten Bullenstall, den sie mithilfe der Gummimatten für die Kälbermast angepasst haben. Denn die Betonspalten hatten eine Schlitzbreite von 4,5 cm – zu weit für die jungen Tiere.

Zwei Mattentypen

Die Landwirte haben die Buchten komplett mit Gummi ausgelegt. Hierbei haben sie sich für zwei Modelle des Herstellers Kraiburg entschieden: Die Bullenmatte Lospa SB im Bullenstall und die Jungviehvariante Kura SB für die anderen beiden Ställe. „Die Matte für Bullen hat eine Tragfähigkeit von 700 kg im Schnitt. Damit könnten wir in dem Stall auch mal wieder Bullen aufstallen“, begründet Marvin Große Hündfeld das.

Mehrere Bauabschnitte

Die Nachrüstung erfolgte in mehreren Abschnitten: Zunächst haben sie in der Zeit nach dem Ausstallen eines Durchgangs die Böden gründlich gewaschen und dann die Spalten auf Haarrisse oder Abplatzungen kontrolliert. Da diese ohne Schäden waren, konnten sie die Gummimatten dort montieren.

Dafür hat der Hersteller die Bodenfläche ausgemessen, weil die Matten immer nach Maß angefertigt werden. Anschließend erhielten die Landwirte für jeden Stall ein Probeexemplar. Nach der Freigabe wurden die Matten gefertigt, nummeriert und nach knapp zwei Monaten auf Paletten angeliefert.

Effizientes Vorgehen

Für den Einbau nutzten die Landwirte die fünf Tage zwischen Ablieferung der Schlachttiere und dem Einstallen von neuen Kälbern. Dabei gingen sie so vor:

  • Die frei gewordenen Ställe haben sie mit dem Hochdruckreiniger gewaschen. „Jede kleine Verunreinigung führt dazu, dass die Matten nicht genau aufliegen, darum sollte man hierbei sehr gründlich vorgehen“, rät er.
  • Dann haben sie die Matten in den Buchten ausgelegt und für den Folgetag bis zu zehn Freunde und Familienmitglieder eingeladen.
  • Die Matten wurden mit Gummikeilen auf den Betonspalten verankert, die per Vorschlaghammer durch die Öffnungen der Matten eingeschlagen werden und sich in den Schlitzen der darunter liegenden Betonspalten verkeilen. Große Hündfelds haben am Vortag die passende Zahl an Keilen in Eimern in jeder Bucht verteilt.
  • Eine Person hat die Keile in die Schlitze gesteckt, zwei weitere haben anschließend die Keile eingeschlagen.
  • Bei den Ställen mit Einzelspalten hatte sich bewährt, zunächst die Keile in der Mitte der Matte einzuschlagen, damit diese richtig fixiert wird, und dann erst die randständigen Keile.

Anstrengende Arbeit

Das Einschlagen war mit Abstand das größte Nadelöhr bei der Nachrüstung: Da man neun Keile pro m2 benötigt, mussten sie für die rund 2300 m2 Fläche über 17000 Keile verarbeiten. „Pro Keil waren rund vier Schläge mit dem schweren Hammer nötig“, lautet seine Erfahrung. Die Arbeit war bei der härteren Bullenmatte noch anstrengender.

Der Tipp, die Keile mit Spülmittel gleitfähiger zu machen, erwies sich als nicht so hilfreich, da der Hammer beim Einschlagen auch leichter abrutschte.

An einigen Stellen mussten sie die Matten vor Ort anpassen, z.B. bei Ecken oder Kanten. „Man hatte uns gesagt, dass man das Gummi mit einem Teppichmesser schneiden kann, aber uns sind ständig die Klingen abgebrochen“, erklärt Marvin Große Hündfeld.

Besser funktionierte es mit der Stichsäge, die mit einem grobzackigem Holzsägeblatt ausgestattet war. Diese Arbeiten sollte man möglichst im Vorfeld machen, bevor die Helferkolonne anrückt, rät der Landwirt.

Bisherige Erfahrungen

Was die Landwirte seit der Installation der Gummimatten festgestellt haben:

  • Die Kälber sind auf dem Gummiboden agiler als auf Betonboden.
  • Da der Schlitzanteil deutlich geringer ist als vorher bei Betonspalten, liegt mehr Kot auf dem Gummi mit der Folge, dass die Tiere nasser und schmutziger sind.
  • Kot und Urin auf den Flächen führen teilweise auch zu einer schlechteren Luft im Stall.

Spalten und Gummi im Verbund

Heinrich Lübbers aus Lingen (Niedersachsen) hat zwei Bullenställe mithilfe von Gummimatten für die Fresseraufzucht umgerüstet. Er hat zwei verschiedene Systeme im Einsatz.

Wie kann ich mit erheblich weniger Pachtland meine Mastställe dennoch auslasten? Vor dieser Frage stand Bullenmäster Heinrich Lübbers aus Lingen-Laxten in Niedersachsen. Denn einige seiner Verpächter haben Ländereien an die Kommune verkauft. Auf der verbleibenden Fläche hätte Lübbers die Nährstoffe der Gülle von seinen 360 Bullen nicht mehr unterbringen können.

Darum hat er den Betrieb umgestaltet: Heute mästet er nur noch 150 Bullen. Die restlichen Kälber zieht er lediglich bis zum Fresseralter auf und verkauft sie dann an andere Bullenmäster. „Damit habe ich alle Ställe belegt, aber wesentlich weniger Nährstoffoutput“, begründet er das.

Umstieg auf Fresseraufzucht

Die zwei Bullenställe hat er Anfang 2021 mithilfe der Gummimatten für die Fresseraufzucht umgerüstet. Dazu musste er die Einzelspalten aus Beton gegen neue Flächenspalten austauschen. Für die Demontage hatte er sich einen Gabelstapler geliehen. Mit einem Galgen als Verlängerung konnte er die Spalten mit einer Kette herausheben.

Bei der Gummiauflage hat er sich für Matten der Hersteller Kraiburg und Easyfix in Kombination mit Betonspalten von Suding entschieden. Für beide hat er etwa 75 €/m2 für die Gummimatten und ca. 34 €/m2 für die Betonspalten ausgegeben.

Während er die maßangefertigten Kraiburgmatten nachträglich auf den Spalten mit Gummikeilen montiert hat, wurden die Gummimatten von Suding mit den Flächenspalten angeliefert und konnten somit zeitgleich installiert werden.

Bei den Spalten von Suding hat er sich für die Variante für Tiere bis 400 kg entschieden. Denn in das Altgebäude passte zum Verlegen nur ein Minibagger. Dieser hätte die schweren Bullenspalten nicht heben können.

Laut Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung darf die Schlitzbreite bei der Auflage mit Gummimatten 3 cm betragen, die Schlitze der darunterliegenden Betonspalten können mit 3,5 cm etwas größer sein. Das sorgt dafür, dass die Tiere den Kot besser durchtreten.

Bisherige Erfahrungen

Lübbers hat festgestellt, dass die Tiere auf den Gummimatten nicht unbedingt sauberer sind. Kritisch sieht er zudem die fehlende Planungssicherheit, weil sich politische Rahmenbedingungen bezüglich Tierwohl sehr schnell ändern. „Darauf können wir nach der teuren Investition nicht einfach so reagieren“, kritisiert der Landwirt.

Bei der Umstellung hat ihn die Tierärztliche Gemeinschaftspraxis Bersenbrück unterstützt. Ihre Erfahrungen sowie weitere Empfehlungen einiger Hersteller zum Einbau von Gummimatten lesen Sie hier.

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