Fortsetzung von "Laufhöfe - Konzepte für oben ohne".
Familie Metz hält seit etwas mehr als einem Jahr 200 Milchkühe. Die Tiere können im Sommer frei wählen, ob sie draußen auf die Weide gehen oder ihre Zeit lieber im luftigen Stall verbringen möchten.
Das war nicht immer so. Denn bevor Familie Metz auf der grünen Wiese neu baute, hielt sie 90 Kühe auf der ursprünglichen Hofstelle mitten im Ort in Stadtallendorf (Hessen) in Altgebäuden. „Einen Zugang zur Weide gab es da nicht“, erinnert sich Betriebsleiter Jochen Metz. Aber einen Laufhof. Denn ein Auslauf war seit der Umstellung auf Bio im Jahr 2009 Pflicht.
Der heute 58-Jährige übernahm 1990 den Betrieb von seinen Eltern mit 25 Kühen in Anbindung. 1991 baute der gelernte Landwirt mit Technikerabschluss einen Boxenlaufstall für 45 Kühe. 2001 erfolgte ein weiterer Bau für 90 Kühe.
Auslauf wird zur Pflicht
2009 funktionierte Jochen Metz mit seinen drei Söhnen, die inzwischen alle drei Vollzeit im Betrieb mitarbeiten, ein Fahrsilo um zum Laufhof. „Das Silo war vorne und hinten offen, sodass immer Wind ging. Und wenn es zu heiß war, sind die Tiere im Stall geblieben“, erinnert sich Lukas Metz. Der 29-Jährige hat in Gießen Agrarwissenschaften studiert und erklärt, warum ihm auch bei dem Stallneubau ein Laufhof wichtig war: „Wir wissen nicht, was politisch noch auf uns zu kommt. So sind wir auf der sicheren Seite.“
Dadurch dass die Kühe jetzt direkten Zugang zur Weide haben, wäre ein Laufhof den Biorichtlinien zufolge nicht notwendig gewesen. In der Planungsphase gefiel der Familie die Variante mit dem integrierten Laufhof aber so gut, dass sie sich dafür entschied. Der Bereich ist 5,10 m breit und 75 m lang und liegt zwischen den beiden Stallbereichen, in denen die Kühe liegen und fressen können. Er dient nicht nur als Laufhof, sondern auch als Treibgang bzw. Wartehof vor dem Melkstand. An den Laufhof grenzen nur kopfseitig Liegeboxenreihen an. „Das erleichtert das Treiben zum Melkstand, da keine Kuh in die Boxen verschwinden kann“, erklärt Lukas Metz. Treibehilfe leistet der Gülleschieber, auf den sich auf jeden Flügel Gitter einstecken lassen. „Wir haben einen planbefestigten Stall, da wir im Wasserschutzgebiet liegen und es zu teuer gewesen wäre, die Fläche komplett mit Folie auszulegen“, so Jochen Metz. Der Schieber des Laufhofs läuft zwei Mal täglich während der Melkzeiten. Die anderen vier Laufgänge werden stündlich automatisch abgeschoben.
Ziel: 11.300 kg Milchleistung
Bisher ist Familie Metz zufrieden mit dem Stall und würde ihre Entscheidungen wieder genau so treffen. Ihr Ziel ist, schon bald wieder das Leistungsniveau aus dem alten Stall zu melken, nämlich 11 300 kg Milch/Kuh und Jahr. Aktuell liegt der Schnitt bei rund 10.000 kg. Für die Zukunft sieht sich die Familie gut aufgestellt: „In zehn Jahren sehen wir unseren Hof rein größentechnisch so wie heute“, sind sich die drei Söhne einig. Das Thema Trennung von Kuh und Kalb könnte ihrer Einschätzung nach mehr an Bedeutung gewinnen. Einig war sich die Familie aber darüber, dass Milch weiterhin ein wichtiges und gefragtes Lebensmittel sein wird: „Wer sonst soll das Grünland verwerten, wenn nicht die Kühe?“