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„Wir wollen das Mengenwachstum an das Marktwachstum anpassen“

Steigern die Mitglieder von FrieslandCampina ihre Milchproduktion stärker als vereinbart, soll es 10 ct/kg Abzug für die Mehrmilch geben. Zudem setzt der niederländische Molkereikonzern stärker auf wertschöpfungsstarke Milchströme. top agrar sprach darüber mit Vorstands- und Aufsichtsratsmitglied Hans Stöcker.

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Steigern die Mitglieder von FrieslandCampina ihre Milchproduktion stärker als vereinbart, soll es 10 ct/kg Abzug für die Mehrmilch geben. Zudem setzt der niederländische Molkereikonzern stärker auf wertschöpfungsstarke Milchströme. top agrar sprach darüber mit Vorstands- und Aufsichtsratsmitglied Hans Stöcker.



Herr Stöcker, „FrieslandCampina setzt voll auf nachhaltige Milch“ war die Überschrift Ihrer Pressemitteilung von Montag. Wie wollen Sie das erreichen?

Stöcker:Für unsere Genossenschaft sehen wir beim Thema Nachhaltigkeit keine Gefahr, sondern eine Chance. Wir wollen Top-Milchströme kreieren, die der Kunde will und für die er bereit ist, mehr zu zahlen. Darin sehen wir Wachstumschancen für unsere Mitglieder. Gleichzeitig wollen wir das Wachstum unserer Milchmenge besser an das Wachstum des Gesamtmarktes anpassen. Denn für die Milch, die wir darüber hinaus erhalten, haben wir eben keine profitable Wertschöpfung.



Konkret: Wie sehen die Details zum sogenannten Milchprodukte-Spitzensortiment und zum marktorientierten Wachstum aus? Welche Basismilchmengen gelten? Wer bestimmt wann welche Wachstumsraten?


Stöcker: Jedes Mitglied kann aus vier verschiedenen Referenzzeiträumen seine Basismilchmenge wählen. Der Landwirt kann die für ihn günstigste, also höchste Anlieferungsmenge angeben. Diese gilt dann für ein Kalenderjahr. Hinzu kommt noch eine Wachstumsabsprache. Diese wollen wir von öffentlichen Zahlen ableiten, beispielsweise von der EU-Kommission. Für diese Milchmenge, also Basismilchmenge plus prozentualen Wachstumsanteil, bekommt das Mitglied den Garantiepreis mit den üblichen Zuschlägen. Liefert der Milcherzeuger mehr als vereinbart, saldieren wir die Mehrmengen zunächst innerhalb der Genossenschaft. Für die Mehrmengen, die dann noch verbleiben, ziehen wir dem Mitglied 10 ct/kg vom Garantiepreis ab. Denn für diese Milch haben wir nicht zwangsläufig wertschöpfungsstarke Absatzkanäle. So wollen wir das Mengenwachstum besser an das Marktwachstum anpassen.



Was passiert, wenn die EU-Kommission einen schrumpfenden Gesamtmarkt voraussagt?


Stöcker: Wir wollen uns die Marktprognosen immer im Durchschnitt über drei Jahre angucken. Sollte sich tatsächlich ein schrumpfender Markt abzeichnen, würden wir die Basismilchmenge reduzieren.



Im Klartext bedeutet diese Maßnahme die Einführung eines A/B-Milchpreises bzw. einer A/B-Molkereiquote, oder?


Stöcker: Nein, das sehen wir nicht so. Denn nach wie vor haben alle Mitglieder die Möglichkeit, zu wachsen und sich weiterzuentwickeln. Einschränkungen gibt es nur, wenn das Wachstum schneller ist als der Markt.



Zudem wollen Sie die nachhaltigen bzw. wertschöpfungsstarken Milchströme ausbauen. Wie soll das gelingen?


Stöcker: Vor allem in den Niederlanden kommen viele Fragen aus dem Markt zu nachhaltigen Milchprodukten. Zum einen von Endverbrauchern, aber auch von der weiterverarbeitenden Industrie. Sie wollen beispielsweise eine klimaneutrale Milchproduktion. Diesen Mehrwert wollen sie ganz bewusst mit in ihre Produkte einspeisen. Wir werden deshalb kontinuierlich unser Nachhaltigkeitsprogramm Foqus planet weiterentwickeln. Künftig gibt es beispielsweise eine Einstufung für Biodiversität oder für Tiergesundheit. In Deutschland werden wir unsere Landliebe-Strategie weiter ausbauen. Auch hier erfüllen die Landwirte höhere Anforderungen.



Warum preschen Sie mit diesen Maßnahmen vor?


Stöcker: Ganz ehrlich müssen wir zugeben, dass uns die Schnelligkeit des Milchwachstums nach dem Quotenende überrascht hat. Wir hatten einen Engpass bei den Verarbeitungskapazitäten und mussten zweimal relativ kurzfristig Stillstands- oder Drosselmaßnahmen einleiten. Ausdrücklicher Wunsch unserer Mitglieder war, dass sie keine ad hoc-Lösungen mehr wollen, sondern eine strukturelle Strategie. Deshalb haben Unternehmen und Vorstand den Vorschlag erarbeitet, wie sich mehr Wertschöpfung erzielen lässt.



Wie ist der weitere Zeitplan für das Vorhaben?


Stöcker: Wir werden den Vorschlag den ganzen Sommer über mit unseren Mitgliedern diskutieren. Verbesserungen und Spezialisierungen nehmen wir gern auf. Auf den Herbstversammlungen wollen wir alle Details präsentieren und abstimmen. Ich habe ein gutes Gefühl, dass die Mitglieder in dem Vorschlag eine gute Zukunftslösung sehen, wie wir die volatilen Märkte angehen können. Das Konzept könnte dann am 1. Januar 2019 starten.



Kann die Idee eine Blaupause für die deutsche oder europäische Milchwirtschaft sein?


Stöcker: Es ist eine Blaupause für FrieslandCampina, eine weltweit tätige und breit aufgestellte Genossenschaft. Der Vorschlag eignet sich aber nicht für im Vergleich kleinere Genossenschaften in Deutschland, da sie auf spezialisierte Marktströme nicht eingehen können. Ich bin mir aber sicher, dass diese Unternehmen andere Absicherungsstrategien finden werden.

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