Tierrechtler haben in diesem Sommer Videos in Abferkelställen eines Betriebes im vorpommerschen Siedenbollentin gedreht. Zu sehen sind Missstände in den Kastenständen, bei den Muttertieren und Ferkeln.
Mit "nur einer kleinen Minderheitsbeteiligung" ist Dirk Andresen aus Moldenit in Schleswig-Holstein an dem Betrieb beteiligt, berichtet der Spiegel. Wie der Sprecher der Initiative „Land schafft Verbindung“ (LSV) demgegenüber klarstellte, sei er nicht in die operative Geschäfts- und Betriebsführung eingebunden.
Vertreter einer Tierrechtsorganisation erklärten gegenüber dem Magazin, die Bilder Dutzenden toten Tieren im Stall, gut gefüllten Kadavertonnen und Muttersauen mit teilweise schmerzhaft entzündetem Gesäuge zeigten eigentlich nur, wie es in Betrieben aussieht, die auf maximale wirtschaftliche Verwertung ausgerichtet sind. Vor allem prangern die Tierschützer an, dass die Geburten nicht begleitet und überwacht würden. Die Betriebe setzten im Abferkelstall kaum Personal ein, es sei „branchentypisch", dass die Landwirte schwache Ferkel bewusst verenden ließen, um Anfwand und Kosten zu sparen. In diesem Zuge prangern die Aktivisten im Spiegel den Kastenstand an, der aus ihrer Sicht seit 2016 illegal ist.
Gerade LsV sei es, die in ihren Protesten stets klargestellt hätten, man sei Unternehmer, die Zahlen müssten stimmen und ein Umbau hin zu mehr Tierwohl sei zu teuer, schreibt der Spiegel weiter. Aus Sicht der Agrar-Gegner unterläuft die neue Nutztierhaltungsverordnung (TierSchNutztV) die Vorgaben des Tierschutzgesetzes, die es eigentlich konkretisieren soll. Die jüngste Bundesratsentscheidung habe die Vorgaben weiter aufgeweicht.
Andresen selbst hat auf Anfrage des Spiegel zunächst über einen Anwalt mitteilen lassen, dass die in den letzten Monaten durch Bestandstierärzte, das Veterinäramt und unabhängige Audits erfolgten Kontrollen des Stalles keinerlei Anhaltspunkte liefern würden, dass die Vorwürfe zutreffen könnten. Er wolle aber das Veterinäramt unverzüglich hierüber informieren, außerdem lud er ein, den Betrieb zu besichtigen.
Reaktion von Dirk Andresen
Dirk Andresen schrieb in den Sozialen Netzwerken:
"Natürlich finde ich die Bilder in dem Video nicht schön anzusehen. Ich bedaure es daher sehr, dass diese von einem Betrieb stammen, an dem ich Anteile halte. Deshalb habe ich auch umgehend das zuständige Veterinäramt informiert um sicherzustellen, dass im Betrieb auch weiterhin alle tierschutzrechtlichen Vorgaben eingehalten werden. Das ist mir ein großes Anliegen.
Aber der Tod von Tieren gehört zur Natur und kommt leider in jeder Form der Tierhaltung vor. Die vom Spiegel verbreiteten Bilder könnten deswegen aus jedem anderen Betrieb mit Schweinehaltung in Deutschland stammen. Dieser Bericht hat daher mit seriösem Journalismus aus meiner Sicht nur noch wenig zu tun. Es entsteht stattdessen der Verdacht, dass hier aus politischen Gründen gezielt ein Streiter für die Rechte von Bauern zum Schweigen gebracht werden soll. Ich fordere den Spiegel und die Medien im Allgemeinen auf, statt dessen mehr Raum für eine seriöse und lösungsorientierte gesellschaftliche Debatte über das Tierwohl und die Zukunft der deutschen Bauern zu schaffen."
Reaktion von LsV
Im Namen des LsV-Beirates schrieben Frank Böcker, Christoph Plass, Claus Hochrein und Johannes Wagenbach in den Sozialen Netzwerken:
"Das Nachrichtenmagazin Der Spiegel hat schwere Vorwürfe wegen möglicher Verstöße gegen das Tierwohl gegen Dirk Andresen, den Bundessprecher von Land schafft Verbindung Deutschland e.V. i.G., erhoben. Im Juni dieses Jahres wurde mehrfach in einen Betrieb in Mecklenburg-Vorpommern eingebrochen, an dem er beteiligt ist und es wurden dort unter anderem Fotos und Videos von toten und verletzten Sauen gemacht.
Land schafft Verbindung Deutschland kritisiert die einseitige und unreflektierte Berichterstattung sowie die illegalen Methoden der Bildmaterialbeschaffung des Spiegel in aller Deutlichkeit und steht weiterhin zu seinem Bundessprecher Dirk Andresen. Wie alle Betriebe in Deutschland werden auch die von Herrn Andresen regelmäßig zertifiziert und behördlich überwacht, bei den publizierten Bildern handelt es sich also um eine Momentaufnahme, die nichts über die Hintergründe und mögliche Ursachen aussagt.
Nichtsdestotrotz hat Dirk Andresen umgehend das zuständige Veterinäramt informiert, damit eventuelle Rechtsverstöße aufgeklärt und mögliche Ursachen abgestellt werden können.
Selbstverständlich billigen auch wir als Land schafft Verbindung Deutschland e.V. die Fotos und die Bilder der Videos nicht und Umstände, die zu solchen Situationen führen können, gilt es nachhaltig zu vermeiden. Schlussendlich aber gehört der Tod von Tieren zur Natur und kommt in jeder Form der Tierhaltung vor, nicht nur bei domestizierten Tieren und in der Nutztierhaltung.
Solche Bilder zum Anlass zu nehmen, eine einzelne Person zu diskreditieren, hat mit seriösem Journalismus aus unserer Sicht nur noch wenig zu tun. Uns stellt sich stattdessen die Frage, warum diese Bilder mehr als 2 Monate unter Verschluss gehalten und kurz nach Bekanntwerden des ersten Termins der Zukunftskommission Landwirtschaft, zu der Dirk Andresen als Vertreter von Land schafft Verbindung Deutschland berufen wurde, veröffentlicht wurden. Es entsteht der Verdacht, dass hier aus politischen Gründen gezielt ein Vertreter der Rechte von Bauern zum Schweigen gebracht werden soll.
Wir fordern den Spiegel und die Medien im Allgemeinen daher auf, an Stelle sensationslüsterner Bilder und boulevardesker Berichterstattung mehr Raum für eine seriöse und lösungsorientierte gesellschaftliche Debatte zu schaffen. Wir Landwirte sind bereit, den Medien legalen Zugang zu unseren Höfen zu gewähren, unsere Arbeit zu erklären und damit auch der Öffentlichkeit zugänglich zu machen.
Land schafft Verbindung Deutschland wird sich jederzeit an einer sachlichen Diskussion beteiligen und Lösungen erarbeiten, die Natur- und Umweltschutz, Tierwohl und die Interessen der Verbraucher und Landwirte berücksichtigen. Tierhaltungsformen, die solche wie vom Spiegel publizierten Bilder nicht zulassen, sind erstrebenswert und müssen im Konsens mit der Gesellschaft erarbeitet und umgesetzt werden. Generell fordern wir einheitliche EU-Standards für landwirtschaftliche Erzeugnisse um einen fairen und nachhaltigen Wettbewerb zur Erzeugung von hochwertigen Nahrungsmitteln zu ermöglichen."