Im September 2023 trat die Afrikanische Schweinepest (ASP) völlig überraschend in einer schwedischen Wildschweinpopulation in einem Waldgebiet etwa 145 km nordwestlich der Hauptstadt Stockholm auf. Bis heute gibt es 62 Ausbruchsorte in einer umzäunten Kernzone, die etwa 100 km² umfasst, wie das Fachmagazin Pig Progress berichtet. Ende 2023 wurde die als „offiziell infiziert“ ausgewiesene Zone leicht verkleinert.
Keine neuen Fälle in ASP-Region
Die seit dem ASP-Ausbruch untersuchten Proben von erlegten bzw. tot aufgefundenen Wildschweinen deuten darauf hin, dass sich seit Ende September keine Wildschweine in der ASP-Kernzone infiziert haben“, erklärte Dr. Karl Ståhl, staatlicher Epizootiologe bei der schwedischen Veterinärbehörde (SVA). Auch wenn die letzten ASP-Funde vom 24. November 2023 stammen, glaubt er, dass das Virus in dem Gebiet derzeit nicht aktiv ist. Die Funde im November waren nämlich ältere Kadaver, oft nur Skeletteile. Es wurden keine frisch infizierten Tiere gefunden.
Erfolgsfaktoren der ASP-Bekämpfung
Den Erfolg führt Ståhl auf die systematische und rechtzeitige Bekämpfung der Wildschweine unmittelbar nach dem ASP-Ausbruchs zurück. Außerdem lobte er die Zusammenarbeit zwischen Behörden, Jagdverbänden, Jägern und lokalen Gemeinschaften. So beteiligten sich z.B. Hunderte von Jägern aus der Region innerhalb einer Woche nach der ersten Entdeckung freiwillig an der Kadaversuche. Und auch die Tatsache, dass relativ schnell ein Zaun um das betroffene Gebiet errichtet wurde, bewertet er als Erfolgsfaktor.
Ebenso haben die vergleichsweise geringe Wildschweinpopulation in dem Gebiet und die günstigen geografischen Gegebenheiten zur Eindämmung beigetragen. Große Teile der Region bestehen aus mageren Nadelwäldern und sind somit kein günstiger Lebensraum für Wildschweine.
Der Ausbruch begann vermutlich bereits im Sommer 2023. Zu diesem Zeitpunkt haben sich die Wildschweine bevorzugt in den Randgebieten des betroffenen ASP-Gebiets aufgehalten, weil es dort mehr Feldfrüchte gibt. Die Zahl der Wildschweine im Kerngebiet war deshalb relativ gering. „Das könnte die Ausbreitung in der frühen Phase vor der Entdeckung des Ausbruchs aufgehalten haben“, vermutet Ståhl.
Weiteres Vorgehen
Um die verbleibenden Wildschweine innerhalb des ASP-Gebiets auszurotten, will Schweden die Wildschweine weiterhin scharf bejagen. Sobald die Witterungsbedingungen es zulassen, wollen die Behörden außerdem weiter nach Wildschweinkadavern suchen. Es wird überlegt, erstmals systematisch Hunde einzusetzen.
Ziel: Ende 2024 ASP-frei sein
Da Schweden relativ nördlich liegt, herrschen im Winter Tagestemperaturen von bis zu -20 °C. „Tief unter der Schneedecke könnten natürlich noch Virusreste vorhanden sein, aber nach aktuellen Erkenntnissen dürfte eine anhaltende Umweltkontamination nur minimal sein“, fügt Ståhl an.
Nach dem Schmelzen des Schnees kann es daher zu sporadischen Ausbrüchen kommen. Dennoch ist Ståhl zuversichtlich, die Situation unter Kontrolle zu haben. Die schwedischen Behörden hoffen, das Land noch in diesem Jahr offiziell als „ASP-frei“ erklären zu können.
Mülldeponie als wahrscheinlicher Ursprung der ASP-Infektion
Als Ursprung der Infektion vermuten die Experten eine Mülldeponie, die sich in der Nähe des Epizentrums des Ausbruchs befindet. Wahrscheinlich wurde das ASP-Virus über kontaminiertes Schweinefleisch aus einem Land eingetragen, das vom ASP-Genotyp 2 betroffen ist. Dieser Genotyp tritt z.B. in Europa und Asien auf.