Heribert Breker von der Landwirtschaftskammer NRW vergleicht beiden größten Schweineproduzenten in der EU:
Die Erzeugung von Schweinefleisch ist in Spanien besonders stark von den hohen Futtermittelpreisen betroffen. Das Land muss erhebliche Anteile von Getreide- und Eiweißfuttermitteln importieren, weil die inländische Getreideproduktion bei weitem nicht ausreicht. Dennoch wächst die Schweinehaltung seit vielen Jahren stetig (siehe Übersicht ganz unten).
Vorteile haben die Spanier durch vergleichsweise niedrige Gebäude-, Lohn- und Umweltkosten. Eine Stärke der letzten Jahre war jedoch vor allem die vertikale Integration von der Futtermittelbeschaffung über die Tierhaltung bis zur Vermarktung. Hier werden Kostendegression und Synergieeffekte genutzt.
Spanien hat 200 % Selbstversorgung
Der Selbstversorgungsgrad geht in Spanien mittlerweile Richtung 200 % und erfordert hohe Fleischexporte. In den zurückliegenden Jahren nahm vor alle China große Mengen Schweinefleisch ab. Seitdem das Chinageschäft nicht mehr so brummt, suchen sich die Exporteure andere Importländer.
Der Schweinebestand wächst in Spanien mittlerweile deutlich langsamer. Auch zunehmende Umweltprobleme in den Schweinehochburgen Kataloniens und Aragon bremsen die Entwicklung. Trotz dieser Probleme scheint die Branche in Spanien weiterhin gut aufgestellt zu sein.
Touristen als Preistreiber
Die Schweinepreise entwickeln sich weitgehend parallel zum gesamten EU-Binnenmarkt. Auffallend ist jedoch, dass Spanien trotz des hohen Selbstversorgungsgrads hohe Preise erreicht. Dabei spielt die sommerliche Urlaubsperiode eine große Rolle. Zu den einheimischen Verbrauchern von rund 47 Mio. kommen weitere 10 Mio. Urlauber ins Land. In der Winterperiode geben die spanische Schweinepreise dagegen regelmäßig deutlich nach.
Deutsche Schweinehalter auf dem Rückzug
Die deutsche Schweinehaltung befindet sich hingegen seit Jahren auf dem Rückzug. Der ASP-Ausbruch in einigen Regionen hat den Export insbesondere in Drittländer mit Schwerpunkt China stark belastet. Bei einem Selbstversorgungsgrad von rund 120 % führt die fehlende Exportentlastung zu Preisdruck.
Der nachlassende inländische Fleischverbrauch verstärkt die Absatzschwierigkeiten. Die Verteuerungen bei Futtermitteln und Energie haben den Bestandsabbau weiter beschleunigt. Von großer Bedeutung für die langfristige Entwicklung sind jedoch die zukünftigen Rahmenbedingungen hinsichtlich Tier- und Umweltschutz. Aus heutiger Sicht sind erhebliche Kostensteigerungen zu erwarten, bessere Erlöse für eine wirtschaftliche Erzeugung sind hingegen bisher nicht abzusehen.