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Sojaschrot: Neue Auflagen beim Kauf ab 2024

Ab dem 1. Januar müssen QS-zertifizierte Unternehmen die Anforderungen des Zusatzmoduls „QS-Sojaplus“ einhalten. Was ändert sich für Verarbeiter und Bauern?

Lesezeit: 5 Minuten

Wir haben mit Katrin Spemann, Bereichsleiterin Tierhaltung und Futtermittel bei der QS Qualität und Sicherheit GmbH (QS) über die Anforderungen des neuen Zusatzmoduls „QS-Sojaplus"gesprochen.

Frau Spemann, wofür steht der neue Standard „QS-Sojaplus"?

Spemann: Es geht vor allem um mehr Nachhaltigkeit beim Sojaanbau. Der Begriff bezieht sich auf Sojabohnen, die nach bestimmten Vorgaben angebaut und zertifiziert wurden. Zu den Anforderungen gehört z.B., dass das Soja nicht auf Flächen angebaut wird, die zuvor mit Bäumen bewachsen waren oder die schützenswert sind wie z.B. Grasland oder Feuchtgebiete. Beim Anbau der Sojabohnen werden darüber hinaus Arbeits- und Sozialstandards berücksichtigt.

Auch ökologische Aspekte spielen eine Rolle, etwa der Einsatz recycelter Materialien und Mehrwegsysteme im Transport sowie der Umgang mit fossilen Brennstoffen. Kontrolliert werden zudem die gesamte Verarbeitung und der Handel des Sojas. Also viele Punkte für mehr Nachhaltigkeit.

Warum beschäftigt sich das QS-System überhaupt mit nachhaltigem Sojaanbau?

Spemann: Das war ein Wunsch der Branche. Ziel ist, mit dem neuen QS-Standard einheitliche Anforderungen für alle Beteiligten zu definieren. Auch unsere anerkannten internationalen Partner ziehen hier mit.

Die neuen Regeln erlauben es künftig der gesamten Produktionskette für Fleisch und Fleischwaren, auf den Einsatz von nachhaltiger erzeugtem Soja zu verweisen.

Mehr Nachhaltigkeit kann zu Mehrkosten führen.“
- Katrin Spemann, QS

Müssen sich Landwirte künftig auf noch mehr Kontrollen einstellen?

Spemann:Nein, alle Anforderungen des neuen Moduls werden bei den Futtermittelherstellern und -händlern kontrolliert und zertifiziert.

Die QS-Auditoren überprüfen beim nächstfälligen QS-Audit in den Futtermittelunternehmen, ob die neuen Vorgaben eingehalten werden. Dabei achten sie auch darauf, dass das im QS-System verwendete Soja komplett und eindeutig als QS-Sojaplus vermarktet wird. Die Unternehmen müssen überprüfen, ob das angelieferte Soja diesen Vorgaben entspricht, und müssen dies klar dokumentieren.

Welche Mehrkosten drohen den Landwirten durch die neuen Auflagen?

Spemann: Es ist denkbar, dass sich die höheren, nachhaltigeren Anforderungen an das eingesetzte Soja auch im Einkaufspreis der Futtermittelwiderspiegelt. Durch die branchenweite Umsetzung wird dieser Rohstoff aber QS-weit und für alle Tierarten gefordert werden, was eine Benachteiligung einzelner unterbindet.

Welche Sojaherkünfte dürfen ab dem 1.1.2024 nicht mehr eingesetzt werden?

Spemann: Ab dem kommenden Jahr darf innerhalb des QS-Systems nur noch Soja gehandelt, verarbeitet und verfüttert werden, das den Anforderungen von QS-Sojaplus entspricht. Herkömmliches Soja darf im QS-System nicht mehr vertrieben werden.

Für Tierhalter, die in Deutschland selbst Sojabohnen anbauen und an ihre Tiere verfüttern, gibt es noch keine speziellen Anforderungen. Wie bei allen landwirtschaftlichen Primärprodukten gilt: Diese Sojabohnen können auch ohne Zertifizierung eingesetzt werden.

Und die Tierhalter, deren Futtermittellieferanten nach einem anderen, QS-anerkannten Standard zertifiziert sind, müssen daran denken, bei der Futtermittelbestellung ausdrücklich Futtermittel für einen QS-Betrieb zu ordern.

Soja aus dem Jahr 2023 darf auch im neuen Jahr noch verfüttert werden.“
- Katrin Spemann, QS

Darf Soja, das vor dem Jahreswechsel gekauft wurde, noch verfüttert werden?

Spemann: Alle Soja-Futtermittel, die vor dem Stichtag 1. Januar 2024 eingekauft wurden, dürfen selbstverständlich auch im neuen Jahr verfüttert werden.

Zertifizieren Sie auch den Sojaanbau selbst?

Spemann: Nein. Wir sind Standardgeber für Qualitätssicherung und Lebensmittelsicherheit, nicht für Nachhaltigkeitsanforderungen beim Sojabohnenanbau. Deshalb setzt QS hier auf international bereits etablierte Nachhaltigkeitsstandards, die ihrerseits den Sojabohnenanbau weltweit zertifizieren.

Der Nachhaltigkeitsnachweis kann über den Kauf von Zertifikaten erfolgen. Was heißt das?

Spemann: Aktuell gibt es weltweit noch keine ausreichenden Sojabohnenmengen aus nachhaltigem Anbau, die den Bedarf der Futtermittelhersteller decken könnten. Daher hat man sich innerhalb des QS-Systems auf eine Übergangsfrist zunächst bis Ende 2025 geeinigt. In dieser Zeit dürfen Futtermittelunternehmen auch Sojabohnen aus noch nicht zertifiziertem, nachhaltigem Anbau beziehen, handeln und verarbeiten.

Gelten dafür bestimmte Bedingungen?

Spemann: Ja. Über den Kauf von Credits („book & claim“) erfolgt ein finanzieller Ausgleich durch die Futtermittelunternehmen, mit dem Nachhaltigkeitsprojekte finanziert werden. Mit dieser Übergangslösung wird der nachhaltigere Sojaanbau also weiter gefördert.

Ziel ist, nachhaltigere Anbaumethoden zu fördern.“
- Katrin Spemann, QS

Wie viel CO2 pro kg Schweinefleisch wird durch den Einsatz von entwaldungsfreiem Soja eingespart?

Spemann: Eine genaue Angabe pro kg Fleisch lässt sich derzeit für die Gesamtbranche im QS-System nicht valide ermitteln. Entscheidend ist jedoch, dass alle Experten eine signifikante Senkung der CO2-Emissionen durch den Umstieg auf entwaldungs- und umwandlungsfreies Soja erwarten. Und letztlich geht es uns ja auch darum, nachhaltigere Anbaumethoden zu fördern.

Ist künftig eine spezielle Kennzeichnung der Tiere notwendig?

Spemann: Nein, dank der Branchenlösung läuft alles wie bisher. Das heißt: Der Landwirt darf nur als QS-Futtermittel gekennzeichnete Ware beziehen. Eine spezielle Kennzeichnung der Tiere ist anschließend nicht notwendig, denn alle QS-Tiere wurden mit QS-Sojaplus-konformem Soja gefüttert. Und auch alle nachgelagerten Produktionsstufen der Fleischwirtschaft im QS-System müssen keinen separaten Nachweis über den nachhaltigen Sojabohnenanbau erbringen.

Welche Regeln gelten für ausländische Betriebe, die ins QS-System liefern?

Spemann: Tierhalter aus den Nachbarländern wie Dänemark oder den Niederlanden müssen ebenfalls nachhaltig zertifiziertes Soja entsprechend QS-Sojaplus beziehen, wenn sie ihre Tiere bzw. das Fleisch ins QS-System liefern.

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