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Pflanzenschutz mit Second-Hand-Spritzen

Exakter und umweltschonender Pflanzenschutz hängt vom guten technischen Zustand der Pflanzenschutzspritze ab. Alte Geräte erfüllen die Voraussetzung oft nicht mehr. Und gebrauchte Technik?

Lesezeit: 10 Minuten

Dieser Beitrag von Torsten Wobser erschien zuerst beim Wochenblatt für Landwirtschaft und Landleben.

Die Ansprüche an Pflanzenschutzspritzen sind hoch. Die Technik muss sicherstellen, dass Pflanzenschutz­mittel auf die vorgesehenen Zielflächen und nicht auf Feldränder, Nachbarschläge, in die Atmosphäre und schon gar nicht ins Grundwasser gelangen. Haben ­alte Geräte hier Defizite, ist die Investition in Ersatz sinnvoll. Es muss jedoch keine fabrikneue Maschine sein, zumal derzeit mit erheblichen Lieferfristen gerechnet werden muss.

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Welche Ausrüstungsdetails bei der Anschaffung einer gebrauchten Spitze nicht fehlen dürfen und wie sich die Technik auch an aktuelle Verfahren anpassen lässt, haben wir mit Harald Kramer, ­Experte für Pflanzenschutztechnik der Landwirtschaftskammer NRW, diskutiert.

Eigenmechanisierung notwendig?

Die Pflanzenschutzspritze ist in die Jahre gekommen und arbeitet nicht mehr sauber – grundsätzlich müsste ein neues Gerät her. Doch ist das überhaupt notwendig? In vielen Fällen wird die Alternative, den Pflanzenschutz an einen Lohnunter­nehmer zu vergeben, gar nicht erst zu Ende gedacht. Doch das ist falsch.

Besonders Betriebe, die nicht auf den Pflanzenbau spezialisiert sind, können durch das Auslagern des Pflanzenschutzes Geld und Zeit sparen. Denken wir nur an den Aufwand für die Dokumentation oder das Beschaffen von aktuellen Informationen zu neuen Pflanzenschutzmitteln, Bekämpfungsstrategien oder Anwendungsbestimmungen.

Dabei darf nicht verschwiegen werden, dass die Arbeitserledigungskosten der Eigenmechanisierung in einem größeren Umfang beeinflussbar sind als die Lohnunternehmerpreise.

Wer eine Maschine zum Beispiel gebraucht kauft oder gemeinsam mit einem Nachbarn anschafft, senkt die Arbeitserledigungskosten. Eine Lösung für das auf spezialisierten Betrieben drängende Problem der knappen Arbeitszeit gibt es damit jedoch nicht.

Deshalb müssen für vergleich­bare Ansätze auch die Lohnkosten der eingesetzten Arbeitskraft Teil der Kalkulation sein. Dazu kommen dann noch Ansätze für Reparaturkosten, Versicherung und Unterbringung. Nicht zu vergessen sind die Kosten für den Schlepper – sie machen häufig mehr als 50 % der gesamten Arbeitserledigungskosten aus.

Welches Gerät passt zum Betrieb?

Grundsätzlich stehen vier Bauformen zur Verfügung, die verschiedene Anforderungsprofile abdecken:

Anhängespritzen: ab 2000 l Behältervolumen, in vielen Ausstattungsvarianten und Gestängebreiten. Vorteile: Günstige Lastverteilung, Einsatz auch mit leichten Traktoren, schnelles An- und Abhängen, großes Gebrauchtmaschinenangebot.Nachteile: eingeschränkte Wendigkeit und Übersicht sowie der Preis.

Anbauspritzen: Behältervolumen bis etwa 2000 l und Gestängebreiten bis 30 m. Vorteile: Modellauswahl und Ausstattungsvielfalt sind in diesem Segment sehr groß, sehr gut für kleine Parzellen geeignet, zum Teil preiswert.Nachteile: ungünstige Lastverteilung, große Hinterachs­belastung, begrenzte Flächenleistung, An- und Abbauen zum Teil unpraktisch.

In Kombi mit Fronttank: Wer Flüssigkeitsvolumen auf Anhängespritzen-Niveau benötigt, kann die Anbauspritze mit einem Fronttank kombinieren. Vorteile: Große Modellauswahl und Ausstattungsvielfalt, flexibel kombinierbar, bessere Lastverteilung möglich.Nachteile: An- und Abbau aufwendig, insgesamt hohe Achslasten.

Aufbau-Spritze: nur noch wenig im Einsatz.

Selbstfahrer: Großbetriebe, Betriebsgemeinschaften oder überbetrieblichen Einsatz.Vorteile: Bedienkomfort, Wendigkeit, Bodenfreiheit, Schlagkraft.Nachteile: hoher Kapitalbedarf.

Was ist Stand der Technik?



Wer eine gebrauchte Pflanzenschutzspritze anschaffen möchte, sollte darüber im Bilde sein, was Stand der Technik ist und was auch für Gebrauchtgeräte empfohlen wird. Die wichtigsten Punkte:



Behälter: Behälter aus glasfaserverstärktem Kunststoff (GFK), Polyethylen (PE) und vereinzelt Edelstahl. Den besten Kompromiss für alle Anforderungen bietet PE. Wichtig:

- Auf glatte Innenwände ohne Einbauten achten, um eine gute Reinigung zu ermöglichen.

-Frischwasserbehälter mit mindestens 10 % des Behälternennvolumens oder dem Zehnfachen der verdünnbaren Restmenge.

-Dritter Frischwasserbehälter mit 10 bis 20 l für die Hand­reinigung, Einspülschleusen.



Pumpen:Kolben- oder Kolbenmembranpumpe. Wichtig:

- Pumpenleistung für die Versorgung der Düsen (l/min):Arbeitsbreite (m) x Ausbringmenge (l/ha) x Fahrgeschwindigkeit (km/h) : 600

-plus Leistung für Rührwerk: bis 1000 l Behältervolumen 5 % des Nennvolumens; zwischen 1000 und 2000 l, 60 l/min; größer 2000 l, 3 % des Nennvolumens.

-Reinigungsprogramme sorgen für eine saubere Spritze. Empfohlen wird eine kontinuier­liche Innenreinigung mit einer separaten Pumpe.



Gestänge: Gestänge und Chassis sind durch einen gedämpften Zwischen- bzw. Pendel­rah­men voneinander entkoppelt. Wichtig:

- Teilbreitenschaltung, je mehr ungleichmäßige Stücke zu bearbeiten sind, desto eher lohnen sich kleine Teilbreitenabstände bis hin zur Einzeldüsenschaltung.

- Ab Gestängebreiten von 21 m wird eine aktive Gestängeführung empfohlen. Mindestens zwei Ultraschallsensoren führen das Gestänge in Verbindung mit Neigungssensoren in der Höhe und Seitenneigung.

- Federelemente an Deichsel oder Achse sollen die Belastung des Gestänges reduzieren, üblich sind Kunststoffdämpfer (zum Beispiel in der Deichsel), Luftfederungen und hydro­pneumatische Federungen.



Leitungen und Düsen: Druckumlauf- oder Zirkulationssysteme stellen sicher, dass die Spritzbrühe bei Arbeitsbeginn in der richtigen Konzentration zur Verfügung steht und sich beim Abschalten einzelner Teilbreiten keine Ablagerungen bilden bzw. sich die Brühe entmischt. Wichtig:

- Die Verschleißfestigkeit der Düsen steigt von Kunststoff über Edelstahl zu Keramik. Kunststoffdüsen sind für normale Anwendungsbedingungen ausreichend verschleißfest und AHL-beständig.

- Manuelle Mehrfachdüsen­träger erleichtern die Arbeit erheblich und zählen zur Grundausstattung. Wer es komfortabel möchte, wählt elektrische Düsenschaltungen.



Armatur: Spritzcomputer mit Bedie­nung in der Kabine.



Anhängung und Lenkung: Der Trend geht zur K80-Untenanhängung. Wichtig:

- Deichsellenkungen sind einfacher, güns­tiger und bis rund 4000 l verbreitet.

- Die Achsschenkellenkung bietet eine bessere Hangstabilität, setzt aber einen speziell geformten Behälter voraus, der das Einschlagen der Räder ermöglicht.

Gebraucht ja, aber mit kritischem Blick

Wer eine passende gebrauchte Pflanzenschutzspritze sucht, wird sie finden. Das Angebot auf den einschlägigen Maschinenportalen ist jedenfalls groß. Aller­dings schwingt beim Gebrauchtkauf immer das ungute Gefühlt mit, ob es nicht doch versteckte Mängel gibt. Ausschließen lässt sich das nie, eine gründliche Inspektion anhand der folgenden Liste vermindert aber das Risiko.

1. Zuerst kommt die Pumpe dran: Ist es das Original-Bauteil und passt die Pumpenleistung zur Gestängebreite? Die not­wendige Pumpenleistung errechnet sich wie bereits unter der Überschrift „Was ist Stand der Technik?“ beschrieben.

Für die Berechnung muss selbstverständlich die größte in den Kulturen angewendete Ausbringmenge in Ansatz gebracht werden. Es ist sinnvoll, eine etwas größere Pumpe zu wählen, um gegebenenfalls mit höheren Wasseraufwandmengen spritzen zu können. Abgesehen davon ­erreicht eine größere Pumpe ihre „Standardleistung“ bereits bei niedrigen Zapfwellendrehzahlen.

2. Wie sieht es mit Ölstand und Ölfärbung aus? Ist das Öl milchig, könnte eine defekte Membran die Ursache sein. Unter Umständen kann die Pumpe von außen nicht sicht­bare Kavitationsschäden aufweisen, wenn sie häufig bei hoher Drehzahl oder viel Unterdruck arbeiten musste (Saugfilter sauber?). Diese Schäden lassen sich jedoch reparieren, für viele ­Pumpen gibt es die nötigen Ersatzteile.

3. Weiter geht es mit denSchläuchen und Rohrleitungen. Sind sie dicht, finden sich Knick- oder Scheuerstellen?

4. Ein häufiger Mangel ist das Manometer. Zeigt es ohne laufende Pumpe bereits 1 bis 2 bar an, muss es getauscht werden.

5. Besonderen Belastungen ist das Gestänge ausgesetzt. Hier verdienen Schweißnähte, Gestängeaufhängungen, Gelenke bzw. die äußeren Gestängeelemente (Hindernis Kontakt) besondere Aufmerk­samkeit.

6. Pflicht ist eine Funktionskontrolle mit halbvollem Tank, um zum Beispiel Undichtigkeiten an Schläuchen und Rohrleitungen sowie die Tropfstopp-Funktion an den Düsen zu prüfen. Die Düsen dürfen maximal fünf Sekunden nachtropfen.

7. Ein Blick in den Behälter zeigt, ob das Rührwerk läuft. In Betrieb muss eine deutliche Bewegung des Inhaltes sichtbar sein.

8. Zu guter Letzt die Befestigungspunkte Behälter/Rahmen kontrollieren.

Tipp: Gebrauchte Spritzen generell nur mit einer gültigen Prüfplakette kaufen und sicherstellen, dass Ersatzteilversorgung besteht.

Was lässt sich nachrüsten?

Manchmal findet sich ein prima erhaltenes Gebrauchtgerät, dem jedoch das eine oder andere Ausstattungsdetail fehlt. Hier ­eine Zusammenstellung der Komponenten, die sich nach­rüsten lassen:

  • manueller Dreifach-Düsenkörper, etwa 30 €/Stück,
  • Injektordüsen, Kunststoff, ­etwa 6 bis 8 €/Stück,
  • elektrische Spritzarmatur, etwa 3500 €,
  • GPS-Teilbreitenschaltung, ungefähr 4000 €,
  • automatische Gestängeführung, etwa 5000 €,
  • Bandspritzeinrichtung, zum Beispiel mit 40° Row Fan-Düsen und separater Halterung am ­Gestänge (siehe Foto),
  • kontinuierliche Innenreinigung, 1500 bis 2000 €,
  • Gestängebeleuchtung, Kosten abhängig von Art und Anzahl der Leuchtmittel.

Was gibt es Neues?

Nicht nur aus politischen Gründen soll der Verbrauch von Pflanzenschutzmitteln bis 2030 um die Hälfte zurückgehen. Angepasste Pflanzenbau- und Pflanzenschutzstrategien werden notwendig sein, um die erwarteten Ertragseinbußen im Rahmen zu halten.

In Mais oder Zuckerrüben von der Flächen- auf die Reihen­spritzung umzustellen und mit mechanischer Unkrautbekämpfung zu kombinieren, ist ein Weg. Nach Einschätzung von Harald Kramer, Pflanzenschutzexperte der Landwirtschaftskammer NRW, ist das mit heute verfügbarer Technik bereits praktikabel, und zwar auch mit beachtlicher Flächenleistung.

Denn statt Bandspritzen einzusetzen, deren Arbeitsbreite an die der Drillmaschine angepasst ist, kommt die konventionelle Pflanzenschutzspritze mit Gestänge ins Spiel. Durch die hohe Flächenleistung können Pflanzenschutzspritze und Hacke auch zeitlich versetzt arbeiten und so ideale Witterungsbedingungen besser nutzen.

Bereits ab Werk bieten zum Beispiel Amazone, Horsch oder Dammann Bandspritzeinrichtungen für ihre Gestänge.

Spezielle Reihendüsen erzeugen bei etwa 27 cm Zielflächenabstand einen 40°-Kegel und eine Bandbreite von 20 cm. Die ist nach den Erfahrungen von Kramer zum Beispiel in Rüben unbedingt notwendig, um den Bereich um die Rübe sicher abzudecken. Da die Gestängebreite mehrere Drillmaschinenbreiten überdeckt, müssen die Bänder breit genug sein, um einen eventuellen Versatz in den Anschluss­spuren auszugleichen.

Dammann geht mit seinem RSD-System noch weiter. Gestängesegmente werden samt montierten Düsen kameragesteuert seitlich verschoben. Auf diese Weise lassen sich ungenaue Spuranschlüssen ausgleichen.

Gute Erfahrungen mit Selbstbau

Es geht aber auch einfacher. So hat die Landwirtschaftskammer mit einer „Selbstbaulösung“ gute Erfahrungen gesammelt. Dabei ist ein an das Hauptgestänge geschraubter leichter Träger mit Reihendüsen bestückt. Die wiederum sind mittels Schlauch an den Mehrfachdüsenstock des Hauptgestänges gekoppelt.

Weil das Anschlussfahren auf dem Vorgewende häufiger zu Schwierigkeiten führt, schlägt Kramer vor, dort nach wie vor die Flächenspritzung anzuwenden. Auf dem restlichen Schlag führt die Kombination aus mechanischer Hacke und chemischer Bandspritzung immer noch zu beachtlichen Mittel­einsparungen, mindert aber die Gefahr von Resistenzen.

Um das System noch praxistauglicher zu machen, plädiert der Fachmann zudem dafür, den Reihenabstand von Zuckerrüben zu überdenken. Statt 45 cm schlägt er 50 cm vor. Bei einem Düsenabstand von 25 cm ließen sich dann fast alle Reihenkulturen mit einem Gerät ­behandeln.

Geräteprüfung ist Pflicht



Klebt eine rosa Plakette auf der Spritze und die Geräteprüfung ist im ersten Halbjahr erfolgt, heißt es schnellst möglich einen Termin bei einem anerkannten Kontrollbetrieb vereinbaren. Eine Liste dieser Betriebe ist zum Beispiel auf den Internetseiten der Landwirtschaftskammer NRW zu finden. Steht keine amtliche Kontrolle an, ist der Nutzer selbst in der Pflicht, die Pflanzenschutzspritze so auf die Saison vorzubereiten, dass sie einwandfrei funktioniert. Ein Gerätecheck könnte so aussehen:



1. Frostschutz aus Tank, Pumpe und Einspülschleuse ablassen.



2.Alle Filter reinigen, denn ­neben Schmutzteilen können sich auch Wirkstoffe absetzen. Gleichzeitig das Filtergewebe auf Schäden überprüfen.



3. Die O-Ringe der Filtergehäuse und -einsätze mit etwas Fett, besser Vaseline, bestreichen.



4. die Förderpumpe prüfen: Ölstand? Wasser im Öl? Wechselintervall erreicht? Dabei gleich den Druck im Windkessel prüfen.



5. Wassermenge von mindestens einer Düse pro Teilbreite bei festgelegtem Druck und einer Minute Sprühzeit auffangen. Untereinander sollen die Einzelwerte maxi­mal ±10 % vom Mittelwert abweichen.



6. Gesamtausstoß berechnen und mit den Angaben des Spritzcomputers vergleichen. Weichen sie um mehr als 5 % voneinander ab, sollte der Rechner überprüft bzw. sollten die Impulse neu berechnet werden.



7. Die tatsächliche Geschwindigkeit gegebenenfalls per Zeitmessung ermitteln: gemessene Fahrstrecke (m) / Zeit (Sek.) x 3,6 = Fahrgeschwindigkeit (km/h).



8. Pflanzenschutzspritze mit klarem Wasser in Betrieb nehmen. Leitungen und Düsen auf Leckagen untersuchen sowie das Spritzbild beurteilen. Alle Schmierstellen am Gestänge abschmieren.

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