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Das kann der Reh- und Vogelschreck Protectronic Raptor

Vögel richten an Futterlagerstätten, in Getreidehallen, im Stall und auf dem Acker teils große Schäden an. Akustische Abwehrsysteme sollen sie fernhalten – unser Test im Detail.

Lesezeit: 8 Minuten

Schäden an Pflanzen, aufgepickte Folien, Kot in der Silage: Vögel können eine echte Plage sein. Um dem vorzubeugen, gibt es verschiedene Ansätze. Bei unserer Recherche sind wir auf einige Vergrämungsanlagen gestoßen, die unterschiedlich funktionieren. Dabei ist uns vor allem das Raptor Lautsprechersystem von Protectronic aus Österreich aufgefallen. Es soll neben Vögeln auch Wildschweine und Rehe verschrecken und sogar bei der Rehkitzrettung helfen können. Auf Anfrage lieferte uns der Hersteller prompt zwei Testgeräte für eine Saison.

Wie die Raptor-Lautsprecheranlage installiert wird

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Beim Raptor Lautsprechersystem setzt man auf natürliche Geräusche, die die Vögel verscheuchen sollen. Die Anlage gibt es in verschiedenen Ausführungen entweder mit einem oder zwei Lautsprechern. Außerdem lassen sich unterschiedliche Sounds für entsprechende Einsatzgebiete ordern. Auch kombinierte Modis für die Wild- und die Vogelabwehr sind möglich. Für unseren Test standen uns zwei verschiedene Geräte zur Verfügung:

  • Als einfache Anlage kam der Raptor R31 mit einem Lautsprecher und acht verschiedenen Störgeräuschen zum Einsatz.
  • Für die flächige Anwendung setzten wir auch den Raptor R35 mit zwei Lautsprechern ein, mit dem sich die abgedeckte Fläche etwa verdoppeln soll. Hier war eine kombinierte Soundsoftware für die Reh- und Vogelabwehr installiert.

Die Anlagen bestehen im Wesentlichen aus einer Trägerplatte mit einem oder zwei in der Neigung verstellbaren Lautsprechern, einer Elektronikbox und zwei Klemmen für eine 12 V-Autobatterie. Alle Metallteile sind aus nichtrostendem Stahl gefertigt. Die Trägerplatte lässt sich mit vier Schrauben an z.B. einem 6x6 cm Kantholz befestigen. Die Löcher sind dafür bereits vorhanden – gut. Ist die Anlage angeschlossen, ertönt eine Lautsprecherdurchsage, ob sie betriebsbereit oder die Batterie leer ist. Das finden wir gut.

Mit einem optionalen Netzteil kann man den Raptor z.B. an Fahrsiloanlagen auch einfach an einer 230 V-Steckdose anschließen. Für den autarken Einsatz bietet Protectronic zudem ein Solarmodul als Zubehör.

Welche Einstellungsmöglichkeiten die Raptor-Lautsprecheranlage bietet

Die einfache Soundsoftware DSC 8A des R31 kommt mit acht verschiedenen Vogellauten als Vergrämungsmittel. Das sollen zum einen Geräusche von Raubvögeln sowie Angstschreien von Krähen und Staren sein. Beim R35 ist die Software mit insgesamt 16 verschiedenen Sounds ausgestattet, wovon aber immer nur je acht verschiedene in einem Modus aktiv sind. Zu den genannten Tönen des DSC 8A kommen hier noch für Vögel ungewohnte Geräusche, wie Hundegebell, Schüsse oder der Ton eines Propeller-Flugzeuges hinzu.

Mit einem Drehregler unterhalb der Elektrobox lässt sich das Intervall einstellen. Das geht serienmäßig in zwei Intervallbereichen von einer bis acht, oder von drei bis 30 Minuten. Um die Bereiche wechseln zu können, muss man mit einem Schraubendreher die Elektrobox öffnen und auf einer kleinen Leiste den entsprechenden Schalter umlegen. Außerdem lassen sich über die Schalterleiste z.B. auch die Sounds wechseln (bei Doppelchip).

Zudem gibt es die Möglichkeit, die Startzeit der Anlage am Morgen in vier Stufen einzustellen. Als Referenz dafür nutzt der Raptor einen Lichtsensor. Abends schaltet die Steuerung bei Sonnenuntergang automatisch ab.

Über die Schalterleiste kann man beim kombinierten Gerät auch einen Nacht-/Dämmerungsmodus wählen. Das ist vor allem für die Wildvergrämung interessant.

Außerdem gibt es einen Läutstärkeregler. Wer die Anlage an Wohngebieten/Siedlungsflächen einsetzen möchte, sollte die Lautstärke anpassen. Bei voller Lautstärke ist der Raptor bei 1 m Abstand zum Lautsprecher bis zu 120 dB laut.

Damit sich Wildtiere und Vögel nicht an die Geräusche gewöhnen, wechselt der Raptor die einzelnen Töne nach einem Zufallsprinzip. Das heißt, dass es keine feste Reihenfolge der Töne gibt. Zudem ertönen die Sounds trotz Intervallschaltung mit einer Abweichung von +- 20 % zum eingestellten Wert.

Der Raptor arbeitet in einem Frequenzbereich zwischen 300 und 5.100 Hz. Laut Hersteller ist die Anlage damit auf den Hörbereich von Vögeln und der maximalen Empfindlichkeit von Wildtieren optimiert. In unserem Test musste sich die Anlage unter drei unterschiedlichen Bedingungen beweisen.

Wie die Raptor-Lautsprecheranlage bei der Vogelabwehr am Hof gewirkt hat

Zur Vogelabwehr am Hof platzierten wir den Raptor R31 am Fahrsilo. Durch die eng aneinander liegenden Gebäude auf unserem Testbetrieb konnte der eine Lautsprecher alle Stallungen und Siloanlagen abdecken. Die Vogelabwehr funktionierte hier gut, wenn das Intervall recht kurz eingestellt war.

Auffällig: Beim Einsatz von „nur“ acht Tönen, gewöhnten sich die Vögel (hauptsächlich Krähen und Dohlen) teilweise an die Anlage. Anders war das beim Raptor R35 mit den zwei mal acht Sounds. Hier wechselten wir regelmäßig. Das brachte eine sehr gute Vergrämung. Beeindruckt haben uns dabei die sehr klaren Töne z.B. vom Hundebellen, das die Hofhunde auf dem Betrieb des Öfteren verwirrte.

Wie die Raptor-Lautsprecheranlage bei der Vogelabwehr auf dem Acker gewirkt hat

Um Vogelfraß auf frisch gesäten Maisflächen vorzubeugen, kam der Raptor R35 mit seinen beiden Lautsprechern zum Einsatz. Die Batterie deckten wir in der Fläche mit einer Kunststoffkiste ab. Der Hersteller gibt einen „Arbeitsbereich“ von bis zu 7 ha beim Doppellautsprecher an.

Wichtig ist dabei die richtige Positionierung zum Flächenzuschnitt. Nach vorne schallen die Lautsprecher deutlich weiter als zur Seite. Auch bei diesen Einsätzen konnten wir Vogelfraß verhindern. Das milde Frühjahr mit einem schnellen Auflaufen der Saat hat hier aber sicherlich auch geholfen.

Wie die Raptor-Lautsprecheranlage bei der Rehkitzrettung gewirkt hat

Bei der Rehkitzrettung im Gras wurde es richtig spannend. Wir wollten wissen, ob die Anlage auch bei der Rehkitzrettung helfen kann. Dazu organisierten wir eine Drohne samt Wärmebildkamera und überflogen damit eine etwa 4 ha große Grünlandfläche am späten Abend vor der Mahd. Hier entdeckten wir mit der Drohne tatsächlich ein Rehkitz im Gras. Kurz vor Dunkelheit installierten wir den Raptor mit rund 200 m Abstand zum Kitz. Mit der entsprechenden Einstellung für die Rehabwehr ließen wir die Anlage über Nacht im Feld „arbeiten“.

Bei unserem Überflug am nächsten Morgen um etwa 5.00 Uhr lag kein Rehkitz mehr im Gras. Leider können wir aufgrund der Flächenstruktur im Test keine Aussage über die Größe des maximal beschallbaren Areals machen.

Testfazit zur Raptor-Lautsprecheranlage: Nicht günstig, aber gut

Die Raptor Vergrämungsanlage hat im Test einen sehr guten Eindruck hinterlassen. Unter unseren Bedingungen konnte sie die Schäden durch Vogelfraß deutlich minimieren. Für eine Pauschale Aussage reicht das natürlich nicht.

Wichtig ist unserer Meinung nach die doppelte Soundsoftware, um noch mehr verschiedene Störgeräusche zu erzielen. Außerdem sollte man alle Möglichkeiten der Anlage nutzen und auch die Intervalle der Geräusche regelmäßig ändern. Alles was fremd wirkt, vergrämt.

Eine Kurzanleitung im Deckel der Elektrobox hilft bei der Einstellung des einfachen Vogelabwehrsystems. Beim kombinierten Gerät ist aber ein Blick in die Betriebsanleitung nötig.

Auch bei der Kitzrettung kann der Raptor bei entsprechender Ausstattung helfen. Allerdings ist der Einsatz bei weit auseinanderliegenden Flächen natürlich begrenzt.

Wir sprechen uns für einen Kauf der Anlage aus. Auch wenn sie mit 522 € für den R31 bzw. 750 € für den R35 nicht gerade sehr günstig ist, können die durch Vogelfraß oder Wild verursachten Schäden durchaus deutlich größer ausfallen.




Weitere Tipps zur Vogelabwehr auf dem Hof

Um es den Vögeln so schwer wie möglich zu machen, lassen sich baulich an Hallen und Siloanlagen einige, teils recht simple, Vorkehrungen treffen. Liegt z.B. Getreide im Flachlager, sollten die Gebäude so dunkel wie möglich sein. Viele Vögel meiden dunkle Räume. Planen Sie deshalb bei einem Neubau ohne Lichtbänder/Lichtplatten.

Eine ordentliche Abdichtung ist mit Thermo-Dachplatten einfacher als mit Wellplatten, aber auch deutlich teurer. Ist die Halle z. B. mit Wellfaserzementplatten eingedeckt, können spezielle Füllplatten oder Traufenkämme die kleinen „Einflugschneisen“ schließen. Sie lassen sich einfach unter die Wellen schieben und z.B. an der Holzpfette mit Schrauben befestigen. Achten Sie bei Traufenverschalungen darauf, dass diese dicht sind. Vögel nutzen die ruhigen Rückzugsorte gerne als Nistplätze.

Was Türen und Tore betrifft, bieten Sektionaltore einen dichten Übergang zur Wandverkleidung. Die Abdichtung ist z.B. bei Schiebetüren, wie sie häufig in der Landwirtschaft vorkommen, deutlich schwerer. Offene Futterlager lassen sich auch z.B. mit Vlies abdecken und vor Verunreinigungen durch Vögel schützen.

Komplizierter wird es aber bei Fahrsiloanlagen. Das Siloschutzgewebe kann man sicherlich täglich nach dem Füttern wieder herunterziehen, das ist aber auf Dauer recht lästig. Zudem kann sich auch unter den Schutzgeweben an heißen Tagen sehr viel Wärme sammeln, was die Nacherwärmung des Futters beschleunigt. Vogelattrappen oder andere visuelle Vergrämungsmittel wie spezielle Luftballons mit imitierten Greifvogelaugen

helfen häufig nur sehr kurzfristig. Und im Stall sind dem Landwirt letztlich fast die Hände gebunden, denn die offenen Gebäude lassen sich auch mit sehr großem Aufwand nicht „vogeldicht“ gestalten – und Ackerflächen schon gar nicht.

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